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kehrt nur, sofern sie von einem des Denkens fähigen Subject gedacht werden.

Worin vereinigt sich aber die objective Seite des Denkens mit der subjectiven?

Offenbar in der Copula des Urtheils, im Sein.

Das Denken hat zum Sein ein bestimmtes Verhältniß. Es sezt das Allgemeine und in seiner Allge= meinheit Nothwendige. Was nicht gedacht werden kann, ist gar nicht, nämlich nicht in dem Sinn dauerloser Wahrheit. Das wahrhafte Sein ist selbst ein gedankenmäßiges. Dies läßt sich allerdings auch so ausdrücken, daß das Denken sich selbst als Sein bestimmt. Man muß hier nur bei dem Worte Denken nicht etwas Anderes, als das Denken, denken, z. B. das Vorstellen. Denn vorstellen kann ich freilich mir Vieles, dem kein Sein zukommt, wie schon der Leontiner Georgias damit irrführte, daß er die Vorstellung eines auf dem Meere von selbst fahrenden Wagens einen Gedanken nannte.

Wenn die Philosophie die Einheit des Denkens mit dem Sein behauptet, so meint sie das nicht in der cru= den Weise, als ob darin der Unterschied des Denkens von dem Sein vernichtet würde. Der Begriff des Denkens in seiner Einheit mit dem Sein wie in seinem Unterschied von demselben ist der Begriff seiner AbsoLutheit, denn in diesem Begriff des mit dem Sein identischen Denkens ist das Denken sowohl als die Form des objectiven Seins, wie als der Inhalt des subjectiven Denkens erkannt und folglich eben so frei von der Ab

sonderung und Gegenüberstellung seiner Bestimmungen als Gesezen für das concrete Sein und Denken, wie von dem Gedachtwerden durch ein Subject. Es ist, was es ist, an und für sich.

Der Schöpfer der Logik als einer besondern Wis= senschaft, Aristoteles, dachte noch nicht daran, ein regelrechtes Lehrgebäude dieser Wissenschaft zu errichten. Sein großer Verstand erfaßte aber mit der Analyse des Urtheils den Mittelpunct aller Wissenschaft des Logischen, denn der Begriff des Urtheils enthält einerseits das Denken als die Thätigkeit, als den Act eines Subjects; anderseits aber die objective Beziehung einer Bestimmung des Denkens auf eine andere, das Hinausgehen über den vereinzelten Begriff zu einem andern; endlich auch den Ausdruck der Einheit oder Nichteinheit der auf einander Bezogenen als einer wirklichen, möglichen oder nothwendigen. Die verschiedenen logischen Schriften, welche unter dem Collectivnamen des Organons von ihm übrig sind, enthalten fast alle Momente, welche die Logik als besondere Richtungen eingeschlagen hat. In der kleinen Anfangsschrift über die Kategorien herrscht das metaphysische Element vor; in der Hermeneutik das grammatische; in den erste= ren Analytiken das erkenntnißtheoretische; in den legteren das methodologische; in den Topiken das rhetorische; in den sophistischen Elengchen das kritische. Allein Aristoteles ging noch nicht darauf aus, die Entwicklung des Begriffs des Denkens als eine zusammenhängende Stufenfolge verschiedener Standpuncte abzuleiten.

Erster Abschnitt.

Die

objective Logik.

Das Denken ist zwar an sich als Thätigkeit des subjectiven Geistes von dem realen Sein unterschieden, muß aber diesen Unterschied erst erkennen. Ursprünglich sezt es seine Identität mit dem Sein in absoluter Unbefangenheit. Es erscheint sich selbst noch nicht als Denken für sich, sondern in dem Sinn als eine seiner Bestimmungen.

Zuerst ist aber auch für das Denken das Sein, in welchem es sich selbst erfaßt, noch das ganz allgemeine, unbestimmte; das Denken sezt das logische und das ontologische Element als untrennbar in objectiven, realen Processen. Diese Logik ist pragmatisch, unmittelbar sachliches Denken.

Die größere Bestimmtheit des Denkens erzeugt sich zweitens durch die Vermittelung der quantitativen Verhältnisse des Seins. Der qualitative Unterschied wird auf den der Größe zurückgeführt. Die Geometrie

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