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entschädigt wurden. Leichname von Menschen sah man nirgends mehr, wohl aber hie und da noch todte Pferde und in dem nassen, weichen Boden die Formen von Menschen und Thieren, sowie ihre Todeskämpfe ausgedrückt. Auch dunkelfarbene Blutspuren in größeren oder fleineren aufgetrockneten Dümpeln. Allerhand Raubgefieder spähte, ächzte und krächzte in den Lüften. Es hatte sich zu Tausenden hier und meilenweit längs der Chauffee nach Frankreich hin zum schwelgerischen Mahle versammelt und fand den Tisch reichlich gedeckt. Sonst herrschte hier unheimliche Stille ringsumher, nach so viel Donner, Geschrei und Klage. Nachdem ich mir zum Andenken mehrere, zum Theil blutbefleckte Sachen, Cocarden, Chansons, Briefe, aufgelesen, ritten wir weiter nach dem, etwa eine halbe Stunde vorwärts, links an der Chauffee nach Frankreich gelegenen Pachtgute Belle Alliance, wo Blücher und Wellington am Abend des blutigen Tages sich die Siegerhand reichten. Wiewohl auch hier noch Alles zertrümmert und zerschlagen und namentlich kein Fenster und keine Thür im Hause heil war, so hatten doch die Mauern wenig gelitten. Bei diesem Meierhofe wurde der lezte Todeskampf gekämpft und die Franzosen, nach Erstürmung des Dorfes Planchenoit, in Flanke und Rücken genommen, indem die den Preußen entgegengestellte französische Linie auf die vor Wellington sich immer noch in ziemlicher Ordnung zurückziehenden Truppen geworfen und dadurch die Verwirrung des so unglücklichen als tapferen französischen Heeres vollendet wurde. Hier erhielten dann die Garden den Reft, hier fiel der tapfere Cambronne schwer verwundet in Gefangenschaft, nachdem er, sich zu ergeben aufgefordert, die große Antwort gegeben haben soll: La garde meurt, mais ne se rend pas! Hier erschallte zuerst der Verzweiflungsruf: Sauve qui peut! Von hier an floh der Feind in der wildesten Auflösung ohne Raft und Nuhe rückwärts. Unter den Ersten in der Verfolgung waren die Lüzower Schwarzen, unter diesen unsere Bremer Freunde. Dunkel deckte mehr und mehr die Erde; Ruhe nahm den Erdkreis unter ihre milden Flügel, nur Siegern und Bes Stegten nahte sie nicht.

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Der Conjunctiv

in der

Englischen Sprache.

Obfchon sich in den Englischen Sprachlehren viele einzelne gute Bemerkungen über den Gebrauch des Conjunctivs finden, so habe ich doch nirgends eine zusammenhängende, einigermaßen vollständige und befriedigende Darstellung der hiehergehörigen Spracherscheinungen gefunden. Wagner hat viel Beispiele gesammelt, wirft aber die verschiedenartigsten Fälle unter einander und kommt zu keinem klaren Ergebniß. Er hängt übrigens noch an dem fast unglaublichen Irrthum, den er von Webster und Murray entlehnt hat, den Conjunctiv des Präsens durch Weglassung eines Hülfszeitwortes zu erklären. Latham, der neueste Englische Forscher, giebt in seiner größeren Grammatik: The English Language, London 1841 die neuere Auflage kenne ich nicht über den Gebrauch der conjunctivischen Formen fast nichts. Die einzige hergehörige Stelle findet sich unten (§. 44) abgedruckt. Unter den neueren Deutschen Grammatikern habe ich, da Fiedler noch nicht bis zur Syntar ge= biehen ist, nur noch Fölsing und Heussi als wissenschaftliche Bearbeiter der Englischen Sazlehre kennen gelernt. Heussi läßt den Conjunctivformen ihr volles Recht nicht widerfahren, indem er sie zu sehr als seltene, der ältern Sprache angehörige Erscheinungen darstellt, und ist in Entwickelung der Bedeutung derselben, wie der entsprechenden conjunctivischen Hülfszeitwörter sehr unzuverlässig ́und unzureichend. So erwähnt er nichts von should in Absichtssäzen nach lest, wirft alle Arten Relativfäße zusammen u. dergl. Die schäzbarste Arbeit scheint mir die von Fölfing, der zwar auch nichts weniger als vollständig, aber scharffichtiger und zuverlässiger ist, als Heuffi. Zwar erklärt auch er den Conjunctiv des Präsens elliptisch, gelangt aber troß dieses theoretischen Fehlers meist zu praktisch richtigen Ergebnissen. Dagegen hat jener Irrthum auch ihn verhindert, der eigentlichen Kraft der Conjunctivformen nachzuspüren und ste als ein in der Sprache lebendes, wirksames Element zu würdigen.

Gerade um diesen Punct war mir zu thun. Statt von der Syntar der Zeitwörter may, should 2. auszugehen und die einfachen Conjunctivformen nur nebenher zu behandeln, versuchte ich umgekehrt diese einfachen Formen zum Ausgangspunct zu machen, die in der That weit umfassendere Anwendung haben, weit stetiger und regelmäßiger sich einstellen, als uns die Grammatiken ahnen lassen. Deßhalb war ich bedacht, durch zahlreiche Beispiele aus Dichtern und Prosaikern das eigenthümliche Leben dieser Formen nachzuweisen. Erst wenn dieß zur Anschauung gebracht ist, kann die Wirksamkeit der conjunctivischen Hülfszeitwörter recht verstanden und gewürdigt werden. Dann wird auch das Vorurtheil, dem man in gangbaren Schulausgaben und Grammatiken begegnet, von selbst verschwinden, als habe man „in der Englischen Sprache feinen Conjunctiv anzuerkennen und denselben das einzige Hülfszeitwort to be ausgenommen ganz zu läugnen.“ (S. The Rivals by Sheridan von Croll p. 84.)

Uebrigens lag es nicht in meinem Plane, die Syntar jener Hülfszeitwörter zu erschöpfen. Sie kommen nur soweit in Betracht, als sie die einfachen Conjunctivformen zu vertreten haben oder sich doch nahe mit ihnen berühren.

Auch die Geseze der ungeraden Rede konnten nur in sofern erörtert werden als zur Beleuchtung der Modusverhältnisse erfor= derlich war.

Von den etwa 400 Beweisstellen haben Pope, Byron und Macaulay verhältnißmäßig die meisten geliefert. Erst während der Arbeit ward ich auf die Nothwendigkeit aufmerksam, jeder Stelle ein genaues Citat beizufügen, damit man den Zusammenhang vergleichen könnte. Einzelne Beispiele verdanke ich Wagner und anderen Grammatikern.

1. Allgemeine Bemerkungen über den Englischen Conjunctiv.

S. 1.

Der Englische Conjunctiv ist der Form nach mangelhaft und nur in der 2. und 3. Person im Singular des Präsens vom Indicativ dadurch geschieden, daß er die Endungen est. und s nicht annimmt. Die übrigen Personen im Präsens und das ganze Imperfect treffen mit dem Indicativ zusammen. Nur das Zeitwort to be

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hat einen fast vollständig vom Indicativ unterschiedenen Conjunctiv, nämlich im Präsens: I be, thou be, he be, we be, you be, they be; im Imperfect: I were, thou wert, he were, we were, you were, they were.

§. 2.

Nun ist zwar im Allgemeinen sehr richtig, daß da, wo die Formen in einander fließen, das feinere Sprachgefühl leicht verdunkelt wird und Unterschiede nicht mehr empfunden werden, weil sie nicht durch getrennte Formen dargestellt sind. Diese Verdunkelung des Sprachgefühls wird im vorliegenden Falle dadurch noch vermehrt, daß selbst be und wert bisweilen als Indicativ vorkommen; z. B.: ,,Hark there be murmurs heard in Lara's hall." Byron. be whose hearts are brimful of the yeast of courage." W. Irving. ,,He had never courted the powers that be." Tayler. ,,Say, wert thou lingering there with him to fly?" Byron, Corsair III, 5. ,,Thou wert not formed for living here, for thou wert kindred with the sky." Moore.

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,,Some there

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Demnach würde es voreilig sein, zu schließen, daß der Engländer sich des Unterschiedes zwischen Indicativ und Conjunctiv auch nur da bewußt werde, wo seine Sprache getrennte Formen für beide Verhältnisse hat. Gewiß empfindet jeder Engländer in folgenden zwei Stellen den Conjunctiv gleichmäßig bei den beiden Zeitwörtern join und give, obschon nur lezteres auch durch die Form sich als Conjunctiv ausweist:

,,'Tis not enough taste, judgment, learning join,
In all you speak let truth and candour shine."
‚'Tis not enough no harshness give offence,
The sound must seem an echo to the sense."

(Pope.)

(Pope's Essay on Crit. 365.)

Beide Stellen sind offenbar ganz gleich gebaut, beide Zeitwörter auf gleiche Weise aufzufassen, beide durch should auflösbar. Achnlich verhält es sich mit folgender Stelle:

,,No child no sire

no kin had I,

No partner of my misery;

I thought of this, and I was glad,

For thought of them had made me mad."

(Byron, Prisoner in Chillon 12.)

Hier würde ein ungeübter Leser sich versucht fühlen können, die

lezte Zeile zu übersehen: „denn der Gedanke an sie hatte mich

wahnsinnig gemacht." Der Sinn aber ist: „ich war froh, daß ich keine Angehörigen oder Leidensgefährten mehr hatte, denn der Ge= danke an sie hätte mich wahnsinnig gemacht." Eben so deutlich fühlt man den Unterschied in folgender Stelle:

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Läßt man die vorlezte Zeile weg, so stände nichts entgegen, had stood als Indicativ zu nehmen; da aber perished als bedingte Nede gefaßt werden muß, weil der Gefangene noch lebt, so kann auch had stood fein Indicativ sein.

,,How had the brave who fell exulted now!“
,,O had we some bright little isle of our own!"

(Byron, Cors. I, 1.) (Moore.)

Es ist klar, daß had exulted bloße Möglichkeit, had we einen Wunsch ausdrückt. Beides sind keine Indicative. Troß der Zweideutigkeit der Form muß dieser Unterschied im Bewußtsein jedes Engländers ebenso bestimmt gefühlt werden, als der zwischen was und were in den Säßen:

,,I wish he were here." (Moore), und I know he was here."

Es folgt, daß der Conjunctiv der Bedeutung nach im Englischen so gut und so vollständig da ist, wie im Deutschen, wenn er auch in einzelnen Fällen nicht durch Flerion ausgezeichnet wird. Uebrigens ist ja die Flerion des deutschen Conjunctivs nur um ein sehr Geringes voraus, nämlich wesentlich nur durch Umlautung und Antreten der Endung e in der 1. und 3. Person im Singular des Imperfects starker Zeitwörter, deren Zähl ohnedieß gering ist, und durch Umlautung bei den unregelmäßigen Zeitwörtern können, mögen, müssen, dürfen; während die Unterscheidung des Conjunctivs in der 2. Person Singularis des Präsens im Englischen durch Wegfall des est sogar vollständiger ist als im Deutschen. Wer würde aber behaupten wollen, wir fühlten die Kraft des Conjunctivs weniger in dem Sage: „Er besigt Nichts, das er den Armen nicht mittheilte“ (Goethe), als wenn es hieße: „Er besigt Nichts, das er den Armen nicht gäbe?" Wird das Verhältniß dadurch geändert, daß ich für

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