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schändliche Anschläge kürzlich gegen den Thron find ges macht worden; ihnen ist bekannt, daß die Genehmis gung, welche der König mehreren Dekreten der Nas tionalversammlung ertheilt hat, erzwungen worden ift; ihr Gewissen fagt ihnen, daß sie sich nichts vorzuwerfen haben; und sie nehmen sich die Freiheit Ew. Königl. Hoheit ihr wahres Glaubensbekenntniß vors sulegen.«

Seit dem Anfange diefer stürmischen Revolution baben sie es mit keiner Faktion gehalten. Sind fie durch Gewalt und Ueberraschung, zuweilen verführt worden: so haben sie doch aus allen Kräften Gewalts thätigkeit und Aufruhr verhindert. Der schönste Bes weis, den sie davon geben können, besteht darin, daß in dem ganzen Bezirke ihrer Gerichtsbarkeit niemals jene traurigen und schrecklichen Vorfälle sich ereignet haben, durch welche andere Provinzen zu der Zeit sind betrübt worden, als außerordentliches Unglück die Prinzen, und mit ihnen die Kraft des Staates, das Vaterland zu verlassen nöthigte; als aufrührische Schriften, die überall “ausgestreut wurden, einen uns glücklichen Einfluß auf die Meinung hatten; als die innerliche Zwietracht durch eine Parthei genährt wurs de, die um so viel gefährlicher war, weil sie den groBen Haufen gegen die Rechtschaffenen und Tugendhaften bewaffnet hatte; da blieben die Einwohner der Stadt Longwy und der umliegenden Gegend beständig – den Grundfäßen der Eintracht, der Unterwürfigkeit und der wahren Monarchie, ergeben. Indessen ist es wahr, daß zuweilen einige Drohungen, einige Ges waltthätigkeiten ihnen Stillschweigen auferlegt haben: allein feit heute fangen sie erst an, der wahren Frei

heit zu genießen, da fie über alle die außerordentlichen und unerhörten Begebenheiten ernsthaft nachdenken, welche Verbrechen, Mordthaten und Mordbrennereien, zu Paris sowohl, als in dem größten Theile son Frankreich, veranlaßt haben. Sie find überzeugt, daß Frankreich ohne die königliche Gewalt in ihrer größten Ausdehnung, in gänzlicher Souverainetåt, nicht bestehen kann; sie sind ferner überzeugt, daß Ludwig der Sechszehnte, unser erhabener Souverain, der beste und verleumbetsle unter allen Köpigen ist; sle find gegen die Unruheftifter aufgebracht, welche ein abscheuliches Majestätsverbrechen begingen, als sie sich seiner Person bemächtigten, und ihn der Wuth des Pöbels bloß stellten. «

»Sie versprechen feierlich Sr. Königl. Hoheit, daß die Stadt Longwy, nebst der umliegenden Ge gend, jederzeit Ludwig den Sechszehnten, Kånig von Frankreich und Navarra, als ihren alleinigen und einzigen Oberherren ansehen, und sich seinem Willen gänzlich unterwerfen will. 2) Fleht sie Se. Königl. Hoheit an, ihr bei Sr. Maj, zum Beschüßer dienen zu wollen, und Ihm zu verfchern, daß sie an den Thatlichkeiten und an den Greueln aller Art, deren Kannibalen sich schämen würden, keinen Antheil nimmt. 3) Da sich die Nachricht verbreitet, Ludwig der Sechszehnte werde grausamer Weise in einem Thurme des Tempels, so wie vormals der König Johann in England, gefangen gehalten: so untersuchen die Unterschriebenen, im Nahmen der ganzen umliegenden Gegend, auf das dringendste und inbrünstigste, Se. Königl. Hoheit, die Regentschaft von Frankreich anzutreten; fich von dem Volfe und den Armeen in

dieser Eigenschaft anerkennen zu lassen; und einen Staatsrath von verständigen, aufgeklärten und tus gendhaften Männern, welche fähig sind Ordnung und Wohlfahrt im Staate wieder herzustellen, um sich zu versammeln. Dieß ist ihr herzlicher Wunsch. Dies sem Beispiele werden, ohne Zweifel, die übrigen Städte des Königreiches nachfolgen. Hoch lebe kudwig der Sechszehnte, unser gute König! Hoch lebe der Vater der Frankreicher!« a)

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Longwy am 29. August 1792.

(Hier folgen die Unterschriften.)

Man kann nicht annehmen, daß die Einwohner von Longwy aus Zwang, oder aus Furcht vor den Emigrirten, diese Bittschrift überreicht hätten. Nichts weniger wie das. Longwy war von der Preussischen Armee eingenommen, es stand unter Preussischem Schuße, und die Emigrirten hätten sich nicht unters flehen dürfen, die mindeste Gewaltthätigkeit an den Einwohnern zu verüben: es bleibt also gewiß, daß die wahren Gesinnungen der Einwohner in der vorstehen</ den Bittschrift enthalten waren, und daß es damals ganze Städte und Dörfer in Frankreich gab, die mit der Revolution unzufrieden waren und die vorige Res gierung wieder zurück wünschten. Man erklåre diese fonderbare Erscheinung wie man auch will, weglenge nen läßt sie sich wenigstens nicht,

Die Nachricht von den schrecklichen Begebenheiten welche zu Paris am 10. August vorgefallen waren, wurden von den Frankreichischen Provinzen mit sehr verschiedenen Empfindungen aufgenommen. Achtzehn

a) Correspondance originale des Emigrés. T. 1. p. 254.

bis zwanzig Abtheilungen Frankreichs billigten' alles, was vorgefallen war, und fandten der Nationalvers fammlung Glückwünschungsschreiben darüber zu; die übrigen schwiegen theils stille, theils mißbilligten sie laut das grausame Verfahren gegen die königliche Fas milie; z. B. die Abtheilungen der Ardennen; des Aisne; der Somme; der unteren Seine; des Unterrheins, wo der Maire Dietrich zu Straßs burg den größten Einfluß hatte; und des Obers rheins. Die Abtheilung des Oberrheins erließ eine Zuschrift an ihre Mitbürger, in welcher es hieß: Bürger. Das Vaterland ist in der größten Gefahr: aber Ludwig der Sechszehnte ist gut und gerecht; er » wird daher das öffentliche Zutrauen wieder erhalten. Wir wollen der Konstitution unabånderlich ergeben bleiben; wir wollen das Königthum aufrecht erhal»ten, und die Nationalversammlung nebst dem konstis tutionsmåßigen Könige vertheidigen. Der Feind ist vor unseren Thoren: behaltet Kaltblütigkeit und Math, und vereinigt Euch um uns, «

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In ganz Europa erweckte die Nachricht von der Einkerkerung der königlichen Familie und der Ermordung ihrer getreuen Diener, Bestürzung und Abscheu. Zufolge dieser Nachricht versammelte sich zu London am 17. August ein außerordentlicher Staatsrath. Die Herren Pitt, Dundas, Lord Hawkesbury und der Herzog von Richmond, wohnten der Vers sammlung bei. Nach geendigter Sihung dieses Staatsrathes ging ein Eilbothe nach Paris an den Engländischen Gesandten, Lord Gower, ab, wels cher dem Gesandten den Befehl überbrachte, Paris fogleich zu verlassen, und nach London zurück zu kehren.

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Das, von dem Eilbothen dem Lord Gower Aben brachte, Schreiben war folgenden Inhalts:

Schreiben des Hrn. Staats- Sekretairs Dundas an den Grafen Gower, Englåndischen Gesandten in Frankreich.«

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In der Abwesenheit des Lords Grenville habe ich Ihre lehte Depesche erhalten, und dieselbe dem Könis ge vorgelegt. Nachdem der König erfahren hatte, wie weit die Unruhen in Paris gegangen wären, und was für klägliche Folgen dieselben gehabt hätten, ist Se. Maj. höchft betrübt geworden, theils wegen der Zus neigung, welche der König von jeher für die Personen Ihrer Allerchriftlichsten Majeståten gehabt hat, und wegen des Antheils, den Er immer an dem Wohlsein derselben genommen hat; theils wegen Seines Wunfches, daß ein Reich, mit welchem Er in gutem Vers nehmen steht, ruhig und glücklich bleiben möge.

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» Da es scheint, daß, in der gegenwärtigen Lage der Dinge, die Vollziehung der ausübenden Gewalt den Hånden. Sr. Allerchriftt. Maj. ist entzogen worden, und daß die Beglaubigungsbriefe, deren sich Ew. Exzellenz bisher bedient haben, nun nicht långer gültig seyn können: so hat Se. Maj. dafür gehalten, daß Sie nicht långer zu Paris bleiben sollen, sowohl' aus dem augeführten Grunde, als auch deßwegen, weil dieser Schritt dem Könige, den Gründfäßen der Neutralität, die Er bis jeßt beobachtet hat, am angemeffensten zu seyn scheint. Der Wille des Königs ist also, daß Sie jene Stadt verlassen, und nach Eng

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