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e) Kämpfen und Wirken.

Das ist's, was wir jetzo zu thun haben.

Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Das Göttliche.

Dabei müssen wir nichts sein, sondern alles werden wollen und besonders nicht öfter stillstehen und ruhen, als die Notdurft eines müden Geistes und Körpers erfordert.

An Hetzler d. Jüngeren, den 24. Aug. 1770. [268.

Eine andere Bekanntschaft . . . hat mir bisher nicht wenig genutzt, . . Herr **, ein Ideal für Mosheimen oder Jerusalemen, ein Mann, der durch viel Erfahrung mit viel Verstand gegangen ist, der bei der Kälte des Bluts, womit er von jeher die Welt betrachtet hat, gefunden zu haben glaubt: daß wir auf diese Welt gesetzt sind beson ders, um ihr nüßlich zu sein, daß wir uns dazu fähig machen können, wozu denn auch die Religion etwas hilft, und daß der Brauchbarste der Beste ist, und alles was draus folgt. Betet mit mir für mich, daß alles werde, wie's werden soll. An Frl. v. Klettenberg, den 26. Aug. 1770. [269.

Wären sie (die Kinder) nur für die Welt erzogen, daß sie sich hier rührten! Drüben würd's ihnen nicht fehlen. Gottfr. v. Berlich. I. Aufz. (1771). H. 11, 2. 27. [270.

Lieber Herr Bruder, lassen Sie uns in der Fühlbarkeit gegen das schwache Menschengeschlecht, dem einzigen Glück der Erde und der einzigen wahren Theologie, ge lassen fortwandeln und den Sinn des Apostels fleißig be herzigen: trachtet ihr, daß ihr Lebenskenntnis erlangt, euch und eure Brüder aufzubauen. Das ist euer Weinberg und jeder Abend reicht dem Tage seinen Cohn.

Zwo wichtige bibl. Fragen (Febr. 1773). H. 27. 2, 106. [271.

Er (der Mensch) wird herumgeführt von dem und jenem, hie in ein Gärtchen, da in eine Baumschule, in einen Irrgarten und Irrgärtchen, und preiset ihm jeder an seiner Hände Werk. Und endlich siehet er in seine Hände, die ihm auch Gott gefüllet hat mit Kraft und allerlei Kunst, und es verdrießt ihn des Gaffens und Schmaroßens an anderer Schöpfungsfreude, und kehret zurück zu seinem Erbteil, säet, pflanzt und begießt und genießt sein und der Seinigen in herzlich wirkender Beschränkung.

An Jacobi, den 31. Aug. 1774. [272.

Jenes wunderliche Wort (in Spinozas Ethik V): 'wer Gott recht liebt, muß nicht verlangen, daß Gott ihn wieder liebe', erfüllte mein ganzes Nachdenken. Uneigennützig zu sein in allem, am uneigennützigsten in Liebe und Freundschaft, war meine höchste Lust, meine Marime, meine Ausübung.

Dichtg. u. Wahrh. XIV (1774). H. 22, 168. [273.

Zuerst wird der Mann (Spinoza) als Atheist und seine Meinungen als höchst verwerflich angegeben, sodann aber zugestanden, daß er ein ruhig-nachdenkender und seinen Studien obliegender Mann, ein guter Staatsbürger, ein mitteilender Mensch, ein ruhiger Partikularier gewesen; und so schien man ganz das evangelische Wort vergessen zu haben:

'an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen'! Denn wie will doch ein Menschen und Gott gefälliges Leben aus verderblichen Grundsätzen entspringen?

Dichtg. u. Wahrh. XVI (1775). H. 23, 6. [274.

Ich habe die Götter gebeten, daß sie mir meinen Mut und Geradsinn erhalten wollen bis ans Ende und lieber mögen das Ende vorrücken, als mich den letzten Teil des Zieles laufig hinkriechen zu lassen.

An Frau v. Stein, den 19. Mai 1778. [275.

Was mir am wehsten thut, ist, daß ich einem Manne, der so genügsam verlangt, weder Hilfe noch Hoffnung geben kann. Nehmen Sie das wenige, was ich Ihnen geben kann, als ein Brett, das ich Ihnen in dem Augenblicke zuwerfe, um Zeit zu gewinnen.. Nehmen Sie diese Tropfen Balsams aus der kompendiösen Reiseapotheke des dienstfertigen Samariters, wie ich sie gebe.

An Kraft, den 2. Nov. 1778. [276.

Man muß recht fleißig beten, um bei so viel widrigen Erfahrungen den jugendlichen guten Willen, Mut und Leichtsinn (die Ingredienzien des Wohlthuns) zu erhalten.

An dens., den 23. Nov. 1778. [277.

Elender nichts als der behagliche Mensch ohne Arbeit!
Tagebuch v. 13. Jan. 1779. [278.

Aber ich lasse doch nicht ab von meinem Gedanken und ringe mit dem unbekannten Engel (Mos. 1, 32), sollt' ich mir die Hüfte ausrenken. Es weiß kein Mensch, was ich thue und mit wieviel Feinden ich ringe, um das wenige her

vorzubringen. Bei meinem Streben, Streiten und Bemühen bitt' ich euch nicht zu lachen, zuschauende Götter, allenfalls lächeln mögt ihr und mir beistehen.

Tagebuch v. 25. Juli 1779. [279.

Propria qui curat, neminis arma timet.

Tagebuch v. 2. Aug. 1779. [280.

Wir sind in und mit Lavater glücklich. Es ist uns allen eine Kur, um einen Menschen zu sein, der in der Häuslichkeit der Liebe wirkt, der an dem, was er wirkt, Genuß im Wirken hat und seine Freunde mit unglaublicher Aufmerksamkeit trägt, nährt, liebet und erfreut. - Die Wahrheit ist einem doch immer neu, und wenn man wieder einmal so einen ganz wahren Menschen sieht, meint man, man käme erst auf die Welt.

An Frau v. Stein, den 30. Nov. 1779. [281.

Wenn nur jeder den Stein hübe, der vor ihm liegt! Aber eherne Geduld, ein steinern Aushalten!

Tagebuch v. Mai 1780. [282.

Gewohnt, jeden Tag zu thun, was die Umstände erfordern, was mir meine Einsichten, Fähigkeiten und Kräfte erlauben, bin ich unbekümmert, wie lang es dauern mag, und erinnere mich fleißig jenes Weisen, der auch drei wohlgenutzte Stunden für hinreichend erklärt hat.

An Kraft, den 11. Aug. 1780. [283.

Das Tagewerk, das mir aufgetragen ist, das mir täg lich leichter und schwerer wird, erfordert wachend und träumend meine Gegenwart. Diese Pflicht wird mir täglich teurer, und darin wünsche ich's den größten Menschen gleichzuthun, und in nichts Größerem. Diese Begierde, die Pyramide meines Daseins, deren Basis mir angegeben und gegründet ist, so hoch als möglich in die Luft zu spißen, über

wiegt alles andere und läßt kaum augenblickliches Vergessen zu. Wenigstens soll man sagen, es war kühn entworfen, und, wenn ich lebe, sollen, will's Gott, die Kräfte bis hinauf reichen. An Lavater, Aug. 1780. [284.

Erhalt uns Gott lange auf dieser schönen Welt und in Kraft, ihr zu dienen und sie zu nutzen.

An dens., den 18. März 1781. [285.

Meine alte Wohlthätigkeit kehrt zurück und mit ihr die Freude meines Lebens. Du hast mir den Genuß im Gutes: thun gegeben, den ich ganz verloren hatte. Ich that's aus Instinkt und es ward mir nicht wohl dabei.

An Frau v. Stein, den 27. März 1781. [286.

Auf diesem beweglichen Erdball ist doch nur in der wahren Liebe, der Wohlthätigkeit und in den Wissenschaften Freude und Ruhe.

An dieselbe, den 25. Juni 1781. [287.

Ich würde in dem geringsten Dorfe und auf einer wüsten Insel ebenso betriebsam sein müssen, um nur zu leben. Sind denn auch Dinge, die mir nicht anstehen, so komme ich darüber gar leichte weg, weil es ein Artikel meines Glaubens ist, daß wir durch Standhaftigkeit und Treue in dem gegenwärtigen Zustande ganz allein der höheren Stufe eines folgenden wert und sie zu betreten fähig werden, es sei nun hier zeitlich oder dort ewig.

An Knebel, den 3. Dez. 1781. [288.

Ich bitte Gott, daß er mich täglich haushälterischer werden lasse, um freigebig sein zu können, es sei mit Geld oder Gut, Leben oder Tod.

An Frau v. Stein, den 10. Dez. 1781. [289.

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