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Gesellschaft und ein Jahrbuch gewidmet hat und ihn geradezu als einen einheimischen behandelt, und zwar mit Bevorzugung vor den wirklich vaterländischen, dessen Sprache auf deutschen Gelehrtenschulen ausgeschlossen oder nur geduldet zu finden. Doch dies beiläufig. Um auf die „Anglia" zurückzukommen, so wird eine Angabe des Inhalts genügen, dessen Reichbaltigkeit darzuthun, während die Namen der Verfasser der verschiedenen Artikel (Referent freut sich fast, dass er erst nach dem Erscheinen des Heftes seine Mitarbeiterschaft zugesagt hat, obgleich vor demselben freundlichst dazu eingeladen, da er diess jetzt, ohne unbescheiden zu sein, sagen darf), schon an sich für deren Gediegenheit bürgen.

C. Grein eröffnet mit der Frage „Ist die Bezeichnung,angelsächsische Sprache' wirklich unberechtigt" und beantwortet sie natürlich verneinend. Bei der Gewichtigkeit dieser Stimme, als vielleicht erste Autorität auf dem Gebiete und bei dem wohl unnöthigen Staub, den diese Frage in neuerer Zeit in England aufgewirbelt hat, habe ich hier ausnahmsweise das Resultat der Untersuchung mitgetheilt, was man bei den übrigen nicht erwarten darf, da ich die Leser des Archiv durch diese Anzeige nur dazu bestimmen möchte, die „Anglia" selbst zu lesen. J. Zupitza folgt mit einer Abbandlung „Zum Poema Morale", unter Abdruck des Textes nach der Digby Handschrift. R. Köhler weist in der deutschen Literatur eine Parallele zu „Chaucer's The Millere's Tale" nach. H. Düntzer hat das Wort „Zu Marlowe's Faust" ergriffen. C. Horstmann liefert den Text der „Legenden von Celestin und Susanna" mit eingehenden „Einleitungen", welche sich mit der Sprache und dem Versmaass dieser Dichtungen beschäftigen. Von W. Sattler erhalten wir „Beiträge zur Präpositionslehre im Neuenglischen." Hier jedoch kann Referent die Bemerkung nicht zurückhalten, dass bei aller Anerkennung des Sammlerfleisses, mit welchem W. Sattler seine Stoffe behandelt (er hat ja auch schon das Archiv mit manchem ähnlichen Beitrag versehen), ihm dabei des Guten zu viel gethan scheint, wodurch schliesslich nur Verwirrung entstehen kann. Es kommt im Englischen stets auf den Sinn an, den man in einen Ausdruck hineinzulegen wünscht, und muss dabei hauptsächlich das Sprachgefühl leiten. Wer das nicht besitzt, dem ist es durch noch so viel Belegstellen nicht beizubringen. Man missverstehe mich nicht: was ich hier ins Auge fasse, sind eben nur solche Fragen, wie die von W. Sattler ohnlängst im Archiv behandelte „In the Reign" und "under the Reign" und sein hier behandeltes Thema „' To expect from und of", wo beide entweder gleichmässig gebraucht werden, wenn es sich um „von" handelt, ganz unterschieden aber sind, wenn man bei of eigentlich „,in" meint; also im letzteren Falle gerade wie bei to hear from und of, wo of durch über zu übersetzen ist. M. Trautmann handelt von dem (schottischen) Dichter Huchown und seinem Werke. Die Abhandlungen schliessen mit einer „Collation of the Poetical Solomon and Saturn with the Ms.", von H. Sweet. Hierauf folgen Anzeigen und Kritiken, darunter eine ausführliche über K. Elze's W. Shakespeare, von F. A. Leo, eine eben solche über A. W. Ward's History of English Dramatic Literature, von W. Wagner, deren Fortsetzung folgen soll, und eine R. Wülcker über Th. Arnold's Ausgabe des Beowulf.

von

So sei denn die Zeitschrift allen modernen Philologen bestens empfoh

len! Ein Glückauf ruft ihr auf den Weg

Dr. David Asher.

Pierer's Conversations - Lexicon. Siebente vollständig umgearbeitete Auflage. Oberhausen und Leipzig bei A. Spaar

mann.

Das Pierer'sche Universallexicon, welches in den Jahren 1824 — 1836 zuerst hervortrat, und in den Jahren 1875 ff. die 6. Auflage erlebt, übertraf seine Concurrenten durch die grosse Anzahl von Artikeln, die es auf einen verhältnissmässig engen Raum zusammendrängt, und durch seine knappe, vielumfassende Sprache. Als Nachschlagebuch hatte es für den Gelehrten, Beamten und Geschäftsmann einen durch kein anderes Hülfsmittel zu ersetzenden Werth. Aber seine Form unterlag mehr und mehr dem Schicksale der Veraltung, und nicht minder bedurfte sein Inhalt einer neuen durchgreifenden Revision. Der 6. Auflage folgte eine Reihe von Jahren, die auf Gebieten der Kunst, des Handels und der Gewerbe, der Politik und des gesellschaftlichen Lebens einen staunenswerthen Reichthum neuer Forschungsergebnisse, Entdeckungen und Erfahrungen zu Tage förderte. Wurde hierdurch die Aufnahme einer grossen Menge von bisher nicht beachteten oder unbekannten Artikeln zur Nothwendigkeit, so hatten viele andere Gegenstände ihre Bedeutung verloren und mussten dem Zwecke der Raumersparniss weichen. Ja, der ganze das Lexicon durchwehende Geist bedurfte einer frischen Modernisirung, und namentlich war es eine unabweisliche Zeitforderung, dass neben der rühmlichen Fürsorge, die das Werk in seinen bisherigen Auflagen der klaren und gediegenen Belehrung über zahllose Einzelfragen auf allen Gebieten des Wissens und Lebens gewidmet hatte, neben der vorherrschenden pünktlichen Thatsächlichkeit, die einem solchen Unternehmen vor Allem zur Pflicht gemacht werden muss, ein bisher von dem Pierer'schen Lexicon zu wenig berücksichtigtes Element, nämlich die Bildung der Nation scharf ins Auge gefasst und vorzüglich in den allgemeinen Artikeln, so weit es nur die Knappheit des Raumes gestattete, eifrig gepflegt wurde. Mit dieser Richtung, zu der alle Strömungen unserer Zeit hindrängen, musste entschiedener, als es in den bisherigen Auflagen geschehen war, die Scheide wand zwischen der Gelehrsamkeit und dem Leben fallen. Ohne dem Ernst und der Gediegenheit des Wissens Abbruch zu thun, hatte man ihm eine anziehende, elegante, populäre und doch edle Einkleidung zu geben und es an passenden Stellen mit den die Gegenwart bewegenden ideellen und materiellen Grundfragen in Beziehung zu setzen. Es galt, nicht allein die Wissbegierde über einzelne Punkte zu befriedigen, sondern aus den einzelnen Artikeln einen Spiegel des gesammten jetzigen Geisteslebens entstehen zu lassen, der dem Gebildeten und nach Fortbildung Verlangenden Mittel und Anregungen zum tieferen Nachdenken über die wichtigsten Angelegenheiten der Nation und der Menschheit und zur Gewinnung einer festen Ansicht über sie darböte. Eine solche Encyclopädie und Auslegung des Zeitbewusstseins erschien als die letzte und höchste Aufgabe des Werkes, das Streben nach diesem Ziele gibt sich in wiederholten Aussprüchen der Redaction zu erkennen, die uns beweisen, wie ernst sie ihre Sache nimmt, und es tritt uns erfreulich in gar manchen Artikeln entgegen, denen es durch den weiteren Umfang ihres Themas gestattet war, über die Grenzen der Notizenhaftigkeit hinauszugehen. Durch das eifrige Zusammenwirken gediegener Kräfte, durch gelehrten Fleiss, durch klares und geistvolles Urtheil, durch eine häufig begegnende Kunst gedrängter, viel umfassender, lichter und ansprechender Darstellung erscheint hier das alte, verdienstvolle Lexicon im wahren Sinne verjüngt, in der doppelten Eigenschaft eines Nachschlagebuches und einer Bildungsschule als eine sehr dankenswerthe Gabe für unsere Nation.

Die vor uns liegenden acht Bände enthalten, um das Gebiet der germanischen und romanischen Sprachen und Literaturen hervor

zuheben, allgemeine Artikel über die Bereiche des Angelsächsischen, Dänischen, Deutschen, Englischen, Französischen und Friesischen, mit denen wir unsere Befriedigung aussprechen. Dies gilt namentlich von dem Artikel „Deutsche Nationalliteratur". Er umfasst seinen Gegenstand im weitesten Sinne des Wortes und macht, besonders in der Zeit bis zum Tode Schiller's, mit der lebendigen Beziehung der Literaturgeschichte auf die allgemeine Culturentwickelung der Nation in einer Weise Ernst, die noch immer zu den Seltenheiten gehört. Der zweckmässige Plan, die Fülle des auf wenigen Bogen zusammengedrängten Inhaltes, die Klarheit des Urtheils und der Darstellung möchten diesen Artikel selbst zum Grundrisse für akademische Vorlesungen empfehlen. Mit etwas flüchtigerer, wenn auch feiner und kundiger Hand, ist die deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts bearbeitet. Unter den Einzelartikeln aus der deutschen Nationalliteratur und aus den angrenzenden Gebieten heben wir Albrecht, Alexandersage, Annolied, Apollonius von Tyrus, Aufemberg. Arnim den Dichter, Aschenbrödel, Balde, Balder, Barlaam und Josaphat, Michael Behaim, Bodenstedt, Bodmer, Jakob Böhme, Sebastian Brant, Bremer Beiträge, Clemens Brentano, Brockes, G. A. Bürger, Castelli, Chamisso, Matthias Claudius, Cronegh, Simon Dach, Deutsche Mythologie, Dietrich von Bern, Dingelstedt, Eichendorff, Elfen, Ermonrich, Eschenbach, Faust, Freiligrath, Freyja, Frayr, Friesische Sprache und Literatur hervor. Die meisten Artikel aus der deutschen Nationalliteratur fügen den biographischen und bibliographischen Andeutungen, nach denen allerdings in einem solchen Lexicon am häufigsten gesucht wird, sachgemässe Andeutungen über die literarhistorische Stellung der Schriftsteller und Schriftwerke und treffende ästhetische und ethische Urtheile über sie bei oder verweisen desfalls auf die betreffenden Seiten des oben erwähnten Hauptartikels. Seltener geschicht dies in den Artikeln zur englischen und den romanischen Literaturen. So freudig wir nun die Bevorzugung des nationalen Elementes anerkennen, glauben wir doch, dass hierin das Lexicon zu weit gehe, und wir vermögen den Wunsch nicht zu verschweigen, die tüchtigen Mitarbeiter im Fache der englischen und der romanischen Literaturen möchten neben der rühmlichen Sorgfalt, mit der sie das Leben der Schriftsteller in seinen wichtigsten Punkten vorführen und die literarischen Quellen und Hülfsmittel vorführen, auch, wie es bereits in einzelnen Artikeln von ihnen geschehen ist, überall oder doch in den meisten Fällen ihr literarhistorisch-ästhetisches Urtheil, wenn auch nur in kurzen Worten, aussprachen, treffliche Beiträge zu diesem Gebiete sind die Artikel Addisson, Boileau, Bulwer, Robert Burns, Byron, Thomas Carlyle, Chateaubriand, Cid, Coleridge, Cuvier, Victor Cousin, William Cowper, Dora d'Istria. Aus dem benachbarten Fache der Poetik nennen wir die Artikel Balladen, Charakterstücke, Classisches Epos.

H.

Entgegnung zu Bd. LVII, 1, S. 89.

Herr Prof. K. Bartsch schrieb mir, dass noch in Rostock auf der Philologischen Versammlung die Ansichten über Aussprache des Altfranzösischen sehr auseinander gingen. Diese Meinungsverschiedenheit entstand sicherlich nicht aus mangelnden Kenntnissen jener Gelehrten, als vielmehr daraus, dass nicht ein Moment in den Vordergrund gestellt werden konnte, welches in meiner Schrift: „Aussprache des Französischen nach Angabe der Zeitgenossen Franz I.", zum ersten Male vielleicht, als entscheidend hervortrat, nämlich nicht bloss zu fragen „Welche Aussprache existirte", sondern „Welche galt

als correct". Da das Studium, statt auf solche Angaben, sich lieber auf Orthographie, Reime und Patois richtet, so schlug ich vor, einmal diesen neuen Weg zu wählen, was aber selbstverständlich" nicht heisst, jene anderen Methoden nun völlig unbenutzt" (S. 4. a. a. O.) zu lassen, und verwand, als mir 1874 der Raum von 32 Seiten eines Schulprogrammes zur Verfügung stand, diesen zu einer Zusammenstellung solcher directen Angaben. Mein Unternehmen bestand also darin, einmal von Reimen etc. abzusehen und dafür die Aufmerksamkeit zunächst auf Quellen solcher Angaben zu lenken, dann aber auch diese selbst wörtlich mitzutheilen, um Anderen die vielen Mühen zu ersparen, sich jene seltenen Werke zu verschaffen. Mit Staunen las ich daher, dass H. Ulbrich in Herrig's Archiv Bd. LVII, H. 1, p. 89, jenes Unternehmen als gescheitert" betrachtet, weil mein Schulprogramm von jenen Angaben und nicht vielmehr von Reimen etc. handelt, (!) „dann wegen der vollständigen Kritiklosigkeit, derzufolge" mir nie einfällt, dass Palsgrave ein Engländer ist" (!) Welch ein Kritiker, der nicht gesehen hat, dass S. 6 m. Schr. den Werth der Aussprüche Palsgrave's eingehend prüft, S. 34 sogar dessen englische Wörter besonders bespricht! - und der nicht einmal weiss, dass Palsgrave allgemein, bei Diez u. A. längst schon als Autorität gilt! Auf mein Ersuchen, mir seinen „Nachweis" meiner „Irrthümer" mitzutheilen, schrieb Herr U. am 25. März, zwar keinen angeben zu können, bemerkt aber noch: „obgleich ich Ihre Schrift leider nicht besitze, von meinem damaligen Bericht über dieselbe auch nichts niedergeschrieben habe, so ist mir doch noch so viel erinnerlich, dass ich Alles, was mir unvollständig oder irrthümlich zu sein schien, nur aus dem einen Umstande (den ja auch Schuchardt in seiner übrigens oberflächlichen Recension im Lit. Centralbl. hervorhebt), abgeleitet habe, dass Sie sich zu ausschliesslich (!) in die Grammatiker vertieft haben und die Assonanzen und Reime der altfranz. Poesie unberücksichtigt lassen." Sind „Assonanzen und Reime der altfranzösischen Poesie" Angaben der Zeitgenossen Franz I.? hat Herr U. auch S. 34, 35, 38 m. Schr. nicht gesehen, obschon er diese „Zusätze" kritisirte? Offenbar liess er sich von Herrn S. verführen, obgleich er ihn jetzt „oberflächlich“ nennt, nachdem dieser im Lit. Centralbl. N. 11, S. 363; 1877, so weit der Raum reichte, auf sein übereiltes Absprechen und auf entgegengesetzt lautende Urtheile verschiedener Autoritäten aufmerksam gemacht worden war. Auch Herr S. mildert (Lit, Centralbl. p. 364) sein Urtheil über die vorgebliche Reimvernachlässigung, vergisst aber wieder den Zusammenhang; denn es ist klar, dass ich nicht das Folgern aus jedem Reime für „unzuverlässig" halte, da in den „Zusätzen" S. 34, 35, 38 selbst auf diese Beweiskraft, freilich einer ganz anderen Periode, sich stützen, und S. 4 (Z. 4), also unmittelbar vorher, vom „Klange des Französischen einer bestimmten Zeit" spricht, die doch im Schulprogramm die des Franz I. ist. Wer aber z. B. die Schrift Talbert's: prononcation de la voyelle au XVIe siècle, Paris 1876, kennt, wird sich aufs Neue überzeugt haben, wie unzuverlässig" es ist, bloss aus Reimen dieser Epoche Schlüsse zu ziehen. Bei Herrn S., und daher ebenso bei Herrn U., erscheint, trotz des Nachweises, wie eine willkürliche Behauptung von mir, dass nach Angabe der Zeitgenossen Franz I. kein e ouvert in der mustergiltigen Aussprache zu existiren schien. Da bei vorgefasster Meinung dies Resultat auffällig ist, wies S. 15 m. Schr. auf Corssen I, 328, auf Blanc 32, u. S. 33, 34, auf G. Paris, welche sämmtlich durchaus nicht in vollem Widerspruch mit jener Angabe der Zeitgenossen stehen, u. S. 33 urtheilte hiernach, dass wohl ein etwaiges é von den Gebildeten des beginnenden 16. Jahrhunderts ignorirt blieb." Ferner erscheint bei Herrn S., und daher ebenso bei Herrn U., wie eine unbegründete Behauptung meinerseits, dass während der Zeit der 1. Serie in einer mustergiltigen Aussprache die Diphthonge zwar einsilbig, aber doppellautig, dagegen die Nasalen noch nicht so wie die modernen zu klingen hätten. Obschon der Nachweis hierzu S. 17 bis 29 wörtlich gegeben ist, gesteht Herr U., dass er ihn noch „vergebens" sucht! Dieselben Programmseiten constatiren zugleich als That

"

sache, dass die jetzige Aussprache erst während der Zeit der 3. Serie von jenen Zeitgenossen als mustergiltig anerkannt wurde. Die Zusätze bis S. 39 zeigen, dass diejenige Aussprache, die noch zu Anfang des 16. Jahrhunderts für massgebend galt, aus altfranzösischen Zeiten stammte und der Kürze halber gemein - romanisch" genannt werden kann. Daraus, dass die moderne sie nicht schon früher aus der tonangebenden Oberherrschaft verdrängt hat, folgt selbstverständlich nicht, dass nirgends die moderne heimlich wucherte, im Gegentheil, S. 27 sagt ausdrücklich: „nicht wie Pallas dem Haupte des Zeus, entspringt einem alten, vielköpfigen Prononciationsorganismus ein grundverschiedener gleich in fertiger Bildung," und S. 35, dass nur auffällig sein könne, warum die gemein - romanische Prononciation noch im Anfang des 16. Jahrhunderts mustergiltig war.“ Um dies begreiflich zu finden wiesen S. 36 und 37 auf Verschiedenes hin; an die Vorliebe Franz I. zum Mittelalterlichen einerseits und an die seinem Tode folgende Umsturzperiode andrerseits wurde nur erinnert, um die Raschheit des Umschwunges vielleicht erklären zu können. Dies scheint Herr U. zu verwechseln, während Herr S. sich erlaubt, mir Unkenntniss vorzuwerfen. Um nämlich nachzuweisen, die moderne Aussprache sei nicht plötzlich, wie Pallas, entstanden, hielt ich für ausreichend z. B. anzudeuten, dass abgeschwächter Klang der Diphthonge schon längst vorkam, (natürlich aber als uncorrect), ohne dasselbe bezüglich der nasalen Aussprache zu wiederholen. Herr S. glaubt nun zu jener liebenswürdigen Vermuthung sich berechtigt, da ich sonst schwerlich behauptet haben würde, dass die französische Nasalirung noch nicht existirte." Er vergisst aber dabei wieder den Zusammendang nach Angabe etc. und als correct", sowie dass auf S. 31 wohl seutlich genug steht: so lange die diphthongische Aussprache die Oberherrschaft besass", die Nasalirung noch nicht dominirend ihr Haupt erhob". Da also Herr S. sehr leicht den Zusammenhang vergisst, scheint es rathsam, ihn auch bezüglich seiner Entschuldigung wegen Corssen's uui im Voraus zu erinnern, dass nur die Schreibweise besprochen wurde, als es S. 11 biess, dass die nördlichen Gallier, während sie ein Zeichen für den Laut ui gebrauchten, ein solches in der lateinischen Literatur finden konnten, da sie auch bei den Römern den Laut ui hörten und ihn durch u bezeichnet sahen. Ferner muss erinnert werden, dass was die Aussprache selbst des französischen u betrifft, desgleichen des o, wie überhaupt jene Angaben über die französischen Laute, wie diese nach Wesen und Geschichte im Programm erscheinen, sie nichts mit meinen subjectiven Vorstellungen von französischen Lauten zu schaffen haben, sondern offenbar nur die möglichst objectiven Wiedergaben dessen sind, was und wie jene Zeitgenossen berichten. Findet Herr S. solche Vorstellungen unklar und will er mich deshalb tadeln, so vergisst er das Thema, das mir in dieser Beziehung neue Gesichtspunkte etc. geradezu verbot. Für einen solchen neuen, mir angehörigen, hält Herr S. ebenfalls das, was S. 27 von den veränderten geselligen Verhältnissen der damals tonangebenden Kreise Frankreichs gesagt wurde, und er kann sich nicht erklären, dass volle Doppelvocale besser mit den Gesängen der Trouvères z. B. harmoniren und das weniger diphthong gesprochene Modernfranzösische besser zu den gewandten und behenden Abstractionen taugen, wie solche im leichten Geplauder einer witzsprudelnden Gesellschaft vorkommen. Schade, dass der grosse Jacob Grimm gestorben ist, er würde Herrn S. die vermisste Aufklärung vielleicht gewähren; kurz, Herr S. weiss offenbar nicht, dass von dem besprochenen Verhältnisse, z. B. der Doppelvocale zur Musik etc., Grimm bereits überzeugt war. Hier darf aber Herr S. nicht wieder, wie bei meinem Hinweise auf Corssen (Lit. Cent. S. 11) klagen, er hätte wohl gethan, die Seitenzahl hinzuzusetzen;" denn diese Behauptung Grimm's ist S. 38 m. Schr. genau angegeben! Herr S. muss wohl zugestehen, dass er diese Stelle bei seiner Kritik wiederum nicht gesehen oder nicht beachtet hat, kurz, er wird wohl thun, die Worte, die er am Schlusse (Literarisches Centralblatt

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