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110013044

Alcuins Leben.

Ein Beitrag

zur Staats, Kirchen- und Culturgeschichte

der karolingischen Zeit

von

1

Dr. Friedrich Lorenz,

Privatdocenten der Geschichte an der Universität zu Halle.

There is a history in all men's lives,
Figuring the nature of the times deceas'd.

SHAKSPEARE.

1

Halle 1829,

bei Carl August Kümmel.

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Vorrede.

Obgleich es die karolingische Zeit ist, welcher die spåtern Verhältnisse der abendländischen Christenheit zum Theil ihre erste Entstehung, zum Theil ihre weitere Entwickelung oder völlige Ausbildung verdanken, só hat sie doch bis jeht noch keine ihrer Wichtigkeit entsprechende Behandlung gefunden. Da die Geschichte fast aller abendländischen Nationen sich in ihr, wie in einem breiten Strombette, vereinigt, um nachher wieder in mehrere Arme aus einander zu fließen, da Spanien, Frankreich, Italien, Deutschland und die Nebenländer von Deutschland ihre politische Gestaltung

aus dieser Zeit herleiten, so sollte man erwarten, keine Periode der Geschichte so gründlich erforscht und so ausführlich dargestellt zu sehen, wie diese; denn sie hat den Vorzug, nicht das Interesse eines einzigen Landes, sondern der Hauptlånder von Europa in Anspruch zu nehmen, und also das Recht, von den Ge schichtschreibern derselben gleiche Aufmerksamkeit zu verlangen. Welche Resultate für die Aufklärung und Darstellung dieser Zeit ließen sich daher von den vereis nigten Anstrengungen und dem gemeinschaftlichen Wetteifer der historischen Talente in den gebildetsten Låndern Europa's erwarten! Vergleicht man aber mit dieser großen, aber nichts weniger als unbilligen Erwartung die einzelnen Leistungen, so findet man, daß ihr zum Nachtheile gereicht hat, was ihr Vortheil håtte seyn sollen. Die Verbindung des Einzelnen mit dem Ganzen in einem solchen Verhältniß, daß ohne zu große Weitläufigkeit die Geschichte jedes einzelnen Staats zugleich die Bewegung des ganzen Staatskörpers, von dem er ein Glied bildet, enthielte, scheinen mit wenigen Ausnahmen die Geschichtschreiber als einen Strudel betrachtet zu haben, durch welchen man nicht rasch genug hindurch kommen könne. Sie haben daher alle

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