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In der darauf folgenden Nacht zwischen dem 14. und 15. September verließ Dümouriez den Posten bei Grand Pre, zog sich nach Ste. Menehould, und vers schanzte sich daselbst. Die Flüchtlinge der Armee des Generals Dümouriez hatte schon am vorigen Tage der General Dillon zu Ste, Menehould angehalten, und ihnen auf die umliegenden Dörfer Reiterei nachges fchickt, um sie zu verhindern, his Chalons zu laufen, woselbst ihre Ankunft auf die, sich unter dem Generale Luckner versammeinden, Rekruten die schlimmßte Wirfung hätte hervorbringen müssen.

Dümouriez bestrafte die Flüchtlinge auf das ́allerftrengste, a) 'Er jagte diefelben mit Schande von seiz per Armee, nachdem er ihnen hatte die Uniform qusziehen und die Hände auf den Rücken binden lassen.

Hierauf ließ er einen Aufruf, eine Zufchrift, an feine Soldaten ergehen, worin er sagte: »Kriegsges fährten. Vereiniget Euch unter meiner Fahne, mit der gänzlichen Zuversicht welche Kinder ihrem Bater schuldig sind dann nehme ich es mit allen Herrschern des Nordens, mit allen Durchlauchten, mit allen gefärbten Ordensbändern und allen Frankreichischen ira renden Rittern auf, welche sich noch mit eiteln Nahmen brüsten, deren wir sie beraubt haben. Wenn ke nach Paris wollen, so sollen sie hinkommen: sie fol len im Triumphe dahin ziehen, nämlich im Gefolge unseres Triumphes. «

a) J'ai déjà commencé les exécutions.

J'en ferai de ter

ribles. Je vais vous envoyer les bataillons, qui ont J'ai fait chasser tous

abandonné leurs canons. . . .

ceux qui ont perdu leurs fusils.

Ebendaselbst.

:

Am 17. September stieß der General Beurnonsible mit 13,000 Mann zu der Armee des Generals Dümouriez. Kellermann, der sich ebenfalls mit ihm vereinigen follte, wurde noch erwartet. Es war die Absicht des Herzogs von Braunschweig den General Kellermann anzugreifen, ehe er zu Dümouriez stoßen könnte: allein Kellermann kam, durch übertries bene Märsche, schon am 19. gegen Abend auf den ́ Anhöhen bei Balmy. an, und vereinigte sich mit der Armee des Generals Dümouriez, der durch diese Vers einigung nunmehr stärker wurde als die ihm gegen über stehende Armee der Deutschen.

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Durch die Eroberung des Paffes bei Grand Pre war der vereinigten Armee der Weg durch den Urgonner Wald offen. Zu Clermont blieb ein, größten, theils aus Hessen bestehendes, Obfervationsforps, um pen General Dillon zu beobachten und im Respekt zu halten, damit dieser der Armée nicht die Zufuhr abschneiden möchte.

Nach der Eroberung des Postens bei Grand Pre hatte Dümouriez, der sich in einer sehr schlimmen Las ge befand, den Oberbefehlshaber der vereinigten Ars mee durch triegerische Unterhandlungen so lange aufgehalten, bis Beurnonville und Kellermann mit ihm vereinigt waren, und er sich stark genug fand, der Deutschen Armee die Spiße zu bieten. Er hatte viel versprochen, und nichts gehalten. Als-die Befehlshaber der vereinigten Truppen sahen, daß seine Handlungen feinen Worten nicht entsprachen, rückten dies felben weiter fort, über St. George, St. Jouin, Grand Pre und Terme. Die Armée passirte den Fluß Aire auf Pontons, und schlug am 18. Septem,

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Ber ihr Lager auf den Anhöhen auf, welche die FrankFeither verlassen hatten. Am 19. kam die Armee, nach einem übertriebenen Marsche, durch tiefen Koth, über Sechour, Renvoie und Maison de Champagne, vor dem Feinde an, der eine so feste Position in dem Argonner Walde genommen hatte, daß es nicht möglich war, ihn in der Fronte anzugreifen, und schwer ihn zu tournieren, Mit dem rechten Flügel fland Kellermann zu la Cote Chyron, mit dem lins ken seiner Infanterie bei der Windmühle von Valmy. Der Abhang des Berges, auf welchem die Windmúhs le stand, war mit der Reiterei befeßt. Die Armee des Generals Dümouriez stand mit dem rechten Flügel an der Aisne, und mit Kellermanns Armee in genauer Verbindung.

Während der Nacht vom 19. auf den 20., erfuhr Kellermann, daß die Deutschen vorrückten, und daß er am nächsten Morgen angegriffen werden sollte. Er gab sich daher alle Mühe, durch Enthusiasmus den Muth feiner Soldaten anzufeuern. Mit einigen feis ner Offizieren ging er durch die Reihen und sprach ihnen zu. Die Soldaten antworten mit dem lauten

Ausrufe: »Hoch lebe die Nation! «

Die

Am 20. September fing die Kanonade an Frankreicher waren auf den Anhöhen sehr vortheilhaft postirt, die Preussen standen in der Ebene, und mas nävrirten mit der ihnen eigenen Geschicklichkeit. Alles aber war vergeblich. Die Frankreichische Artilles rie that Wunder, und überall war Dümouriez bei den Batterien in Person zugegen. Auch Kellermann bes wies außerordentliche Tapferkeit. Sein Pferd wurde unter ihm erschossen und er selbst war in großer Les

bensgefahr. Die Anhöhe, welche vorzüglich von den Deutschen angegriffen wurde, hieß la Lüne. Die Infanterie kam gar nicht zum Gefechte. Es war eine bloße Kanonade, welche mehrere Stunden anhielt. Die Preussische Armee blieb die Nacht über auf dem Plaße, und Kellermann machte am Abend, im Angefichte dieser Armee, ein sehr geschicktes Mandver, indem er, ohne angegriffen zu werden, feine Stellung veränderte und noch vortheilhafter sich las gerte, a)

Während des Gefechts fezte sich der König von Preuffen der größten Gefahr aus. Er ritt durch die' Reihen, munterte seine Soldaten auf, und sprach ihnen Muth ein. Der Oesterreichische General Clairfait kam mit feinen Truppen nicht eher an, als nachdem die Kanonade schon vorbei war.

Der Verlust war, beiderseits nicht sehr beträchtlich. Regen und Hunger waren gefährlichere Feinde für die Preussische Armee, als die Kanonenkugeln der Frankreicher. b)

a) Observations sur la campagne de 1792, par Gobert, Adjutant-général.

b) Ueber der Kanonade von Valmy, welche, wegen ihrer Folgen, unter die wichtigsten Begebenheiten dieses Kries ges gerechnet werden muß, hångt noch der Schleier des Geheimnisses in einem hohen Grade. Man begreift es nicht, warum die Preussen nicht gefiegt haben, und wenn man die Preussischen offiziellen Berichte über diese Kanos nade lieset, so wird der ganze Vorfall noch weit unbes greiflicher. In diesen Berichten heißt es: Die Preuffis sche Armee zeigte am 20. was Kriegszucht mit Tapfers -keit verbunden vermag. Ihre Bewegungen geschahen in »derfelben Ordnung, und mit derselben Ruže, wie bei »den Mußterungen in Friedenszeiten; und während drei

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Zu eben der Zeit, da die Preussische. Armee den

General Kellermann angriff, machten die zu Clermont

gebliebenen 20,000 Mann von der vereinigten Armee einen Angriff auf das Lager des Generals Dillon zu Biesme. Auch diese wurden zurückgeschlagen, und Dillon behauptete feinen Posten.

Die Krankheiten, welche jezt in der Preussischen Armee herrschten, verbunden mit dem anhaltenden Regen und dem Mangel an Lebensmitteln, machten alle weitern Versuche segen Paris vorzudringen un möglich. Die Bauern in der ganzen benachbarten Gegend verhinderten die Zufuhr aus ihren Dörfera

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ganzer Stunden blieb Alles ruhig in einer Linie, dent »heftigsten Artilleriefener ausgefeßt, ohne daß nur ein. Soldat daran gedacht hätte, feinen Platz zu verlassen. »Boin ersten Generale bis zum letzten Soldaten brannten alle vor Verlangen, gegen den Feind geführt zu werden; und wie würden ten glorreichen Sieg davon getragen haben, wenn überwiegende Bewegs gründe des König nicht abgehalten, hätten, »eine Schlacht zu liefern,« \_Ich will diese wichtige Stelle im Originale herseßen. L'armée Prussienne moatre le 20 ce que peut la discipline militaire réunje à la valeur. Ses mouvemens se firent avec le même ordre, la même tranquilité, qu'aux manoeuvres en tems de paix: et durant trois heures tout resta tranquillement en ligne dans le feu d'artillerie le plus vif, sans qu'un seul homme pensa seulement à quitter son Fang. Du premies Général jusqu'au dernier soldat tous brulèrent du desir le plus ardent d'être menés à l'ennemi; et, nous eussions remporté le triomphe, le plus glorieux, si des motifs prépondérants n'eussent retenu le Roi de se déterminer à livrer bataille, Rélation des mouvemens des armées combinées en France du quartier-général de Hans le 24 Septembre 1792, dans la Gazette de Leyde. 1793. No. 87.

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