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den ferneren Gang der Begebenheiten abzuwarten, ungeachtet ihm Jedermann voraus sagte, daß er das Opfer seiner gutmüthigen Rechtschaffenheit seyn würde.

Ludwig wollte jedoch, zu der Zeit da er feinen Une tergang bereits voraus sah, noch durch eine feierliche Erklärung Frankreich und ganz Europa beweisen, wie unschuldig er an allem demjenigen sei, was ihm zur Last gelegt wurde. Er erließ daher am siebenten Aus gust die folgende, von allen sechs Ministern unters zeichnete, Proklamation:

»Frankreicher. Zu einer Zeit, da zahlreiche Armeen sich unsern Grånzën nähern, und Manifeste vor sich her schicken, welche die Unabhängigkeit der Nation bedrohen, sollte der Unwille gegen eine solche Sprache sowohl, als das Verlangen das Vaterland zu vertheidigen, nur Ein Gefühl, nur Einen Entschluß in den Gemüthern übrig lassen. Die Eintracht ist jest dringend nothwendig, und Diejenigen, welche dieselbe zu stören suchen; Diejenigen, welche dieses Band, die vorzüglichste Kraft der Staaten, zerreißen wollen; Diejenigen, welche die Gemüther durch Mißs trauen entzweien und durch Verleumdung beunruhis. gen; Diejenigen, welche die Nation von dem Könige zu trennen suchen: diese sind die wahren Feinde der öffentlichen Ruhe; diese geben den uns angreifenden Mächten die einzige Unterstüßung, welche denselben Sieg verschaffen kann. Sollte es wohl möglich seyn, daß der Ehrgeiz einiger Personen, die sich untersians den haben einen Versuch zu machen, ob sie nicht die höchste vollziehende Gewalt unter sich theilen könnten, auch nur auf Einen Augenblick die Frankreichische

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Nation

Natton so schädlich verblenden könnte, daß dieselbe ihr theurftes Interesse aus den Augén feßte, und selbst das Opfer ihrer Verschwörung würde! Ist es etwa nicht leicht, den Planen einer kleinen Menge von Vers schwornen die Larve des Patriotismus abzureißen, welche, um zu verbergen wie wenig ihrer sind, und in Hoffnung ihre Zahl zu vermehren, so viel Lårm machen; durch ihr Geschrei die Meinung der Nation unterdrücken; durch ihre Unternehmungen Schrecken verbreiten; die Gefeße sowohl, als die Gerechtigkeit, unter die Füße treten; und dem Frankreichischen Volke ihren Willen frecher Weise aufdringen? Diesen leidenschaftlichen Bemühungen muß der König Mäßigung und Vernunft entgegen seßen. Der König muß den Gemüthern, welche man irre leitet, die Wahrheit zeigen; das Zutrauen, welches man zu vernichten sucht, wieder erwecken; und sich dem Volke nåhern, dessen Interesse man vergeblich von dem Seinigen zu trennen sucht: denn der König hat kein anderes Interesse, als das Intereffe des Volkes; Er kann nur dann glücklich seyn, wann das Volk glücklich ist;' nur mächtig, wann das Volk stark ist. Dagegen quålen Diejenigen, welche ohne Aufhören das Volk gegen Se. Majestät aufwiegeln, dasselbe durch Mißtrauen; machen fein Elend noch drückender, indem sie ihm die Ursachen und die Mittel es zu heben verbergen; und bereiten ihm großes Unglück sowohl, als eine lange Reue, indem sie es zu gewalthätigen und strafbaren Entschlüssen antreiben. Der König glaubt nicht der Majestät des Thrones, über welche Er der Nation Res chenschaft schuldig ist, etwas zu vergeben, wenn Er in Gegenwart derselben Verleumdungen widerlegt, welche C

Neynter Theil.

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man gegen Seine Perfon vorgebracht hat: denn Er res det nicht zu denen, die Urheber derselben sind; Er will allen Frankreichern ans Herz reden; ihnen ihr wahres Interesse zeigen; diejenigen unterrichten, die vielleicht möchten hingeriffen werden; diejenigen zu» recht weisen, die man schon verführt hat; und Allett® darthun, wie gefährlich der Plan der Ehrgeizigen ist, wie niederträchtig ihre Verleumdungen find, und wie schändlich die Mittel sind, deren sie sich bedienen. Seit der Zeit, da der König die Konstitution ange= nommen hat, kann man Ihm nicht die kleinste Vers legung derselben, ja nicht einmal den mindesten Eingriff in dieses Gefeß, welches Er aufrecht zu erhalten geschworen hat, vorwerfen. Er sah dieselbe als den Ausdruck des allgemeinen Willens an, und hatte keis nen andern Wunsch, als sie in allen ihren Theilen vollziehen zu lassen. Der König machte sie den auswärtigen Mächten bekannt; Er berief unter Seinen Wortführern alle diejenigen zurück, die sich weigerten durch die Leistung des Eides sich derselben zu unterwerfen; und Er schte andere an ihre Stelle, deren Anhänglichkeit an die Konstitution bekannt war. So= bald Se. Majestät von dem Vorhaben der gegent Frankreich verbündeten Mächte Nachricht erhielt, wandte der König alles an, um sie durch Unterhandlungen aufzuhalten, und sie von einem Plane abwendig zu machen, der ihrem wahren Interesse eben sowohl, als dem Interesse Frankreichs, entgegen war. Er wandte, zur Zerstörung dieses Bundes, nicht nur alle offiziellen Mittel an, die einem Könige der Franks reicher zukommen, sondern außerdem noch allen den Einfluß, welchen der König den Banden des Blutés

und dem Antheile an Seiner persönlichen Lage zu vers danken haben mag. Als die Strenge der Gesetze von dem Könige harte Maßregeln gegen Frankreichische Prinzen aus Seiner Familie und von Seinem Geblüte erheischte; ́da fah man Ihn nicht anstehen, ob Er der' Stimme der Natur, oder den Pflichten des Königs. thums gehorchen sollte, so schmerzhaft auch jener Zeitpunkt für Ihn seyn mochte. Unfireitig hat der König Alles gethan um dem Kriege auszuweichen. Gegen Seinen Willen und als Er es nicht verhindern konnte, hat Er sich zu dieser grausamen Maßregel entschloffen, deren ganze Last das Volk drückt. Wäre wohl Ein Mensch grausam genug, um diesen Widerstand zu tadeln? Welcher Feind der Menschheit und Frankreichs dürfte dem Könige ein Verbrechen daraus machen? Eher noch könnte man Ihm vorwerfen, in den Krieg eingewilligt zu haben, wenn nicht die Uebereinstimmung der Nationalversammlung mit denjenigen Mini stern, welche damals in Seinem Staatsrathe saßen, ihm diesen Entschluß zur Nothwendigkeit gemacht hắt: ten. Der König gab dieser Uebereinstimmung nach; und als der Krieg einmal erklärt war, wandte Et Alles an, um den Ruhm der Frankreichischen Waffen zu erhalten. Als höchstes Oberhaupt der Armee nahm der König einen zu großen Antheil an diesem Kuhme, als daß Er nicht denselben in seinem vollen Glanze håtte zu erhalten suchen sollen. Die Wahl der Generale, welche Er an die Spiße der Armeen stellte, ers hielt den Beifall der Nation; und die Ergebenheit diefer Generale fuchte er noch durch die hohen Ehrenstellen zu vermehren, mit denen Er der Nationalverfammlung vorschlug, diejenigen unter ihnen zu beflei

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den, die damit bekleidet werden konnten. Hat die Verproviantirung mit der Schnelligkeit der KriegesErklärung nicht gleichen Schritt gehalten; hat das, von den Ministern einstimmig angenommene, System des Feldzuges auf unrichtigen Voraussetzungen bes ruht; haben ihre Frrthümer unseren Waffen bedaus renswürdige Unfälle zugezogen, und die Unzufrieden= heit der Armee sowohl, als die Klagen der Generale und ein allgemeines Mißvergnügen, veranlaßt: fo würde es offenbar ungerecht seyn, der Person Sr. Majestät einen Fehler zuzuschreiben, welcher in dem Frrthume der Minister liegt, und für welchen die Wortführer des Königs verantwortlich sind. Der König horchte auf das Zeugniß seines Gewissens, darum hat er beständig von der anscheinenden oder vorübergehenden Meinung an die wirkliche und besser aufgeklärte Meinung der Nation appellirt. Durch die Ausübung Seiner konstitutionsmäßigen Rechte hat Er dem ganzen Europa einen größeren Beweis Seiner Freiheit gegeben, als Er durch die stärksten Erklärungen hätte thun können. Wie viel Befehle hat. Er nicht für die Verproviantirung und Vermehrung der Armeen erlassen! Der Errichtung eines Lagers von zwanzigtausend Mann im Innern des Königreiches, und beinahe unter den Mauren von Paris, hat sich der König nur darum widerseßt, um die Errichtung einiger Bataillone Freiwilliger vorzuschlagen, die noch zahlreicher, und auf eine nüßlichere Weise vertheilt waren. Alle unsere Truppen, die sich auf mehr als 300,000 Mann belaufen, stehen an unseren Gränzen und sind daselbst, theils in den Festungen, deren Vertheidigung wichtig ist, theils in den verschiedenen

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