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Fr.: Noire geline pond blanc oeuf.

Engl.: A black hen lays a white egg. (Ray 56), während der ent

gegengesetzte Gedanke ausgedrückt ist in: As the old cock.

crows, so crows the young, ib. 98, und in dem oben angeführten italienischen: Chi di gallina nasce, convien che razzoli.

Um so zahlreichere Metaphern haben sich von dem brütenden Huhne gebildet. Von diesem Bilde wird entweder 1. bloss das aufgefasst, dass die Henne oben auf den Eiern sitzt, theils mit, theils ohne den Nebenbegriff, dass sie dieselben verbirgt; oder 2. dass die Henne so sitzend die Eier ängstlich bewacht; oder 3. darauf, dass sie die Eier ausbrütet, ein neues Wesen aus dem Ei ins Leben ruft.

Das Erste liegt vor, wenn im Lateinischen gesagt wird; nox incubat ponto (Nacht liegt auf dem Meere), und coelum, quod urbi incubat (der Himmel, der auf der Stadt liegt); ferner wenn it, covare die Bedeutung von hervorragen (Anhöhen) = sovrastare, dominare hat (wie des Huhn über dem Neste), und (vom Wasser gesagt) die von stocken, stagniren, keinen Abfluss haben, d. h. ruhig liegen wie eine brütende Henne, während in dem Ausdrucke questa casa cova (dieses Haus ist niedrig, hat ein gedrücktes Ansehen) darauf reflectirt wird, dass die Henne zum Brüten sich niederlegt, also niedriger ist als vorher; ferner in den Redensarten covare il letto, das Bett hüten und faulenzen, covare un male, eine Krankheit verheimlichen (wie die Henne die Eier verbirgt, auf denen sie sitzt), covare il fuoco, le ceneri, immer beim Ofen hocken, das Feuer hüten (eig. auf der Asche, dem Feuer liegen). Daher wird auch die reflexive Form mit passiver Bedeutung gebraucht: covarsi = gebrütet werden, verborgen werden, sich verbergen.

Nido di tradimento, in cui si cova

Quanto mal per lo mondo oggi si spanda.

Petrarca, son. 105..

Und diese passive oder reflexive Bedeutung wird zuweilen auch dem einfachen covare beigelegt. So in der uns schon von früher bekannten Redensart Gatta ci cova (dahinter verbirgt sich die Katze, dahinter steckt etwas).

La pestilenza, che prima avea più tempo covato.

Auch das französische couver wird so gebraucht: Il se couve là-dessous je ne sais quoi (= gatta ci cova). Cette mauvaise humeur couvait dans ses entrailles. Le feu couve sous les cendres, accouvé ein Ofenhocker, Faulenzer, und das engl. breed: A disease that has been breeding a long while.

Die ad 2. genannte Auffassung des Brütens als sorgsamen Bewachens der Eier liegt vor, wie in dem lateinischen incubare pecuniae, divitiis, clausis thesauris, so in der Bedeutung des it. covare, ängstlich hüten, bewachen:

Covando tutto il dì i sacchetti di que' suoi danari,

in der des engl. brood, liebreich pflegen, hätscheln, und in dem schönen französischen Ausdrucke: couver qn. des yeux, gleichsam über Jemanden mit den Augen brüten, d. h. ihn beständig mit zärtlichen Augen ansehen; elle couve des yeux son fils, sa fille.

Endlich die ad 3. gedachte, einfachste Auffassung des Brütens als des Ausbrütens der Küchlein findet eine weite Anwendung zur metaphorischen Bezeichnung des Begriffs Erzeugen, Hervorbringen. Wie wir sagen: über einem Anschlage brüten, so der Italiener covare un disegno, der Franzose couver de mauvais desseins, tout cela couve quelque grand malheur (alles das führt ein grosses Unglück herbei). Und wie in den Bedeutungen ad 1. so wird auch hier wieder covarsi, se couver und couver im passiven Sinne gebraucht: ausgebrütet werden, im Entstehen begriffen sein, sich vorbereiten.

Il se couve quelque chose de fort dangereux, es ist etwas sehr
Gefährliches im Werk.

Cette conspiration couve depuis longtemps.

Il faut laisser couver la chose, man muss die Sache reif werden lassen.

Auch von den oben ad 1, angeführten Ausdrücken können manche hierher gezogen werden, insofern eine Sache nicht bloss als verborgen, sondern auch als im Verborgenen zunehmend und zum offenen Erscheinen sich vorbereitend gedacht wird, z. B. le feu couve sous les cendres; cette maladie couvait dans ses entrailles; it. questa malatia covava giù da lungo tempo nel suo interno.

Ebenso gebraucht der Engländer seine Ausdrücke für brüten, breed, brood, hatch als Metaphern: Breed: Intemperance breeds disease. Obstructions, which are bred

in the liver. Their malice was bred in them (ihre Bosheit

war ein Naturfehler).

That which is bred in the bone, will

never come out of the flesh, ein Sprüchwort, welches dem Horazischen Spruche: Naturam ut furca expellas tamen usque recurrit, und dem it. Il lupo cangia il pelo ma non i costumi, entspricht.

Auch bedeutet breed über etwas brüten, im Geist etwas aushecken wie couver, und ebenso wie dieses wird es auch im passiven Sinne gebraucht: breed excedingly, sich ausserordentlich vermehren, the love still breeds, die Liebe nimmt noch zu.

Brood, desselben Stammes wie breed, bezeichnet den ursprünglichen Begriff brüten, und metaphorisch: über etwas brüten. Hatch aber hat die weiteste Bedeutung, es vereint in sich die Begriffe von breed, das körperliche und das geistige Hervorbringen, mit denen von brood:

You count your chickens, before they are hatched;

There is something in his soul

Ray 63.

O'er which his melancholy sits on brood;

And, I do not doubt, the hatch and the disclose

Will be some danger.

Shakesp. Hamlet III, 1.

Einzig steht aber unter allen genannten Ausdrücken aller Sprachen das engl. breed in der Bedeutung erziehen da, und er hat auf den ersten Blick für uns entschieden etwas befremdendes, wenn nicht lächerliches. Der Engländer gebraucht aber, um den Begriff: ein wohlgezogener Mensch, ein Gebildeter, zu bezeichnen, keinen Ausdruck lieber, als a well bred person, oder a man of good breeding, und an ill bred person für das Gegentheil.

Um sie richtig zu verstehen, muss man sich hüten, well bred mit dem fr. bien né völlig gleich zu stellen, obgleich dies genau dasselbe bedeutet, und bei oberflächlicher Betrachtung auf das zu Grunde liegende Bild in beiden Ausdrücken Ein und dasselbe zu sein scheint, da der eine wörtlich heisst: wohl ausgebrütet, und der andere: wohl geboren. Bien né bedeutet aber ursprünglich: aus guter Familie stammend, und davon übertragen, weil man voraussetzen darf, dass ein Solcher auch gut erzogen ist, ein Gebildeter ist, wohl erzogen, gebildet; also ähnlich wie gr. evyevýs ursprünglich: von edler Abkunft, von gutem, edlem Geschlechte, bedeutet, und davon übertragen: edel gesinnt,

edel denkend.

In bien né und ɛuyers wird also gut, edel geboren für gut, edel gebildet, gesetzt, gute Erziehung, Bildung durch gute Geburt ausgedrückt.

Dagegen heisst well bred ursprünglich wirklich gut ausgebrütet, und in der Bedeutung wohlerzogen, gebildet, steht es nicht, wie bien né, vereinzelt da, sondern das ganze Verbum breed hat die Bedeutung erziehen und aufziehen im umfassendsten Sinne des Wortes, im körperlichen und geistigen Sinne, sowohl in Bezug auf Thiere wie auf Menschen (to breed cattle, to breed youth, he was bred a scholar; a breeder of cattle, a good breeder of children), und dieser allgemeinen Bedeutung ordnet sich der Ausdruck well bred auf natürliche Weise unter, dazu werden aber in Ausdrücken wie: Better unborn then unbred (Ray, 114) und: Birth is much, but breeding more (ib. 56), auch in: There I was bred and borne, die Begriffe to be born und to be bred in entschiedenen Gegensatz gestellt.

Breed in dieser Bedeutung ist also als eine selbständige Metapher vom Begriffe brüten anzusehen. Für das Aufziehen und Erziehen wird das Ausbrüten des Eies durch die Henne als Bild genommen. Wie die in dem Ei vorhandenen Keime unter dem Schutze und dem Einflusse der brütenden, wärmenden Henne allmälig sich entwickeln und endlich zu einem Huhn werden, so werden auch die in das Kind durch die Geburt gelegten körperlichen und geistigen Anlagen unter der Obhut und Pflege von Eltern und Erziehern allmälig entwickelt, bis ein Mensch von Bildung fertig ist. Man sieht, das Bild ist ganz passend, ebenso aber auch, dass es ein zweites Bild als Grundlage voraussetzt. Das Ausbrüten des Eies setzt das Legen des Eies voraus, die Erziehung eines Kindes die Geburt. Es wird also in diesem Falle implicite das Legen des Eies als Bild des Gebärens, Erzeugens genommen, während in den übrigen Bedeutungen von breed das Brüten selbst als Bild dafür gilt.

Ganz ähnliche Ausdrücke wie das engl. breed haben das Italienische und das Spanische. It. creare, sp. criar heissen erziehen und aufziehen, in dem allgemeinen Sinne wie breed; it. creanza, sp. crianza Erziehung, it. buona, bella creanza, sp. buena crianza Wohlgezogenheit, Bildung, Gesittung, it. mala creanza, sp. mala crianza, crianza tosca schlechte Erziehung, Unbildung, Rohheit, it. creanzuto ein Mann von Bildung. Auch diese beiden Sprachen vergleichen also die Erziehung mit einem Naturprozesse, denn sie kommen alle von creare, erschaffen.

Aber das Bild, das den genannten Ausdrücken zu Grunde liegt, ist allgemeiner und grösser. Während breed uns das Bild der brütenden Henne vor Augen führt, erinnern sie uns an das Schaffen der grossen Natur überhaupt. Sie sehen also die Erziehung als eine Thätigkeit an, die wahrhaft schöpferisch erscheint, indem sie aus dem Kinde den Menschen, insbesondere indem sie aus dem elementaren Menschen den Menschen von Bildung macht. Und in der That ist der Erzieher schöpferisch wie ein Künstler, und darum redet man bei einer vollendeten Erziehung von einem Kunstwerke der Erziehung.

VI.

Die Henne pflegt während der Zeit, wo sie brütet, eigenthümliche Töne von sich zu geben. Wir nennen es glucksen und gackern, zwei Naturausdrücke, die sich auch in den romanischen Sprachen und im Englischen wiederfinden. Unserem glucksen entspricht it. chiocciolare, sp. cloquear, fr. glousser (lat. glocire), engl. cluck, und wie im Deutschen vom Glucksen die brütende Henne Glucke heisst, so im Italienischen von chiocciolare chioccia und chiocciola (ein Wort, das mit chiocciola, Schnecke, nichts zu thun hat, da dies von cochlea durch Versetzung des 1, cochlea clochea chioccia, entstanden ist), im Span. von cloquear clueca (ptg. choca), im Engl. von cluck clucking-hen. Dazu kommen die Ableitungen it. chioccio, sp. clueco, llueco, glucksend, und übertragen: heiser, und sp. aclocarse, enclocarse, anfangen zu brüten.

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Den anderen Naturausdruck, der im Deutschen Gackern heisst, besitzen zwar ebenfalls alle romanischen Sprachen, aber nur der Spanier und der Portugiese gebrauchen ihn noch in der ursprünglichen sinnlichen Bedeutung, die übrigen nur metaphorisch. Sp. cacarrear, ptg. cacarejar (und engl. cackle) heissen gackern, dagegen it. chiachierare, chiacchieria, chiacchi mit anderen Ableitungen, und fr. caqueter, caquetage, caquet nur schwatzen und Geschwätz. Aehnliche metaphorische Bedeutungen haben sich aus den sp. und ptg. Ausdrücken entwickelt: cacarrear heisst auch etwas ausposaunen, sich laut einer Sache rühmen, cacarejar etwas ausplaudern und schlecht singen. Ausserdem ist vom spanischen Ausdruck die sprüchwörtliche Redensart bemerkenswerth: Cacarear y no poner huevo, gackern und keine Eier legen, für: sprechen, aber keine Wirkung

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