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2. Jeder Gefangene soll ein

3. Der Kammerdiener foll

»lich getrennt werden. eigenes Zimmer haben. » in Verhaft genommen werden. 4. Der Bürger Hes »bert soll den fünf bereits ernannten Kommissarien zugefellt werden. 5. Dieser Beschluß soll heute » Abend noch in Ausführung gebracht werden. 6. Auch » soll allès Silbergeschirr den Gefangenen weggenoms » men werden, und die Kommissarien sollen Vollmacht »haben, diese Geiseln der Tyrannenverschwörung nach Willkühr zu behandeln. «

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Von der Ausführung dieses Befehls stattete der Bürger und Kerkermeister Hebert den folgenden Bes 'richt ab: »Ich kam,« sprach er, » des Nachts in das »Zimmer. Ludwig lag im Bette. Ich machte ihm » den Befehl des Bürgerraths bekannt und las den »selben ab. Er verlangte ihn zu sehen. Ich zeigte ihn vor. Dann wurden Feder, Dinte, Papier und »Bleifedern, weggenommen. Ludwig schien außer » sich vor Erstaunen, und sprach: Laffen Sie mich »in diesem Zimmer wenigstens noch diese »Nacht. Ich aber befahl ihm, fögleich aufzustehen, » und mir zu folgen. Ludwig zog sich an, und folgte »mir in sein neues Zimmer. Vorher trat er noch in » das Zimmer feiner Gemahlinn und der Elisabeth. »Diesen machte ich bekannt, daß sie getrennt werden » müßten: da fielen sie sich einander um den Hals und »weinten bitterlich. Ludwig ergriff die Hand feiner Gemahlinn, und die Hand seiner Schwester, drückte #beide Hände, und sah gen Himmel, ohne ein Wort »zu sprechen. Die Weiber heulten noch lauter als »>vorher. Da riffen wir sie mit Gewalt von einander, » und führten Ludwig in fein neues Gemach. Er sah

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» sich um, und legte sich zu Bette.

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Als er des Mor gens die eisernen Ståbe vor dett Fenstern erblickte, » und die kleinen Löcher, durch welche das Licht herein »fiel, da sprach er: dieses Zimmer ist für mich »zu enge und zu heiß, ich mag darin nicht »långer bleiben. Er erhielt zur Untwort: er müßs ate darin bleiben, selbst gegen seinen Willen. Da

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feufzte er. Die Weiber baten um Erlaubniß mit den » Kindern sprechen zu dürfen. Dieß wurde zugegeben; » jedoch unter der Bedingung, daß sie nicht durch Zeiss chen sprechen sollten.« In diesem Tone sprachen die Mitglieder des Pariser Bürgerrathes von ihrem gefangenen Könige und seiner Familie.

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Man fann auf alle Kleinigkeiten, um den König zu kränken. So sehte man z. B. in das Zimmer des Königs eine Wanduhr, welche vormåls in den Thuils lerien gestanden hatte, und auf deren Zifferblatt die. Worte standen: le Pautre Uhrmacher des Kös nigs. Diese Worte: des Königs wurden ausgekrichen, und slatt derselben: der Republik geseßt; so daß es jezt hieß: le Pautre Uhrmacher der Republik. Eine lächerliche, kindische Menderung, weil le Pautre, als er die Uhr verfertigte, allerdings Uhrmacher des Königs gewesen war. Aus dergleichen Zügen kann man aber den Geist der sich felbst so nennenden Frankreichischen Republikaner am besten kennen lernen. In allen Handlungen derselben findet man einen kleinlichen, kindifchen, erbårmlichen Triumph darüber, daß sie sich ihres Monarchen entles digt hatten; nichts großes, edles, erhabenes, wirks lich republikanisches, Es find elende verachtenswürs

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dige Menschen, die in allen ihren Handlyngen Mans gel an Erziehung und grten Sitten verrathen.

Was damals die Gesinnungen der Pariser über den König waren, davon gibt uns Moore ausführlis che-Nachricht. a) » Ueber das wahrscheinliche Schicks fal des Königs,« schreibt er am 16. Oktober, »habe ich mich häufig mit Mitgliedern der Konvention bes sprochen, denen man auf die Konvention großen Eins fluß zutraut. Sie schienen überzeugt, die Mehrheit der Versammlung, mit Einfluß der achtbarsten Mite glieder, sei geneigt ihn zu verbannen, und gebe sich Mühe, jeden Vorschlag zur Eröffnung seines Prozeß fes aufzuschieben, bis das Volk falt genug geworden fei, einen solchen Ausspruch gut zu heißen, welches, wie sie fürchten, jeßt noch nicht der Fall ist. Man glaubt folgende Bemerkung eines Deputirten habe großen Eindruck auf die Konvention gemacht: Karl der Erfte hatte Nachfolger; die Tarquinier befamen keine..... So weit mein Auge reicht, wünschen die wirklichen Pariser Bürger, die eigentliche Bürgerschaft, keinesweges den Tod des Königs. Versteht man aber unter dem Volke, den verworfe= nen unnügen Pöbel der Vorstådte, und das Lumpens pack, das sich dingen läßt auf öffentlichen Plågen ums her zu schreien: so ist es nicht wahrscheinlich, daß dies fe jemals kalt werden, oder sich irgend einen Auss spruch werden gefallen lassen, den Diejenigen, von denen sie gedingt sind, oder ihr eigener grausamer Sinn, ihnen nicht angeben. Noch heute (16. Oft.) hatte ich in der Konvention Gelegenheit zu beurthei

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a) Moore Journal. T. 2, S. 96.

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len, wie wenig man den' Hoffnungen oberwähnter Deputirten vertrauen dürfe. Die Debatte hatte nicht die entfernteste Beziehung auf den König, als Hr. Hardi, ein Deputirter, den Rednerstuhl bestieg, und fagte: »Ich erinnere die Konvention an eine wichtige Pflicht gegen das Vaterland, welche sie zu lange vers schiebt, an den Prozeß gegen Ludwig Capet. Ich verlange, daß ein Tag zu feinem Prozesse anberaumt werde, damit das Blut des Verräthers die der Nation zugefügten Beleidigungen büße. Alfo gals

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ten dem Sprecher Prozeß und Hinrichtung für einerlei! Dieß veranlaßte viele ungemäßigte aberwißige Ausdrücke anderer Deputirten, welche den Antrag auf den Prozeß unterstüßten, worunter sie gleichfalls Hinrichtung verstanden. Einer sagte: die Geister der am zehenten August vor dem Schloffe gefallenen Freiheitsmårtyrer riefen um Rache gegen den meineidigen Ludwig; und als ein Anderer bemerkte: man müsse Aktenstücke zum Beweise der Verråtherçi des Königs drukEen lassen, und den Deputirten mittheilen, folglich werde es beträchtlich viel Zeit erfordern, che maŋ zum Urtheile schreiten könne; da behauptete ein Dritter: Ludwig Capet könne nicht als König betrachtet wers den, weil die königliche Würde in Frankreich abge= schafft sei; — wie dann? je nun! als ein bloßer Privatmann, den man eingezogen habe, um ihm den Prozeß zu machen; nun sage aber das Gefeß ausdrücklich, wer eines Verbrechens wegen eingezogen fei, der folle innerhalb vier und zwanzig Stunden nach seiner Gefangennehmung vor den Richter gebracht werden; folglich habe der Meuchelmörder Ludwig bereits zu lange gesessen, und sollte daher sobald als möglich vor feine

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Bei

dieser und andern ähnlichen Gelegenheiten verdoppelten, wie ich beobachtete, die Leute auf den Gallerien ihr Beifallklatschen bei jeder grausamen Aeußerung, bei jedem heftigen Vorschlage, und Diejenigen, die sich bei der Menge in Gunst sehen wollten, schienen, dadurch aufgemuntert, mit neuen, immer heftigern, Maasregeln hervor zu treten.«<

Uebrigens

An einem andern Orte a) sagt er: fragt man jest nicht bloß, ob es gerecht oder zutråglich sei, den König zu richten, sondern man hat uns glücklicherweise das Ja oder Nein der Beantwortung zu einer Partheisache gemacht, wobei Leidenschaft mehr gilt, als jene beiden Rücksichten. Dantons Parthet weiß, daß die Girondisten wünschen den König zu rets ten; dieß ist ihr Grund genug, alles mögliche zur Bes förderung seines Prozesses und seiner Verurtheilung beizutragen, und den Widerstand ihrer Gegner als eis nen Beweis aufzustellen, daß diese in ihrem Herzen Aristokraten und Königlichgesinnte sind. Marat, der große Geschäfftstråger Dantons und Robespierre, bez hauptet: es sei sehr ungerecht, und eine schmähliche Abweichung von den schmeichelhaften Grundsäßen der Gleichheit, da man Hrn. Delaporte und andere untergeordnete Verbrecher bestraft habe, wenn man nun den größten aller Verbrecher übergehen wollte. Endlich sind mir neuerdings noch eine Menge Umstän de aufgefallen, für einzelne Hererzählung zu kleinlich, die mich mit Besorgniß um das Schicksal des Königs erfüllen. Es ist freilich abscheulich, und erniedrigend

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