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schriften gezierte, Pyramide, errichtet. Um neun Uhr des Abends, bet anbrechender Nacht, kam der Zug in den Thuillerien an, ging rund um die Pyramide hers um, legte am Fuße derselben Bürgerkronen und Lorbeerkränze nieder, und hörte in feierlicher Stille einer, von dem berühmten Goffec komponirten, Todtenmu≥ $fik zu. ~~Mit einer Rede, welche der Schauspieldichter Chenier an das Volk hielt, wurde die Feierlichkeit beschlossen.

Nach der Einnahme von Longwy, dessen Eins wohner den Grafen von Provence mit den lautes ften Freudensbezeugungen aufgenommen hatten, feßre -die vereinigte Armee unter den Befehlen des Herzogs von Braunschweig thren Marsch weiter fort. Am 128 August befeßte sie den kleinen Ort Exaïn, am 29

marschierte sie in drei Kolonnen bei Pilton vorbei, und am 30 stand sie vor Verdün. Die Hige war sehr stark, und die Soldaten wurden durch die beiden ftarken Mårsche von Longwy nach Verdün sehr entkråf» tet. Aus der Festung wurde auf die vereinigten Trups pen geschossen, jedoch ohne Erfolg. Am 31 wurden Batterien aufgeworfen, und Anstalten zu einem Boms bardement getroffen, nachdem der Kommendant die Uebergabe verweigert hatte, mit den Worten: daß er eher umfommen, als die Festung übergeben wollte. Das Lager wurde an einer Anhöhe, St. Michel ges nannt, eine halbe Stunde von Verdün aufgeschlagen, so daß die Anhöhe zwischen der Stadt und dem Lager lag, und man aus dem Lager die Stadt nicht sehen Fonnte. Die ungewöhnliche Hiße, der Mangel an gutem Wasser, die starken Märsche und andere Urfas chen, veranlaßten unter der vereinigten Armee eine

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epidemische Ruhr, welche sich sehr schnell verbreitete, von welcher nur wenige befreit blieben, und an welcher viele starben. Die Gegend wo das Preußische Lager ftand, war sehr romantisch. An dem rechten Flügel desselben schlängelte die Maas sich vorbei, und ́rings herum standen Weinberge, deren unreife Trauben die Soldaten in Menge genossen, wodurch die Krankheit, an welcher sie bereits litten, noch zunahm. Es kam die Nachricht in das Preußische Lager: Luckner wäre im Anmarsche, um Verdün zu entseßen; allein Luckner kam nicht, sondern zog sich wieder nach Meg zurück.

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Von den Bomben und Granaten, welche in die Stadt fielen, zündeten einige. Am folgenden Morgen, am 1 September, ließ der Herzog von Braunschweig mit dem Feuren einhalten und fandte einen Major in die Stadt, um dieselbe aufs Neue zur Uebergabe aufzufordern. Die furchtsamen Bürger waren geneigt, dazu, und als der Major zurück ritt, riefen einige derfelben von den Wällen: » Hoch lebe der König! a

Hierauf verfammelte sich in der Stadt der Bürgerrath auf dem Rathhause, und beschloß, den Kommendanten zu bitten, daß er kapituliren und die Stadt den Preußen übergeben möge. Beaurepaire, der Kommendant, eilte, sobald er von dieser Berathschlagung Nachricht erhielt, nach dem Rathhause, und suchte den versammelten Bürgerrath zu überreden, daß er von seinem Vorhaben abstehen, und eine Belagerung aushalten möchte. Der Bürgerrath blieb unde weglich auf seiner Meinung, und fest entschlossen, die Stadt den Preußen zu übergeben. Als Beaurepaire

fah, daß alle seine Vorstellungen fruchtlos blieben, zog er eine Pistole aus der Tasche, und erschoß sich in Ges genwart des versammelten Bürgerrathes. Jezt wurde die Stadt durch Kapitulation übergeben. Mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele zog die Besagung aus, und die Preußen rückten ein. Die Ruhr nahm indessen unter den Truppen der vereinigten Armeen mehr und mehr überhand.

An eben dem Tage, am ersten September, nahm das Korps des Genèrals Clairfait die Stadt Stenay in Besiß.

In den eroberten Städten wurden alle, feit der Revolution gemachte, Einrichtungen aufgehoben, und die ganze Regierungsform wieder auf den Fuß geseßt, wie dieselbe im Jahre 1788, vor der Revolution, ges, wesen war. Ein großer Theil der Einwohner war zwar hiemit fehr unzufrieden: allein sie mußten der Gewalt nachgeben. Indeß ging der heimliche Groll doch zuweis len in Thatlichkeiten über; so wurde, z. B. zu Verdún, ein Preußischer Offizier des Nachts von einem patriotischen Meuchelmörder auf der Straße erschossen.

Es ist indeffen doch nicht zu leugnen, daß ein großer Theil der Nation, der Unruhen müde, die Herstellung der Dinge auf den alten Fuß sehnlichft wünschte und verlangte. Eine Menge Thatsachen, bes weisen dieß. Da man aber an der Aechtheit derfelben jweifeln möchte, so will ich, statt aller Beweise, zwei Aftenstücke hier einrücken, welche hinlänglich sind, um die Wahrheit meiner Behauptung außer Zweifel zu feßen.

Die Gemeinde zu Audin le Tiche, dem ersten Orte, durch welchen das Korps der ausgewandertes

Frankreicher in Frankreich eindrang, sandte den Franks reichischen Prinzen eine Gesandtschaft ihrer angefehenflen Einwohner entgegen, welche die Prinzen mit Jauchzen, mit dem Geschrei; » Hoch lebe der König! Hoch lebe der Graf von Provence! Hoch lebe der » Graf von Artois!« empfing, und nachher die fol gende, von allen angesehenen Einwohnern unterzeichs nete, Bittschrift überreichte: a)

An Ihre Königliche Hoheiten, die Frankreichischen Prinzen, «

» Prinzen.«

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Sie sehen zu Ihren Füßen die Deputation der Gemeinde von Audun le Tiche, welche kommt, um Ihnen ihr lebhaftes Vergnügen über die Ehre auszudrücken, die Sie ihr dadurch erweisen, daß Sie dies fen Ort gewählt haben, um Ihre Rückkunft nach Frankreich zu bewerkstelligen, Möge dieses Glück, Prinzen, der genannten Gemeinde den füßen Trost verschaffen, Ihren Hoheiten die ehrfürchtsvollste Huldigung der aufrichtigsten Ergebenheit an den tugendhaftesten Monarchen darzubringen, so wie auch ihrer gänzlichen Unterwürfigkeit unter alle Gefeße, die Seis ne Majestät künftig geben möchte. «

»Diese Gemeinde, deren Sitten eben so rein find als ihre Gesinnungen, hat sich niemals verleugnet. Wenn sie sich zuweilen vergessen hat; wenn sie sich wiz derspånstig bezeigt, und Grundfäße angenommen hat, die ihrem Gewissen und ihrer Rechtschaffenheit widers stritten: so muß ihr heutiges Stillschweigen ihr zu

a) Correspondance originale des Emigrés. T. 1, p. 262,

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Gunsten sprechen, und Ihnen ein Beweis der lebhafs testen Reue über den begangenen Fehler seyn.«

» Wenn diese aufrichtige Reue, verbunden mit dem wirklichen Vorfaße der Besserung, Ihre weiche Seele rühren kann: so will unser Kirchspiel von der Gewogenheit des Königs und Ew. Königl. Hoheiten, wels che sie verehrt und liebt, eine Verzeihung erbitten, deren Andenken ihr jederzeit eine Erinnerung an ihren Dorigen Fehler seyn wird. Eine so größmüthige Vers zeihung, Prinzen, wird diesem Dorfe, wenn es dies felbe erhält, einen Schuß zusichern, dessen es um so viel mehr bedarf, da es durch die Bewegungen dieses ungerechten Krieges zum Theil zerstört ist, und wels chen es ganz allein dem Ruhme zu verdanken haben wird, den sich zwei Helden, zwei großdenkende Prinzen, erwerben werden, für den glücklichen Fortgang deren Waffen die Einwohner ohne Aufhören den Höchfen anrufen wollen, damit er sie mit seinen Segnungen überschütte. «

Eben so war auch die ganze Stadt Longwy ges fingt. Die Einwohner derselben bezeugten nicht nur durch lauten Jubel ihr Vergnügen über die Ankunft der Prinzen innerhalb ihren Mauern, sondern sie überreichten auch freiwillig dem ålteren Bruder des Königs die folgende Bittschrift;

»Seiner Königl. Hoheit, Monfieur, dem Bruder des Königs. «

•Die angesehenen Einwohner der Stadt Longwy wissen die Großmuth des Anführers der vereinigten Armeen Ihrer Majestäten des Kaisers und des Königs von Preußen zu schäßen; sie haben erfahren, was für

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