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sammelte aus Gesängen, die unter dem Volke gangbar waren, aus mündlichen Nachrichten und Handschriften die übrigen Lieder. Es erschien Temora, London. 1763, mit einer Abhandlung und einigen Stücken des Originals; dann alle Gedichte vollständig unter dem Titel: „The works of Ossian" 1765, 1773 und öfter. Macpherson wählte mit Recht für seine Uebersetzung die Prosa. Wenn durch diese einerseits auch. der dichterische Rhythmus und Wohllaut verloren geht, so wird dagegen die Einfalt und Stärke der Gedanken, die Freiheit und Würde des Ausdrucks bei so alten Gedichten eher erhalten, welche die Fesseln des Metrums bei Uebertragung eines Originals gar leicht beschränken oder verdrängen. Gedichte, wie die ossianischen, haben ihren Einfluss auf fühlende Herzen ohnedies nicht dem Wohllaut zu verdanken. Es wird also besser sein, diesen aufzuopfern und die Macht der Gedanken zu erhalten. Uebrigens hat der englische Uebersetzer die Gedichte auch nach der Zeitordnung gestellt, so dass sie gleichsam eine regelmässige Geschichte des Jahrhunderts, aus welchem sie stammen sollen, ausmachen.

In englische Verse ist jedoch nachher übersetzt der Fingal von Hoole 1772; von Ewen Cameron 1777; der Krieg von Ini Thona in den Poetic Effusions 1777. — In demselben Jahre erschien eine Uebersetzung des Fingal zu Oxford. 1777.

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Bald nach dem Erscheinen des englischen Ossian wurde. er in alle europäische Sprachen übersetzt, obwohl in Frankreich dieser erhabene Naturdichter weniger Beifall fand.

Selbst die französische Encyclopädie, deren ästhetische Artikel sonst noch zu den besseren gehören, urtheilte nachtheilig von ihm. Der Verfasser des sich auf Ossian beziehenden Artikels sagt unter anderem von ihm: „er sei ein Geist, genährt von grossen Ideen und Bildern der Natur, er habe aber nicht Mannigfaltigkeit genug." In's Französische übersetzt wurde. Carthon. London. 1762; mehrere Stücke, als Carthon, Ryno und Alpin, Shilrik, Connal, Oithona, Darthula, Lathmon, Comala in den „, Variétés littéraires"; ferner Temora vom Marquis de St. Simon. Amsterdam. 1774. Le Tourneur, ein Uebersetzer, der Alles verstümmelt, übersetzte sämmtliche Werke Ossian's, Les Poésies

d'Ossian." Paris. 1777, sehr frei. Ausserdem gab J. W. Lombard ein Werk heraus, welches den Titel trägt: „Essai d'une traduction d'Ossian." Berlin. 1789; hierin ist aber nur der Fingal in schöne französische Verse übertragen. Später erschien: Hill, Les poëmes d'Ossian, Ullin et d'Ardar ou les délassements des âmes sensibles dans les beautés de la nature, traduction nouvelle de l'Anglais. Paris. 1796. Auch kamen zwei Nachahmungen: „Calthon et Clessamor". Paris. 1791. heraus.

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In das Italienische wurde Ossian übersetzt vom Abt Cesarotti, der auch eine italienische Uebersetzung des Demosthenes herausgegeben hat; Cesarotti übersetzte nämlich den Ossian in italienische reimfreie Verse. Padua. 1764; vollständig ebendaselbst 1772 und Nizza. 1780, mit Anmerkungen. In diesen Anmerkungen entwickelt er oft einzelne Schönheiten glücklich und stellt den Ossian gern dem Homer zur Seite; in der Uebersetzung hat auch er den alten Barden verschönert, und dadurch die Einfalt des Urgesanges verwischt. — In das Spanische übersetzte ihn J. A. Ortez. Valladolid 1788.

In lateinische Verse übersetzt gab das erste Buch der Temora heraus R. Macferlan. London. 1769.

Was die deutschen Ubersetzungen betrifft, so ist Folgendes darüber zu bemerken: Nachdem J. A. Engelbrecht die bereits angeführten „Fragmente der alten hochschottländischen Dichtkunst". Hamburg. 1764, herausgegeben hatte, übersetzte A. Wittenberg, Licentiat in Hamburg, den Fingal, nebst einigen kleineren Gedichten. Hamburg. 1764. Vierzehn Jahre später erschien Temora. Hamburg. 1778, in Jamben. Aber M. Denis übersetzte zuerst den ganzen Ossian. Wien. 1767-1769; eine verbesserte Ausgabe gab der Verfasser mit seinen eigenen Schriften heraus 1784 und 1791, unter dem Titel: „Ossian's und Sined's Lieder." Diese Uebersetzung ist in Hexametern verfasst, die meistens wohlklingend und richtig sind. Das Eilende und Hüpfende derselben, wenn man sich so ausdrücken darf, passt freilich einerseits für die forteilende Rapidität der Handlung, wie sie z. B. im Fingal ist; aber andererseits wird dadurch, so wie durch die Einförmigkeit des Hexameters und durch den Zwang, der von dieser Versart unzertrennlich ist, die Darstel

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lung der Kraft und überhaupt des eigenthümlichen Charakters des Originals gehindert. Denis erreicht daher nicht die rauhe Kürze, die abgebrochene Manier und die schöne Einfalt der Urschrift, obwohl seine Uebersetzung übrigens eine starke malerische Sprache und volle Perioden auszeichnen. Eine andere Uebersetzung in deutscher Sprache besitzen wir von v. Harold, einem gebornen Schotten, welcher als General in pfälzischen Militairdiensten stand; er übersetzte mehrere Gesänge Ossian's, welche er in den „Rheinischen Beiträgen zur Gelehrsamkeit" veröffentlichte. Später übersetzte er den ganzen Ossian aus der englischen Uebersetzung in deutsche Prosa. Düsseldorf. 1775. Hierin machte er den Tod Bosmina's zuerst bekannt, welches Gedicht vorher nie im Englischen erschienen war. Er hatte das keltische Original von einem Freunde erhalten. Der Tod Bosmina's ist ein Gedicht voll Feuer, Pracht und Würde. Diese Uebersetzung von Harold erreicht die Kürze, Kraft und Einfalt des Originals mehr als alle andern. Eine deutsche prosaische Uebersetzung, deren Verfasser der Prediger J. W. Petersen in Stuttgart ist, wurde zu Tübingen 1782 herausgegeben. - Eine vollständige Uebersetzung des Fingal gab Lenz. (cfr. Iris, Bd. 3 ff.) Andere Stücke erschienen in den Leiden des jungen Werther", im deutschen Museum (Fingal's Höhle), 1776; in den Balladen und Liedern. Berlin. 1777. - In den Volksliedern theilte Herder von folgenden Stücken Uebersetzungen mit. Darthula's Grabesgesang; Fillan's Erscheinung und Fingal's Schildklang. C. Reiner's Schauspiele und Gemälde. Duisburg. 1794, finden wir zwei gereimte Uebersetzungen aus Ossian. -- In Bürger's,sämmtlichen Schriften", Bd. 4 stehen: Proben einer Uebersetzung von Ossian's Gedichten, nämlich Karrik-Thura; Komala, ein dramatisches Gedicht; und Kath-Loda, ein Gedicht in drei Gesängen. Hieran schliessen sich: „Proben aus Ossian", von L. Schubart, im „Neuen deutschen Merkur", 1799. „Ossian's Fingal von W. Schröder. Erlangen. 1800; und eine vollständige Uebersetzung aller Gedichte Ossian's von J. G. Rhode. Berlin. 1800. Ossian's Sonnengesang

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aus dem Gedicht Carthon steht in Schiller's Anthologie auf das Jahr 1782.

Aus den ossianischen Epopöen würde sowohl der Dramenund Operdichter als auch der Maler und Künstler so manchen trefflichen Stoff zur Bearbeitung entlehnen können. cfr. Sulzer's Theorie der sch. W. (Artikel Oper und Artikel Ossian.)

Wir besitzen bereits: Fingal in Lochlin, ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Dessau. 1783. Inamorulla oder Ossian's Grossmuth, ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Dessau. 1783.

Alle früheren deutschen Uebersetzungen Ossian's, namentlich von Denis, Harold und Rhode, wurden nach der englischen Bearbeitung Macpherson's gemacht, leiden also nothwendigerweise an denselben Mängeln wie diese. Da gab endlich Christian Wilhelm Ahlwardt im Jahre 1811 zuerst eine durchaus getreue metrische Uebersetzung des Dichters in 3 Bänden heraus, die gleich dem deutschen Homer von Voss, dem Tasso und Ariost von Gries eine Zierde unserer deutschen Literatur bildet. Sie führt den Titel: Die Gedichte Ossian's aus dem Gaelischen, im Silbenmaasse des Originals, von Christian Wilhelm Ahlwardt, Leipzig bei Goeschen, 1811. Der Verfasser, 1760 zu Greifswald geboren, durch gründliche classische Studien gebildet und durch Arbeiten über Theokrit, Kallimachus und Aeschylus, sowie durch Proben metrischer Bearbeitungen des Ariost und der Lusiade des Camoens rühmlichst bekannt, ist mit Liebe und Begeisterung für seinen Dichter erfüllt, dessen Sprache er von einem geborenen Gaelen zu erlernen Gelegenheit fand und in dessen äusserer wie innerer Welt er vollkommen heimisch ist. Zuletzt und am besten übersetzt ist Ossian von Böttger. Leipzig 1847.

Nachdem die Macpherson'sche Sammlung im ganzen gebildeten Europa so viel Aufschen erregt hatte, so bemühte man sich, noch mehrere Sammlungen theils Ossianischer, theils anderer gleichzeitiger oder späterer gaelischer Gedichte zu veranstalten.

A. Ossianische Gedichte sollen folgende Werke ganz oder zum Theil enthalten:

1) The works of the Caledonian Bards, translated from the Galic. London. 1778. Deutsch unter dem Titel: „Die Werke der caledonischen Barden". Leipzig. 1779.

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2) Gleich darauf gab John Smith, ein Prediger in Kilbrandon in Argyleshire, eine neue Sammlung alter aus dem Gaelischen ins Englische übersetzten Gedichte des Ullin, Ossian, Orran u. s. w. unter dem Namen „Gallischer Alterthümer". Edinburg. 1780, heraus. Diese sind auch aus dem Englischen des J. Smith ins Deutsche übersetzt und bei Weidmann in Leipzig 1781 erschienen. Der deutsche Uebersetzer scheint sich genau an die Worte des englischen Originals zu halten; er drückt mit Recht die Kühnheit der Metaphern und Bilder und selbst das Eigenthümliche in der Bindung der Wörter aus, um das ursprüngliche Colorit nicht zu verwischen. In den Anmerkungen hat er zuweilen Stellen des keltischen Urgesanges zur vergleichenden Beurtheilung beigebracht und ist darin dem englischen Gelehrten gefolgt. Die Originalgedichte, deren Lieferung Smith in den gallischen Alterthümern versprochen hatte, erschienen 1787 und einiges ist auch daraus in's Italienische übersetzt worden. L. Th. Kosegarten's Blumen. Berlin. 1801, enthalten meistens Uebersetzungen aus Smith's ,, Galic Antiquities". Ebenso ist die Schlacht von Lava oder das Lied vom Greise", ein keltisches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert, aus Smith's Galic Antiquities vom Prof. Meyer im Jahre 1792 übersetzt und in dem Augusthefte der deutschen Monatsschrift in demselben Jahre veröffentlicht worden.

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3) E. v. Harold gab auch noch eine Nachlese ossianischer Gedichte unter dem Titel: „Poems of Ossian lately discovered by Edmond Baron de Harold". Düsseldorf. 1787, heraus. Dies sind einige Fragmente alter Lieder, welche sich durch Tradition erhalten hatten, und die er durch seine Freunde in Schottland sammeln liess. Die Stücke sind alle nur kurz, aber die Einkleidung ist auch hier neu. Eine deutsche Ausgabe davon erschien unter dem Titel: „Neu entdeckte Gedichte Ossian's, übersetzt vom Baron v. Harold“. Düsseldorf. 1787; zweite Auflage 1798. Im Jahre 1800 erschien Selama, eine neu entdeckte köstliche Reliquie Ossian's, vom General von Harold mitgetheilt; im Jahre 1801 erschien Timara, eine keltische Reliquie, von Harold. Es ist zu zwei

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