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Are to your throne and state, children and servants;
Which do but what they should,

So interpungirt, hiesse die Stelle: Unsere Pflichten gebühren Eurem Thron und Eurer Würde, Euren Kindern und Dienern, und thun nur, was sie sollten etc. Da der Sinn aber ist: Unsere Pflichten stehen zu Eurem Thron und Eurer Würde in dem Verhältniss von Kindern und Dienern, die nur thun, was sie sollten etc., so muss ein Komma hinter are stehen und das Semikolon hinter servants durch ein Komma ersetzt werden. From hence to Inverness,

(Ibid.)

And bind us further to you.

Letzteres erklärt Delius als eine Aufforderung an Macbeth, auch fernerhin sich um den König verdient zu machen. Macbeth soll sich indess den König dadurch ferner verbinden, dass er ihm seine Gastfreundschaft gewährt.

(Ibid.) The rest is labour, which is not us'd for you.

Delius: „Diejenige Rast, die nicht für Euch verwandt wird, die sich Euch nicht nützlich macht, ist keine Rast, sondern beschwerlich wie Arbeit." Wer die Stelle zum ersten Mal aufmerksam liest und den Hamlet kennt, denkt doch gewiss zunächst an: The rest is silence, und verfällt nicht leicht darauf, dass rest hier Rast bedeuten könne, wird sich also mit dieser Bedeutung nicht eher beschäftigen, als bis die Uebersetzung durch Rest zu keinem befriedigenden Ziele führt; um so weniger, als der Dichter, hätte er Rast gemeint, eher that rest als the rest geschrieben haben würde. Nun giebt aber Rest in Verbindung mit des Königs vorhergehenden und Macbeth's nachfolgenden Worten einen ganz natürlichen und guten Sinn: Macbeth will sagen, was ihm nun zu thun bleibe, thue er nicht dem König, sondern sich selbst und seiner Frau zu Liebe, indem er vorauseile und ihr die frohe Botschaft verkünde.

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Let not light see my black and deep desires:

The eye wink at the hand; yet let that be,

Zu yet let that be bemerkt Delius, the eye sei Subject zu let. Das Subject zu diesem let wie zu dem vorhergehenden ist aber stars. Die Sterne sollen das Licht nicht Macbeth's

Wünsche sehen lassen, sie sollen ferner das Auge nicht sehen lassen, was die Hand thut, und sollen endlich geschehen lassen, was das Auge, wenn es geschehen ist, zu sehen sich fürchtet. thou 'dst have, great Glamis,

(Sc. 5.)

That which cries, „Thus thou must do, if thou have it!"

Statt if thou have it, wenn auch Sh. selbst so geschrieben hat, muss unstreitig gesetzt werden: if thou'lt have it. Du willst das haben was ruft: so musst Du handeln, wenn Du es haben willst.

(Sc. 7.) And, to be more than what you were, you would
Be so much more the man.

Nicht, wie Delius erklärt, „um mehr zu sein als Du warst," sondern wärst Du mehr als Du warst.

:

(A. II. Sc. 1.) A heavy summons lies like lead upon me.

Delius: „Heavy ist bei Sh. nicht bloss schwer, sondern auch schwer machend, müde machend, also mit summons Mahnung zum Schlaf." Das zu Grunde liegende Bild wird damit nicht erklärt: es ist dasselbe, welches in Julius Caesar IV, 3 angewandt wird:

O murderous slumber, lay'st thou thy leaden mace upon my boy?

Der Schlaf wird als Häscher gedacht, der einen Angeschuldigten verhaftet und ihm zu dem Ende seinen bleiernen Amtsstab auf die Schulter legt. Banquo fühlt sich nicht ganz frei von sündigen Gedanken und möchte der Vorladung nicht folgen.

(Ibid.) This diamond he greets your wife withal,

By the name of most kind hostess, and shut up

In measureless content.

Delius: „Zu shut up ist he zu ergänzen. Er endete, d. h. beschloss, den Tag in maassloser Zufriedenheit. Andere fassen shut als Participium, das sich auch als solches nur auf Duncan beziehen liesse." Wenn sich shut up auf Duncan beziehen lässt, kann es nur Participium sein; die Umschreibung he shut up ist ganz undenkbar. Es ist aber möglich, dass es sich gar nicht auf Duncan bezieht, sondern dass most kind hostess die Inschrift und measureless content die Umschrift des Ringes bedeuten soll.

(Ibid.) Yet, when we can entreat an hour to serve,

Von den beiden Deutungen, die Delius hier neben einander stellt und unter denen er der richtigen den Vorzug giebt, beruht die unrichtige auf der Annahme, to entreat sei bei Sh. nicht nur bitten, ersuchen, sondern auch verhandeln. Diese Annahıne hat ihn in Romeo und Juliet irre geführt: My lord, we must entreat the time alone.

(Sc. 2.) That which hath made them drunk hath made me bold, What hath quench'd them hath given me fire.

Delius: „Der glückliche Erfolg, den die Lady mit ihnen gehabt hat, hat ihr selbst Muth und Feuer gegeben für das ferner zu Thuende. Andere erklären, im genaueren Wortverstande, dass die Lady selbst von dem Tranke, den sie den Kämmerlingen bereitet, gekostet habe." Letztere Erklärung, also dass Lady M. sich Muth getrunken hat, ist doch wohl unverkennbar die einzig mögliche.

(Ibid.) Methought, I heard a voice cry, ,,Sleep no more! bis zu der Zeile:

Shall sleep no more, Macbeth shall sleep no more!

Delius setzt nur die Stellen: Sleep no more! Macbeth does murder sleep, und in der ersten Zeile des zweiten Absatzes: Sleep no more! zwischen Anführungszeichen, und sieht alles Uebrige als Macbeth's eigene Reflexionen an. Aber schon die Zwischenfrage der Lady M.: What do you mean? weist darauf hin, dass Alles als Ruf der Stimme gefasst werden muss, die Macbeth gehört zu haben glaubt, und für die Aufführung hat die dann gebotene stätige Steigerung des Affects augenscheinliche Vorzüge.

(Ibid.) Making the green one red.

In der Anmerkung zu dieser Stelle weist Delius nicht entschieden genug die Möglichkeit von der Hand, zu interpungiren: Making the green one, red, und sagt sogar, dies würde heissen: Das Grüne roth machend. Nun kann the green one, mit Beziehung auf ein vorhergehendes Substantiv, den grünen, die oder das grüne, ohne solche Beziehung den Grünen oder die Grüne, niemals aber das Grüne als Substantiv bedeuten. Dass es sich hier nicht um einen Flüchtigkeitsfehler handelt

geht aus Delius' Anmerkung zu Hamlet V, 2: He hath much land, and fertile, hervor.

(Sc. 3.) The wine of life is drawn, and the mere lees

Is left this vault to brag of.

Delius fasst this vault als den gewölbten Erdball auf. Aber Macbeth stellt mit dem Ungeschick des bösen Gewissens den Tod Duncan's als einen ihm ganz persönlich zugefügten und ausschliesslich auf ihn gemünzten Schicksalsschlag dar; folgerichtig versteht er unter this vault seine eigene Person, sei es, dass er auf Haupt, Mund oder Brust dabei deutet.

(Ibid.) Here, where our fate, hid in an auger-hole,

Bemerkenswerth ist die von Delius hier nicht hervorgehobene Beziehung zu Reg. Scots von ihm in der Einleitung citirter Schilderung der Hexen, worin es u. A. heisst: They can go in and out at awger holes.

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Delius citirt aus T. Andronicus eine Stelle, in der diese Metapher weiter ausgeführt wird, lässt aber ausser Acht, dass sie ebenfalls weiter ausgeführt wird in Malcolm's Antwort an Donalbain:

Nor our strong sorrow

Upon the foot of motion.

Unser starker Schmerz ist noch nicht in der Gährung begriffen. (Die Maische geht noch nicht, ist der entsprechende technische Ausdruck.) Die Anklänge an beer in tears und an die provinziell zweisylbige Aussprache von wort in sorrow verstärken das Bild.

(Sc. 4.) The sacred storehouse of his predecessors,

And guardian of their bones.

The sacred storehouse ist schwerlich die durch kirchliche Weihe geschützte Schatzkammer", sondern die geweihte Vorrathskammer, in der die Vorfahren des Königs aufgespeichert wurden.

(A. III. Sc. 1.)

in such bloody distance.

Dies heisst nicht: „,in einer gegenseitigen Entfremdung, die so lebensgefährlich ist etc.", sondern distance ist der Raum,

der zwei Fechter trennt; je näher sie einander auf den Leib rücken, desto blutiger wird der Kampf.

(Sc. 2.) Of sorriest fancies your companions making.

Sorry, im Munde der Lady M., hat hier gewiss nicht den Begriff von traurig, melancholisch, sondern den von kläglich in dem Sinne, dass Macbeth's Phantasieen seiner ganz unwürdige Cumpane sind.

(Ibid.) So, p'rythee, go with me.

Hier legt Delius den Sinn hinein, als bäte Macbeth die Lady, ihn ruhig gewähren zu lassen; es ist indess sicher nichts weiter, als die Aufforderung, mit ihm die Bühne zu verlassen. (Sc. 3.) Since he delivers

Our offices, and what we have to do,
To the direction just.

Delius: „Just gehört entweder als Adjectiv zu direction: to the just direction, oder als Adverbium zu delivers; erstere Construction erscheint als die natürlichere." Dagegen ist nur zu sagen, dass jene erstere Construction nicht englisch wäre; just kann nur Adverbium sein. Der dritte Mörder weiss bis auf die Ueberschrift genau anzugeben, was den Anderen zu thun aufgetragen ist; bis auf die Ueberschrift heisst, da er keinen Brief gebracht hat: er weiss auch genau, an wen er seinen Auftrag ausrichten soll.

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Dieser letzte Ausruf Banquo's gilt denn doch wohl jedenfalls Macbeth, nicht, wie Delius meint, dem Mörder.

(Sc. 4.) You do not give the cheer.

Delius: „Cheer ist die gastliche Stimmung, die zum Mahl gehört." Das sagt nicht genug; Lady M. will sagen: Ihr muntert nicht zum Zulangen auf; Ihr trinkt nicht zu.

(Ibid.) Thou hast no speculation in those eyes.

Speculation lässt sich zwar ganz gut durch Sehkraft, noch besser aber vollkommen wörtlich durch Spiegelung übersetzen. Macbeth weiss ja, dass Banquo keine Sehkraft haben kann, aber er sieht nun, und sieht mit Grausen, dass sich in Banquo's Augen nichts abspiegelt.

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