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was ich aber nicht für wahrscheinlich halte; denn von nd. not „Nuß“ kann tein nuschen gebildet sein.

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Wie z. B. nd. wammesen von dem Hauptwort wammes gebildet ist und ,,das wammes oder auf das wammes schlagen, prügeln" bedeutet und von diesem Zeitwort wieder wammese,,Prügel, Schläge" herkommt; oder wie zu mnd. korse,,Kleidungsstück von Pelzwerk" das neuniederdeutsche gurschen „prügeln“ und zu diesem das Hauptwort gursche Prügel, Schläge“ gehört: so ist nusche von nuschen und dieses m. E. von einem Hauptwort nusch oder nus gebildet. Erweichung von s zu sch findet sich z. B. in nd. brâschen,,brausen" und heisch,,heiser". Dieses nus finde ich in ostfr. nöse (Dimin. nöske) und nûs (Dimin. nûske),,Nase", schwed. nos Schnauze, Nase", cornw. nos mûl und snûte usw.; vgl. I ten Doornkaat - Koolmanns Ostfr. Wb. II, S. 666. Die ursprüngliche Bedeutung von nuschen ist also,,auf die Nase oder den Mund schlagen", wie sie sich in der Cattenstedter Mundart noch deutlich erhalten hat; daraus ist dann die allgemeinere von „schlagen, prügeln, stoßen“ hervorgegangen. Blankenburg a. H.

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6.

Ein eigenartiges Aufsaßinstitut.

Ed. Damköhler.

Ein neues buchhändlerisches Unternehmen verdient in weiteren Kreisen bekannt und an den Pranger gestellt zu werden. In Leipzig (Körnerplaß 8) bei Artur Giegler erscheint seit einiger Zeit eine Universal-Jugendbibliothek, deren erste Abteilung Aufsäte enthält, die zweite Überseßungen, in der dritten Abteilung erscheinen Jugendschriften, bearbeitet vom Jugendschriftsteller Dr. A. Riecke, Kannstadt. Bis jezt sind von lezterer Abteilung etwa 14 Hefte herausgegeben, z. B. Nr. 740 Aus eines Fürstensohnes ernster Jugendzeit. Nr. 751 Fürst Blücher als Brautwerber. Nr. 752 Herzog Alexander und sein Hof u. a. Die vierte Abteilung umfaßt Schülerhumoresken. Wer will recht herzlich lachen! Nr. 761/62 Am Theater. Humoreske aus dem heutigen Schülerleben. Die fünfte Abteilung enthält Studentenerzählungen und Humoresken. Jedes Heft, besonders die der beiden ersten Abteilungen, ist in ganz kleinem Duodezformat und kostet 20 Pf. Wir wollen uns hier nur mit der ersten Abteilung beschäftigen. In Aussicht genommen sind 400 Hefte, denn die zweite Abteilung beginnt mit 401-407 Arrians Anabasis. Herausgegeben sind bis jezt1) etwa 90 Hefte, und zwar macht es den Eindruck, als wenn diejenigen Stoffe zunächst bevorzugt würden, die in der Schule am meisten gebraucht werden. Erschienen ist z. B. von Euripides: Iphigenie in Taurien, von Goethe etwa 24 Hefte: Dramen und Gedichte. Unter den lezteren Der getreue Eckart, Die wandelnde Glocke, Der Fischer, Hans Sachsens poetische Sendung, Sänger, Schahgräber usw. Auch Grillparzer und Kleist ist fast vollständig. Schiller ist mit 52 Heften bedacht, von diesen sind 46 veröffentlicht! Es fehlen noch Semele und Aussprüche aus einzelnen Dramen. Vorgedruckt

1) Anfang des Jahres 1906.

ist der Abteilung mit großen Lettern: Kein Schüler liefert mehr einen ungenügenden Aufsatz ab! ,,Alle Auffäße, so wird fortgefahren, sind zum Selbstunterricht und zur Vorbereitung der Schüler bearbeitet worden. Jeder Band behandelt ein Auffaßthema ganz ausführlich durch Gliederung, Gang der Handlung, Schilderung der Charaktere. Dispositionen und Auffäße. Sehr eignen sich die Auffazbücher auch für Lesekränzchen (1), Klassikerfreunde und ganz besonders zur Orientierung und Vertiefung (1) in klassische Theaterstücke.“

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Greifen wir nun einmal einige Hefte heraus; in jedem Hefte finden sich 10-15 Aufsäge. Auch hier wird im Vorwort auf der ersten Seite gesagt, daß die Aufsazbücher keineswegs den Zweck von Eselsbrücken oder sog. Schwarten verfolgen, sondern dazu bestimmt sind, der Jugend eine Vorbereitung zur Anfertigung guter Auffäße zu sein. Wir warnen dringend vor Abschrift unserer Aufsäge, denn erstens haben die Herren Lehrer Kenntnis von dem Vorhandensein dieser Bändchen - das scheint bis jezt noch nicht recht der Fall zu sein — und zweitens schädigt sich der Schüler bei bloßem Abschreiben naturgemäß selbst, da dann von einer Denkarbeit und selbständigen Behandlung eines vom Lehrer gegebenen Themas nicht mehr die Rede sein kann.“ Sehr richtig, aber wie reimt sich das mit der lezten Seite vieler Hefte, z. B. von Heft 151 oder Nr. 168 oder Nr. 284 zusammen. Dort heißt es:

Aufsaginstitut Arthur Gieglers.

In diesem erhält man in beliebiger Länge jeden Aufsatz und jede Rede ausgearbeitet, die geschriebene Quartseite für 20 Pf., somit hat ein Aufsat von 5 Seiten bei uns den fabelhaft billigen Preis von 1 M., 8 Seiten = 1,60 M., 10 Seiten 2 M., 12 Seiten 2,40 M., 15 Seiten 3 M., 20 Seiten = 4 M. usw."

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Da scheint es doch mehr auf Gelderwerb und Täuschung von seiten der Schüler als auf Belehrung abgesehen zu sein. Außerdem finden wir öfter in den Heften z. B. Nr. 190 Kleist, Prinz von Homburg vorgedruckt: „Aufsäge über Kleist, die nicht mit in diesem Band stehen, erhält man in beliebiger Länge in zwei bis drei Tagen vom Aufsazinstitut, Körnerplaz 8. Die geschriebene Quartseite kostet 20 Pf." Das ist doch eine Naivität sondergleichen, sich da noch ein wissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen. Anderseits kann der Schüler seinem Taschengeld durch gute Auffäße aufhelfen. So heißt es z. B. Doppelheft Nr. 151/152 Homer, Ilias. „Weitere Auffäße über Homer, Ilias nimmt die Verlagsbuchhandlung jederzeit an und vergütet für die geschriebene Quartseite 20 Pf., wenn der Aufsaß ein guter und mit einem bereits in diesem Band stehenden Aufsag verschieden ist.“ Von Auffazthemen aus der Ilias sind in dem eben erwähnten Doppelheft der Inhalt der einzelnen Gesänge, die Charaktere der Helden, im ganzen 16, dann noch folgende behandelt: 1. Das Wirken des Patroklos. 2. Die homerischen Götter. 3. Inwiefern erscheint der griechische Volkscharakter dem trojanischen überlegen? 4. Was verdanken die Griechen Homer? 5. Das Königtum in der Ilias. 6. Der Traum in der Jlias. 7. Die Vorgeschichte der Jlias.

8. Welches ist der einheitliche Grundgedanke der Ilias? 9. Das Zepter Achills und dasjenige Agamemnons in der Jlias. 10. Welche Ähnlichkeiten zeigt die Szene zwischen Johanna und Montgomery in der Jungfrau von Orleans mit der= jenigen zwischen Achill und Lykaon in der Flias? 11. Wie versuchen die drei zu Achill gesandten Griechen diesen für sich zu gewinnen und inwiefern entsprechen ihre Reden ihrem Charakter? 12. Vergleich von Schillers Lied von der Glocke mit Homers Achillesschild. 13. Die Jlias in Schillers Gedichten. 14. Achill und Parzival. 15. Odysseus in der Jlias und im Philoktet des Sophokles.

Aus Wallensteins Tod (Heft 284) find folgende Auffäße behandelt. 1. Gang der Handlung in Wallensteins Tod. 2. Wallensteins Tod nach Schillers gleichnamigem Stück. 3. Welche Bedeutung haben Max und Thekla für das Drama? 4. Der Abfall der Freunde Wallensteins. 5. Eine Charakteristik Wallensteins. 6. Charakteristik der Gräfin Terzky. 7. Wodurch erweckt der Dichter Mitleid für seinen Helden? 8. Charaktere im Wallenstein. 9. Wie beweisen Wallenstein und Oktavio die Wahrheit des Ausspruches: Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend Böses muß gebären? 10. Gliederung von Wallensteins Tod.

Diese Proben mögen genügen. Auch hier, wie in der Bürgschaft (Heft 240), ist bemerkt, daß die Auffäße auch in anderer Bearbeitung zu haben sind. Lüneburg. Direktor Dr. Zechlin.

7.

Zu Kleists Prinzen von Homburg III, 1.

Arens' Vorschlag (XVII, 9), im Eingange des dritten Aufzuges von Kleists Prinzen von Homburg den die Hälfte des dritten Verses füllenden Ausruf Hohenzollerns noch dem Prinzen, die darauffolgende Frage Homburgs aber Hohenzollern zuzuweisen, erachte ich nicht für eine nötige Konjektur. Halten wir uns, hübsch konservativ, zunächst an den textus receptus. Hohenzollerns Frage (V. 3 f.): 'Los? Hat er den Degen dir zurückgeschickt?' beweist, daß er des Prinzen Worte (V. 2) 'Nun, des Arrestes bin ich wieder los?' als Ausruf verstanden hat; deshalb sprechen hier Wolff (Ausgabe bei Bruns, Minden i. W. 0. J. S. 120) und Gaudig von einem Mißverständnis. Das Fragezeichen hinter Homburgs Worten, das sich auch in der von Wolff eingesehenen Abschrift von des Dichters Originalhandschrift findet, ist darum nicht falsch; Kleist wollte damit andeuten, daß es sich nicht um eine ohne Wissen Hohenzollerns dem Prinzen etwa schon bekannt gewordene Tatsache, sondern um einen aus Hohenzollerns Erscheinen vom Prinzen gezogenen Schluß handelt: es ist sozusagen für den Leser und den Schauspieler da. Die falsche Vorausseßung Hohenzollerns, daß Homburg von anderer Seite über sein Schicksal besser unterrichtet sei als er, hervorgerufen durch jene von Hohenzollern mehr als Aussage denn als Frage gehörten Worte des Prinzen, unterdessen freilich von Homburg abgewiesen, klingt auch noch in der zweiten Frage Hohenzollerns (V. 5) 'Woher denn also los?' nach. Bleibt des Prinzen Frage (V. 3) 'Was sagst du?', an der Arens

besonders Anstoß nimmt, als habe jener diese klaren Worte des - Freundes nicht verstanden'. Nun, sie bestätigt einmal, daß jene von Hohenzollern als Ausruf gefaßten Worte im Sinne des Prinzen eine Frage waren, deren für ihn immerhin überraschende Bestätigung er in Hohenzollerns Ausruf: Gott sei Lob in der Höh'! zu finden glaubt, und sie ist zweitens durchaus charakteristisch für den versonnenen Prinzen, der immer nur halb bei der Sache ist und der noch nicht die zádagois durchgemacht hat, die diesen nachtwandlerischen Traumzustand wie einen Nebel von seiner Seele bläst.

Der Schauspieler muß nur richtig spielen. Homburg fizt in Gedanken versunken am Tische; die Tür tut sich auf: Hohenzollern erscheint. Der Prinz erhebt sich lebhaft, geht dem Freunde entgegen und ergreift hoffnungsfroh dessen Hand, die er bis zu seinen Worten (V. 6) Ich glaubte, du, du bringst es mir' festhält, um sie nun enttäuscht langsam fahren zu lassen und nach dem für ihn auch bezeichnenden dreimal wiederholten Gleichviel sich zu wenden und Stühle zu holen'. Die schwierigen Worte Nun, des Arrestes bin ich wieder los?' sind so zu sprechen, daß die ganze Wucht der Frage auf 'Nun?' liegt und dann noch einmal 'los' den Ton bekommt, so aber, daß der Ton nicht fällt, sondern zwischen Ausruf und Frage in der Schwebe bleibt. Hohenzollern, der den ganzen Ernst der Lage des Prinzen kennt, hört aus dessen Worten, was er wie jener wünscht, nimmt sie unter der Wucht der sich drängenden Gefühle, freilich erstaunt', als Ausruf und ruft: Gott sei Lob in der Höh'! Der Prinz ist gegenüber dieser immerhin überraschend kommenden schnellen Wendung seines Schicksales doch etwas unsicher und sagt: Was sagst du? d. h. Also wirklich?!' - Das übrige ist klar.

Ja, wie sagt doch Richard Wagner von unserem Drama: 'Können unsere Schauspieler dieses Stück noch gut spielen? Vermögen sie es nicht mehr, ein deutsches Theaterpublikum von Anfang bis zu Ende in treuester Teilnahme an eine Aufführung gerade dieses Stückes zu fesseln, so dürfen sie nur auch sich selbst das Zeugnis der Unfähigkeit zur Ausübung der Schauspielkunst im deutschen Sinne überhaupt ausstellen, und für alle Fälle mögen sie dann von dem Vorhaben, Schiller und Shakespeare darstellen zu wollen, gänzlich sich abwenden.' Vgl. hierzu meine Bemerkungen in dieser Ztschr. XIII, 10 S. 679.

Wozu aber so viel über ein Wort? wird mancher vielleicht mit Herder fragen. Nun, wäre der von Arens vorgeschlagene Text überliefert, so würden wir ihn ohne Bedenken gelten lassen; aber wir wollen auch unsern deutschen Klassikern gegenüber nicht den Standpunkt jener Altphilologen einnehmen, die nach dem Grundsay: Was besser gesagt werden kann, muß so emendiert werden! in den alten Klassikern fürchterliche Musterung gehalten haben. Auch Erich Schmidt ist der Überlieferung gefolgt.

An unserer Stelle kommt zudem die unleugbare Unbestimmtheit des Ausdrucks auf Rechnung teils der Charakteristik der handelnden Person, teils der stilistischen Bizarrerie des Schriftstellers.

Berlin.

Prof. Dr. E. Grünwald.

Bücherbesprechungen.

Deutsch-Südwestafrika, Kriegs- und Friedensbilder, Selbsterlebnisse geschildert von Frau Margarete von Eckenbrecher, Frau Helene von Falkenhausen, Stabsarzt Dr. Kuhn und Oberleutnant Stuhlmann. Leipzig, Wilhelm Weicher, 1907. 79 S., geheftet 1,20 M.

Aus der rühmlich bekannten, im gleichen Verlage erscheinenden Deutschen Marine- und Kolonialbibliothek „Auf weiter Fahrt" find hier einige besonders charakteristische Beiträge vereinigt, die gegenüber dem noch immer herrschenden Mangel an wirklich volkstümlichen Werken über unsere einzige Siedelungskolonie das Interesse und Verständnis weiter Kreise, namentlich der deutschen Frauenwelt, für dieses Schutzgebiet zu wecken bestimmt und vortrefflich geeignet sind. Der Wert dieser vier Aufsäge beruht darauf, daß sie in schlichtester und anschaulichster Sprache durchaus nur Selbsterlebtes berichten und daß in ihnen dasselbe Land von verschiedenen Standpunkten - von einem Arzt, einem Offizier und zwei Frauen, im Kriege wie im Frieden und ohne jede Tendenz geschildert wird. Es kann nicht ausbleiben, daß auch auf den Leser die Überzeugung übergeht, welche die Verfasser dieser Auffäße durch Erfahrung gewonnen haben: daß Deutsch-Südwestafrika ein Land ist, das des Kampfes wert war, und daß alle Opfer an Gut und Blut nicht umsonst gebracht worden sind. Der 1904 bei Ovikokorero gefallene Otto Eggers wollte ein Buch über die Kolonie und ihren Wert für Deutschland schreiben; in der Einleitung dazu fand sein Freund Dr. Kuhn die Worte: „In Südwestafrika steckt eine gewaltige Energie. Sie liegt in seiner Unwirtlichkeit. Diese ist das beste an dem Gebiet. Sie gibt den Boden für ein tüchtiges, starkes Volkstum. Das Land ist schlecht genug, daß die Deutschen darin deutsch bleiben können. Es kann die, Mark' des gröBeren Deutschland werden. Deswegen ist es die beste Kolonie, die wir haben. Wir wollen hoffen, daß wir noch mehr solche Kolonien erwerben." Möge dieser deutsche Held recht behalten!

Dem Heftchen sind sieben gute Bilder und ein treffliches Porträt des Oberleutnants Stuhlmann beigegeben. Schülerbüchereien sei es zur Anschaffung empfohlen.

Dresden.

Edmund Ballenge.

Franz Hahne, Neck- und Kampfspiele für deutsche Knaben, Regeln der auf deutschen Spielplägen üblichen Knabenspiele. Berlin, Weidmann, 1907. Mit 13 Abbildungen, 72 S., 1,20 M.

Als Anregung zu körperlicher Betätigung im Freien, wie sie an den deutschen Schulen in so erfreulicher Entwickelung ist, kann das kleine Büchlein brauchbare Dienste leisten: es enthält die Regeln zu 33 Neck- und 16 Kampfspielen; jene find teils ohne Geräte, teils mit Geräten, diese sämtlich mit einem oder mehreren Bällen auszuführen. Bei verwickelteren Spielen wie Schlagball sind natürlich nur die Hauptregeln angegeben, Auskunft über alle Einzelheiten bieten hier nur die im Auftrage des Zentralausschusses zur Förderung der Volks- und Jugend

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