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Gefühl ist jedoch nur der Geist selbst in der Form der Formlosigkeit, welche er, weil er Geist ist, aufheben und sich seinem Empfinden als einfaches Subject gegenübersegen muß, wodurch die Empfindungen die Bedeutung des Stoffes und er selbst die Bedeutung der Form erhält. Diese Thätigkeit aber, das Unterscheiden seiner selbst als des in seiner Einfachheit sich gleichbleibenden Subjectes von der Mannigfaltigkeit der Empfindungen und das Sezen derselben nach ihrem Unterschied von einander ist eben das, was wir Bewußtsein nennen.

Zweites Capitel.

Die phänomenologische Fogik.

Das Bewußtsein sezt das Object dem Subject entgegen. Das Subject hebt das Object in sich auf, macht sich aber auch ihm selbst zum Object. Da es nun schon die Objectivität als sinnlich erscheinende in sich aufge= hoben hat, so ergänzt es diese Objectivität durch den Parallelismus seiner eigenen Objectivität, wie es sich selber der ideell erscheinende Gegenstand ist. Indem es aber sowohl die äußere als die innere Obfectivität in sich aufhebt, erkennt es als die Identität derselben die Eine Vernunft und da es selbst sowohl in fenem Äußeren als in diesem Innern die Realität seiner Erscheinung und Entwicklung findet, so erkennt es auch sich in Identität mit der Vernunft.

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Das Denken als Bewußtsein seht das, was es nicht unmittelbar selbst ist, als sein Anderssein, allein nur, um dies Sein zum Sein seiner selbst zu machen. Das Denken als das seiner bewußte hat das Sein, von dem es sich für sich unterscheidet, zum Gegenstand. Dies ihm vorerst gegenständliche Sein wird ihm durch die Aufnahme in das Bewußsein selbst Bewußtsein. Das Sein als Object bleibt natürlich sich gleich und wird in seiner Beziehung auf das Denken nicht an sich ein anderes, allein für das Bewußtsein hört es auf, ein von ihm getrenntes zu sein. Als ge= dacht, als gewußt, ist es in das Element des Denkens, des Wissens eingetaucht. Sein Sein ist im Bewußtsein nicht nur Sein, sondern zugleich Bewußtsein. Der Schein, als Sein ein undenkliches Wesen zu sein, verschwindet durch das Gedachtsein. Die Logik dieses Standpunctes ist die Logik der Erfahrung. Seit dem vorigen Jahrhundert, hauptsächlich durch die Kantische Philosophie, ist der Sprachgebrauch sehr verbreitet worden, die Erkenntnißweise, welche die Mannichfaltig= keit der Phänomene, wie sie sich dem äußeren und dem inneren Sinn darbietet, zum Ausgangspunct macht empirisch, zu nennen. Bei den Alten wurde dies Prädicat vorzüglich denjenigen Ärzten gege= ben, welche ihre Semiotik durch das alsdyróv begründeten. Der Skeptiker Sertos, selber ein Arzt, bekam hiervon den Beinamen Empirikos. Er nennt solche rate οἱ ἀπὸ τῆς ἐμπειρίας ἰατροί (ed. Imm. Bekkeri.

1842, p. 329, 191). Der Empirie sezte man bald die Methode, bald die Theorie entgegen, legte aber noch in den ersten zwei Dritteln des vorigen Jahrhunderts ein geringes Gewicht auf den Ausdruck empirisch, wie man unter Anderem daraus sehen kann, daß der Artikel: Empirisch, in der vierten Auflage von Walch's philosophischem Lerikon 1775, nur wenige Zeilen einnimmt. In dem großen Lexicon rationale sive Thesaurus philosophicus von Stephanus Chauvin, Rotterdam 1692, fol., kommt das Wort noch gar nicht vor, obwohl dies Lexikon den Ausdruck philosophisch ganz im Sinn der heutigen Engländer und Nordamerikaner nimmt, nämlich alle physikalischen Apparate, alle mechanische Technik darunter zu subsumiren. Experientia wird darin ganz im Sinn des experimentirenden Forschens definirt als eine cognitio quaedam nullo docente per usum contingens. Aus diesem Fragment der philosophischen Terminologie ersieht man recht schlagend die große und schnelle Verbreitung der Kantischen Speculation.

Genau genommen wäre nach dem Obigen die Logik des Bewußtseins, des Selbstbewußtseins und des vernünftigen Selbstbewußtseins zu unterscheiden, welche wir auch die empirische, die subjectiv-idealistische und die rationale nennen können.

1. Die Logik des Empirismus.

Das Denken ist wirkliches Denken nur als Thätigkeit eines wirklichen Subjectes, für uns, des Menschen.

Ein anderes auch denkendes Wesen ist für uns im Contert unserer Erfahrung nicht gegeben. Der Mensch ist nun zwar an sich selbst wesentlich Denken, allein durch seine Natürlichkeit mit der Natur, mit dem Sinnlichen, in unmittelbarem Zusammenhang. Die gewöhnliche Logik gibt sich zur Sinnlichkeit ein widersprechendes Verhältniß. Einmal behandelt ste dieselbe mit barbarischer Verachtung. Sie spricht von ihr als einem niedrigen Elemente, auf welches das Denken stolz herabficht. Ste vergißt, daß die Natur eine Existenz ist, zu welcher Gott selbst als Schöpfer sich entschließt und durch deren Vermittelung allein die Eristenz einzelner Geister möglich ist, denen eben deswegen die ganze Natur wieder inhärirt. Sie vergißt, daß die Natur gar nicht allein den Inhalt der ftum= lichen Wahrnehmung ausmacht, sondern daß auch der Geist dem einzelnen Geist lediglich durch das Vehikel der Außerlichkeit der Natur erscheinen kann. Die Schrift Alten Testamentes sagt in ihrer naiven Weise: sollte Gott, der das Auge gepflanzt hat, nicht sehen, sollte er, der das Ohr gepflanzt hat, nicht hören? D. h. sie macht Sehen und Hören, Naturacte, zu Prädicaten Gottes und hält ihn nicht für zu gut, ihm das Sehen und Hören abzusprechen. Die Nothwendigkeit der Natur, das Organ der Manifestation des Geistes zu sein, wird bei dem beliebten Abstractum Sinnlichkeit nur zu oft vergessen. Das anderemal soll nun freilich eben diese als ein bloßer Koth geringgeschäßte Natur der Hebel sein, ohne welchen das Denken selbst so gut als Nichts wäre, denn, erzählen uns die Einleitungen zur Logik, die Sinnlichkeit allein liefere uns

den Stoff zum Denken. Sinnlichkeit erzeuge in uns Vorstellungen, welche der Verstand hinterher ordne und verbinde, gleichsam wie die Steine eines Dominospiels. Es ist unglaublich, mit welcher Flüchtigkeit viele Lehrbücher der Logik diesen Punct behandeln, mit welcher Gedankenlosigkeit sie von der Außenwelt einen Eindruck auf die Seele machen und diesen zur Vorstellung werden laffen, um weiter den Verstand an derselben die Theile als Merkmale unterscheiden zu lassen. Das ist die ewige Litanei! Ding, Eigenschaften, Eindruck, Vorstellung, Merkmale, deutliche und undeutliche, allgemeine und besondere! Dann ist man im Zuge. In der vierten Auflage von L. H. Jakobs Grundriß der allgemeinen Logik, Halle 1800 lautet z. B. der zweite und dritte Paragraph der EinLeitung folgendermaaßen:

Ja sie versichern wohl, die

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„Die erste Erkenntniß, welche er (der Mensch) sich erwirbt, ist sehr unvollkommen. Sie fängt mit der Empfindung an, welche die ihn umgebenden Dinge auf ihn machen. Mit derselben entwickeln sich Sinne und Einbildungskraft, welche von der Empfindung verschiedene Dinge vorstellen. Diese Vorstellungen wecken zugleich den Verstand, welcher das Empfundene als Gegenstand denkt, und indem er die Theilvorstellungen zusammenfaßt, sich einen Begriff von der Sache bildet, der ihm, in wiefern er Theilvorstellungen oder Merkmale enthält, die auch andern Dingen gemein sind, zugleich diese andere Dinge mit vorstellt

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