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Uebersetzungen, lässt das Rhode'sche Buch noch Manches zu wünschen übrig. Am besten ist der französische Theil, mangelhafter der englische. Des Italienischen bin ich nicht hinlänglich mächtig, um mir ein Urtheil über den darauf bezüglichen Theil des Werkes zu erlauben. Aber einer gründlichen Correctur bedarf das Spanische. Zur Begründung dieses letzten Urtheils beschränke ich mich auf einige Gattungen von Fehlern.

Der Infinitiv nimmt im Spanischen als Nominativ oder Accusativ keine Praeposition zu sich. Die Ausnahmen sind sehr gering. Gegen diese einfache Regel steht de, wo es fehlen sollte, in nos es imposible de creer (Belang 2); bei permitir unter Erlauben (drei Mal), Ausdehnen 3. Freundschaft 2 (richtig dagegen bei Gegenerbietung); bei tener á bien unter Betrag 1, Freundschaft 2, Nöthig 1, Rein 2, Verfügung 1 (richtig: que U. ha tenido á bien hacerme, unter Consignation 2); celebrar (Freuen 5), preferir (Masse 3), proponer (Aufhalten 1, Fracht 21), desear (Abmachen 5). Hierher gehört auch nos impidió de hacerlo (Rechnung 11), indem man spanisch sagt, einem etwas hindern, cf. Salvá, Gramática de la lengua castellana, Paris 1872 p. 292: Impedir á alguno de despeñarse es locucion anticuada, pues ahora decimos, el despeñarse, ó bien, que se despeñe.“ Unter Correspondenz stehen 4 Infinitive mit falschen Präpositionen: me seria mui grato [de] contribuir; cuanto nos sea (statt es) agradable [de] haber; nos esmeraremos de hacer statt en oder para hacer, wie auch richtig unter Bemühen 3. 6. übersetzt wird; vergl. Salvá Gramática p. 288 und Gomez. Der echte Spanier, S. 356; procuraremos [de] merecer y [de] conservar. Unter Rathen steht aconsejar ein Mal mit de, ein anderes Mal mit á, während jede Präposition fehlen muss,

Das Genitiv- und Ablativverhältniss wird durch de ausgedrückt. Demnach fehlt de fälschlich in sentimos el dolor (de) decirle (Leid 7); á steht statt de: le otorgará la facultad á proceder (Gesichtlich 4). Abweichend vom Deutschen erfordert tratar die Präposition de. Vergl. Salvá Gramática p. 315: tratar de comprar und Beispiele in Gomez, Manual ed. 2, p. 32, 37. 96, 10. 99, 42. 132, 22. 139, 12. Unrichtig heisst es also tratamos determinar (Bestimmen 2).

Das Dativverhältniss wird durch á ausgedrückt, welche Präposition unrichtigerweise fehlt in si U. se resolviese (á) girar (Abgeben 3), cf. Salvá Gramática p. 308 resolverse á navegar und Gomez, Der echte Spanier, S. 373 resolverse á una cosa. Falschlich steht de statt á in no he autorizado á U. de disponer (Befugniss 1), vergl. Gomez a. a. O. Regel 350 a.

Nach den Verben des Bittens steht nicht der Infinitiv, sondern der Conjunctiv. Es muss demnach nicht heissen le rogaba de detener (wenigstens retener ohne de), sondern retuviese (Bitten 1), nicht rogamos á U. de estender (Ausdehnen 1), sondern extienda; nicht le suplicamos de hacer (Bestimmung 4), sondern haga. Der Conjunctiv muss auch in dem folgenden Satze stehen: nos tomamos la libertad de dirigir nos áU. U. para hacernos este servicio (Freundschaftsdienst), was nur bedeuten könnte damit wir uns leisten. Wegen des neuen Subjects muss es heissen para que nos hagan. Anstatt des Indicativs muss der Conjunctiv stehen in no le aconsejaria nunca [a] hacer envíos que no parecen (liess parezcan) arrojar un beneficio (Rathen 1).

para steht statt por: nuestro reconocimiento para las reiteradas pruebas (Freundschaft 4); vigilar para nuestros intereses (Freundschaftsdienst und wahrnehmen 3).

Falsch conjugirt ist: la suma será enteramente absorta (Daraufgehen 1), statt absorvida. Quedar absorto heisst erstaunt sein.

Statt y muss es é heissen wegen des folgenden i in correspondencia francesa y inglesa (Correspondenz 7).

Häufig bedarf der spanische Ausdruck der Verbesserung. Tenemos enlaces amigables juntos (Freundschaftlich 1) sollte heissen enlaces amistosos ohne juntos. Mittheilen ist (Freuen 5) durch hacer parte übersetzt statt dar parte, wie richtig unter Bedauern 5 steht. La confianza se ha hecho titubear (Erschüttern) sollte wenigstens heissen la c. ha titubeado; besser ha vacilado, ha sido alterada. Was rathen Sie mir zu thun? ist Rathen 2 wiedergegeben: qué me da aviso U. de hacer? Es muss heissen: qué me aconseja U. hacer oder que haga; denn dar aviso bedeutet Nachricht geben. Acordar wird oft in dem jetzt veralteten Sinne von bewilligen, conceder, gebraucht, z. B. Bewilligen 1, Credit 5, Dagegen 1, Disconto 3, Frage 5, Gewähren 7, Ueblich 1.

El buque ha anunciado [de] tomar carga (Ladung 11) sollte heissen ha abierto registro oder se ha puesto carga para. Aehnlich sollte es auch unter Fracht 21 statt nos proponemos [de] hacer (á) la Diona buscar cargamento heissen abrir registro á la generala para la D. oder poner la Diona en curso general.

Dies wird genugen, um mein oben über den spanischen Theil gefälltes Urtheil als gerechtfertigt erscheinen zu lassen.

Wenn ich mich im Allgemeinen mit dem französischen und englischen Theile für mehr einverstanden erklärt habe, so möchte ich doch auch hier bei einer neuen Auflage eine sorgfältige Feile empfehlen. Unter Hand 9 ist jetzt richtig geschrieben worden je ne nie pas que ceux... n'aient, wo früher ont stand. Aber geblieben ist ein ähnlicher populärer Fehler bei Besinnen 2: Autant que je m'en rappelle statt que je me le rappelle. Dieser Fehler ist allerdings so landläufig, dass Littré ausdrücklich davor warnt. Auch in: ces articles conviennent pour nos contrées; cette serpillière conviendrait mieux pour votre marché (Passen) steht wohl convenir pour durch kaufmännischen Missbrauch für convenir à. Auffällig ist, wie der Conditional si M. N. viendrait vous voir (Behändigen 2) statt venait, und eine Präpositionenverwechselung unter Nachlässigkeit 1: si cette affaire venait de donner, statt à donner auch in der neuen Auflage sich haben halten können.

Um auch einige Beispiele von mangelhaftem Englisch zu geben, so erwähne ich at the Bourse of Vienna (Ankündigen 8) statt exchange; the ship happily reached the shore (Anlanden 1) statt safely; as soon as you will have discharged this duty (Abbezahlen 2) statt as you have oder as you shall have; it would be too presumptuous from my part (Anmassen 1) statt on my part; let us put the supposition that (Annehmen 13) für das Gewöhnlichere suppose oder supposing. If you will not accept my advice (ebend. 19) statt take, follow, act on; Admitted this to be so (ebend 23), besser admitting. At which price did you charge them (Anrechnen 2) statt at what price; I am anxious to renovate our correspondence (Anknüpfen 2) statt renew oder resume; we shall not stick at (statt to) a few dollars (Ankommen 2); we shall now set at (statt about) this work (Arbeit 3); I shall give an enlightment (wenigstens sollte es enlightenment heissen) statt I will enlighten you on this point (Aufklären 2).

Schliesslich möchte ich den Herrn Herausgeber noch auffordern, bei einer zukünftigen Ausgabe sich die Correctheit des Druckes angelegen sein zu lassen. Ich finde viele Druckfehler der fünften Auflage in der siebenten wieder, z. B. suffir statt suffire (Abarbeiten 4), éffeuiller, éffaner (Abblatten); advises statt advices (Ankündigen 3); to chose statt

to choose (Ansetzen 4). Im spanischen Theil ist besonders der Accent mit wenig Aufmerksamkeit behandelt; derselbe fehlt z. B. über dem i in aprovechariamos (Abschrift 4). economia (Auftrag 32), mercaderia (Bestimmen 13) navio (Abdanken); über dem o in polizas (Connossement 2).

Durch Abstellung solcher und der früher erwähnten Mängel wird das Buch, dessen Nutzen schon jetzt unzweifelhafst ist, sich eine immer grössere Verbreitung verschaffen, wie wir sie ihm von Herzen wünschen.

Hamburg.

A. Fels.

Miscellen.

Amerikanisches Skizzebüchelche. Eine Epistel in Versen. Mitgetheilt von Georg Asmus. 2. Aufl. New-York 1874. — 2. Band 1875. Ebenfalls bei Mayer, Köln u. Leipzig.

Von einem in Amerika,

Der, was er ass und trank und sah,
Und was ihn sonst noch da genirt',
Sei'm Ohm nach Hesse rapportirt.

Durch vorliegende zwei Bändchen ist unsere so hervorragende deutsche Dialektdichtung in köstlicher Weise vermehrt worden. Wir müssen das Werkchen um so freudiger begrüssen, als es, jenseits des Oceans erschienen, ein würdiges Zeugniss deutschen Geistes, wie er sich auch in der neuen Welt bewahrt hat, ablegt. Diese Zeilen sind von dem Wunsche dictirt, den beiden Büchelchen, wie sie es in vollem Masse verdienen, auch in Deutschland Freunde zu erwerben. Dazu ist nöthig, dass wir bei dieser Besprechung den Verfasser selbst möglichst oft redend einführen.

Der erste Band schildert in losen Abschnitten das amerikanische Leben und Treiben im Allgemeinen, wie es sich besonders den Augen des Deutschen darstellt.

Neuyork müsst einer so beschreibe,
Wie wann er Welle male will,

Is das e Woge, Brause, Treibe
Die Strasse selber stehn net still.

Das Dränge, Gurgle, Kreise, Tose!
Wie Wirbelström in eine Fluss,

Und doch e Gleite, doch kein Stosse,
Jed Tröppche weiss wohin es muss.

Und immer Neues kommt geflosse,
Von tausend Schiffe ausgespuckt,
Kaum hat's auf's Ufer sich ergosse,
Is es auch gierig schon verschluckt.

Kam's elend auch von fremde Strande,
Was kummervoll die Küst betritt,
Bringt's doch de neue Hoffnungslande
E reich Geschenk zwei Arme mit.

Kommt mer aus Japan oder Hesse,
Ja aus 'me Land noch net entdeckt,
Mer kann hier plaudern, trinke, esse
Genau im eigne Dialekt.

Ich bin nun hier seit fast zwei Jahre;
Glaubst du, ich hätt in all der Zeit,
So wimmelts da mit Gehñ und Fahre,
Zweimal gesehñ dieselbe Leut?

Punkt Zehe fängt das an zu laufe,
Und bis um drei Uhr Jeder rennt,
Als hätt er etwas zu verkaufe,
Was er net recht verkaufe könnt.

Da sieht mer nobele Gesichter,
Den's Wohlthun aus de Auge blitzt,
Danebe stolze Bösewichter,

Die nur ihr Geld vor'm Zuchthaus schützt.

Es heisst mit Geld wär' viel zu mache,
Mer müsst Millione nur erschnorrn,

Dann könnt mer habe alle Sache,

Nur Richter net, die eim verknorrn.

u. S. W.

Der galante Dichter widmet gleich den folgenden Abschnitt dem schönen Geschlechte. Er ist so köstlich, dass ich ihn fast unverkürzt wiedergebe.

Am schönste sin die Frauenzimmer,
Die sind doch all, als wie gemalt,
Wie Wundervögel gehn sie immer,
Ich möcht nur wisse, wer's bezahlt.

Se sage, die mer da so sieht,
Dass net e Jede arg viel nutzt,
So for ins Haus und fors Gemüth,
Doch wunnerscheen sind se geputzt.

Se könne stricke net und koche,
Und meistens fahrn se, wann se gehñ;
Nur zweimal gehn se in die Woche,
Drum halte sich se auch so scheen.

Pelz, Sammet, Schleier, Kneifer, Spitze,
Se gehn drin so natürlich her,

Und Ohrring, Handschuh, Stiwel, Litze,
Als ob's auf 'en gewachse wär.

Wie sie de kleine Finger stelle,

Und schleppend schwebe, vornehm müd;
Die lange Kleider schlage Welle,

Wie wann en Schwan durchs Wasser zieht.

Gehörig auswärts gehn se hinne,
Vorn bolzegrad, das Köppche dreist
Das sin Amerikanerinne,

Und ob das mit de Auge schmeisst!

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