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tion ergehen zu lassen, Die Wichtigkeit sowohl als die Authenticitât dieser Schrift erfordern, mein General, daß sie dieselbe so bald als möglich zur Kenntniß derjes nigen Nation bringen, an welche sie gerichtet ist. Was für Wege und was für Personen Sie auch wählen mås gen um dieselbe bald bekannt zu machen, so wird fie unsererseits durch den Druck bekannt gemacht werden; und man wird der Frankreichischen Nation Nachricht ges ben, daß das Original dieser Erklärung Jonen beute durch mich ist zugesandt worden.”

,,Es thut mir leid, mein Herr, daß die Beweggrüns de, welche ich gestern dem Adjutanten sagte, den Sie mir zugesandt baben, mich verhindern, Ihnen diese Ers klärung selbst u åberbringen, und in den Unterhands lungen fort zu fahren, mit denen wir uns in den vers floffenen Tagen beschäftigten: allein nichts soll mich hindern, das Andenken der freundschaftlichen Aufnahme zu behalten, die ich von Ihnen, mein General, erhielt, so wie auch eine Gelegenheit zu suchen, Sie von der ausgezeichneten Achtung zu überzeugen, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn, u. f. w.

,,Im Hauptquartier zu Hans am 28. Septem

ber 1792."

53 anftein.”

Der General Dümouriez machte seiner Armee feine Schrift an den König von Preußen sowohl, als das ers haltene Manifeft, mit folgender Anrede durch den Druck bekannt:

Hier, meine Waffenbrüber, sehet Jhr, was für billige Vorschläge ich den Preußen gethan habe, nachs dem ich von ihnen Botschaften, die sich auf den Frieden bezogen, erhielt. Der Herzog von Braunschweig hat

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mir, statt der Antwort, ein unverschämtes Manifest übersandt, welches die ganze Nation, aufbringen, und die Anzahl der Soldaten vermehren wird. Keinen låns geren Waffenstillstand, meine Freunde, lasset uns diese Tyrannen angreifen, und machen wir, daß sie es bes reuen mögen, hieher gekommen zu seyn, und ein freies Land betreten zu haben!"

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Dem Obristen von Manstein antwortete Dümouriez: Es thut mir leid, tugendhafter Manstein, daß ich, statt aller Antwort auf Vorschläge, welche Menschlich, keit und Vernunft mir eingaben, eine Erklärung erhalte, welche ein freies Volk nothwendig aufbringen muß. Von diesem Augenblicke an soll der Waffenstillstand zwischen den beiden Armeen aufhören, und wir dürfen jest an nichts benken, als uns zu schlagen, weil wir keine Grundlage mehr zu Unterhandlungen haben. Mor gen früh werde ich alle meine Vorposten benachrichtigen laffen, daß der Waffenstillstand zu Ende ist: thun Sie dasselbe Ihrerseits.”

"

„Es thut mir leid um Ihre Freundschaft. Ich bes flage zwei tapfere Nationen, die von den Launen einiger Leute abhangen: allein Sie werden die Frankreicher der von ihnen eroberten Freiheit würdig, und bereit finden, es Diejenigen bereuen zu machen, die da versuchen möchten, ihnen dieselbe zu entreißen. Ich werde die Schrift des Herzogs von Braunschweig der National Fonvention übersenden; ich werde dieselbe in meinem Lager vorlesen laffen: und überall wird sie mit demsels ben Unwillen anfgenommen werden. Das ist nicht der Weg, wie man mit einer großen und freien Nation vers handeln muß; nicht so kann man einem souverainen Volke Gefeße vorschreiben.”

„Zu Ste. Menehould, am 28. September 1792, im 4 Jahre der Freiheit, und im ersten der Republik." "Dümouriez."

Indessen suchte man von Preußischer Seite die abs gebrochenen Unterhandlungen wieder anzuknüpfen, und der Hr. von Manstein schrieb zu diesem Zwecke am fol genden Tage dem Generale Dümouriez :

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Mein Herr. Der Brief, den ich von Ihnen durch den Lieutenant Qualtini erhalten habe, war mir gangunerwartet. Es scheint mir, Herr General, als wenn Sie den Sinn der Erklärung nicht hätten fassen, und den eigentlichen Geift, in welchem dieselbe geschrieben ist, nicht hätten bemerken wollen, und daß Sie dem Entschlusse, den die Nation über den Hauptgegenstand derselben faffen möchte, vorgreifen. Ich würde es uns endlich bedauren, wenn deßwegen, weil wir uns nicht gesprochen haben, man voreilige Schritte thun wollte, die vielleicht noch zu vermeiden wären, wenn wir uns noch Ein mal sprechen könnten. Dieser Gedanke fos wohl, als die Menschlichkeit, machen es mir zur Pflicht, Ihnen auf morgen gegen Mittag eine Unterredung bei den Vorposten unserer beiden Urmeen: vorzuschlagen. Uufere Armee wird nicht zuerst den Waffenstillstand brez chen. Ich erwarte Ihre Antwort; und was auch der Erfolg unferer Unterredung seyn mag, so wird sie mir doch auf alle Fälle das Vergnügen gewähren, Ihnen mündlich die Versicherung der Hochachtung zu wieders holen, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn, u. f. m.

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Dümouriez antwortete:

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Es ist mir unmöglich, mein Herr, weder den Waf fenstillstand noch die Unterhandlung fort zu sehen, wenn man das Manifest des Herzogs von Braunschweig zur Grundlage nimmt. Ich habe dasselbe gestern durch einen außerordentlichen Eilboten der Nationalkonvens tion zugesandt. Ich selbst habe diese Schrift brucken laffen, dem Wunsche zufolge, den Sie mir bezeugten, und zufolge der Ankündigung, die Sie mir thaten, daß Sie selbst dieselbe würden drucken lassen. Kellermanns Armee und meine kennen bereits diese Schrift; und ich kann jest nicht anders thun, als die Befehle meines Souverains abwarten, welcher das, durch seine Stellvertreter in der Nationalkonvention versammelte, Frankreichische Volk ist. Es ist mir sogar unmöglich, das Vergnügen zu haben, Sie zu sprechen, so lange: diese Schrift vorhanden ist. Was ich schrieb, war eine Privatschrift; was der Herzog von Braunschweig ge schrieben hat, ist ein Manifest. Dieses Manifest bringt Drohung und Krieg: folglich hat es den Faben der Uns terhandlung abgeriffen. Es ist auf keine Weise in dem Sinne dessen, was seit vier Tagen zwischen uns ist ges sprochen worden; es vernichtet alles gänzlich; ja es widerspricht sogar der Unterredung, womit der Herzog von Braunschweig den General Thouvenot beehrt hat. Urtheilen Sie also selbst, mein Herr, unpartheis isch; vergessen Sie auf einen Augenblick, daß Sie ein Preuße sind; seien Sie neutral. Was würden Sie von einer Nation denken, welche, ohne überwunden zu seyn, sich vor einem Manifeste bücken, und unter den Bedins gungen der Sklaverei unterhandeln wollte, nachdem sie fich für republikanisch erklärt hat? Ich sehe Unglüc

für Jedermann voraus,{und ich{seufze darüber. Meine Meinung über Ihren rechtschaffenen König, über Ihre schäßenswürdige Nation, und über Sie selbst, zeigen mir zu meinem größten Mißvergnügen, daß die Unters handlung nicht durch Manifeste geschehen kann. Ich werde nichts desto weniger lebenslänglich das Vergnü gen schäßen, Sie fennen gelernt zu haben, und werde Sie lieben und hochschäßen."

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→ „Am 29. September 1792, im 4 J. der Fr. und im 1. der Republick.”

„Dümouriez !

Der Rückzug der Preußischen Armee wurde nuns mehr beschlossen; allein es hatte derselbe, wegen des anhaltenden Regenwetters, wegen der schlechten Wege und wegen der Menge von Kranken, große Schwierigs keiten; jedoch nicht zu groß für das Genie des Hers zogs von Braunschweig, der mit bewundernswürdiger Klugheit alle diese Schwierigkeiten überwand, und im Angesichte des Feindes den Rückzug bewerks Stelligte,

Am 29. September brach der Herzog sein Lager bet la Lüne ab, uub marschirte zurück. Rouvrop ließen die Preußen am 1 Oktober rechter Hand liegen. Wes gen der vielen Kranken und schlechten Wege konnte der Marsch nicht anders als langsam geschehen, und besons ders war bei Grand Pre, durch welchen Ort der Rücks weg ging, der Morast so tief, daß tie ganze Bagage daselbst stecken blieb. Todte Pferde, zerbrochene Was gen, ja sogar Menschen, blieben hier liegen; über und neben ihnen wadeten die Soldaten einzeln im Moraste, und kamen erst in spåter Nacht auf dem Lagerplage an

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