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Geschwundenes Sprachbewusstsein im Deutschen. Vom Oberlehrer Dr. Gütz-
laff. Programm des Gymnasiums zu Elbing

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Bemerkungen und Ergänzungen zu Weigand's deutschem Wörterbuch. Vom
Oberlehrer Dr. Gombert. Progr. des Gymn. zu Gross-Strehlitz
Ueber germanische Wörter im Französischen. Von Dr. K. Hottenrott. Pro-
gramm der Realschule I. O. zu Cöln.

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Einige sprachliche Eigenthümlichkeiten aus dem Wupperthale. Vom ordentl.
Lehrer Dr. Bauernfeind. Programm der Realschule II. O. zu Barmen-
Wupperfeld

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Die majuskeltheorie der grammatiker des neuhochdeutschen von Johann
Kolross bis auf Karl Ferdinand Becker. Von Director Dr. Hagemann.
Programm des Gymnasiums zu Graudenz

Zur Geschichte der Kritik und Erklärung des Hildebrandsliedes. Von Dr.
Schulze. Programm des Gymnasiums zu Naumburg.

Die Nibelungen in der deutschen Poesie. Von C. Rehorn. Programm der
Musterschule zu Frankfurt a. M.

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Beiträge

zur

Feststellung und Erklärung des Shakespeare-Textes.

Von

Ed. Tiessen.

V. A Midsummernight's Dream.

Einleitung. D: „Der Name des Elfenkönigs Oberon kommt schon vor Shakespeare in verschiedenen Märchen und Balladen vor; am Frühesten vielleicht in der englischen Uebersetzung des französischen Romans von Huon de Bourdeaux, welche Lord Berners im Jahre 1597 lieferte." Ein ähnlicher und unzweifelhaft identischer Name war schon viel früher in die englische Volksdämonologie verpflanzt worden. In einem in den Archiven entdeckten Schriftstück gesteht ein Benedictinermönch dem Cardinal Wolsey, der Herzog von Norfolk habe ihn rufen lassen, damit er ihn von einem Geist befreie, mit dem der Herzog sich durch Wolsey's Zauberkünste behext glaubte. „And then he asked whether I ever heard that your Grace had any spirit or nay. And I said I never knew no such thing, but I heard it spoken that Oberyon would not speak at such time as he was raised by the parson of Lesingham, Sir John Leister, and others, because he was enchanted to the Lord Cardinal's Grace.“ Wolsey fiel ums Jahr 1529; dieses wäre also das späteste Datum des in mehr als einer Beziehung merkwürdigen Schriftstücks.

(Ibid.) In Oberon's Erklärung des Farbenwechsels der Blume love-in-idleness haben die Commentatoren bekanntlich allerlei Beziehungen auf vornehme Zeitgenossen des Dichters finden wollen. Nach Delius' Auffassung ist es Nichts damit. A mer

Archiv f. n. Sprachen. LVIII.

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maid on a dolphin's back bedeutet weder die mit dem Dauphin vermählt gewesene Maria Stuart, noch eine Sängerin auf dem Rücken eines künstlichen Delphins mit einer ganzen Bande musicirender Jonasse im Bauche, sondern eine wirkliche Sirene auf einem lebendigen Seefisch. Wenn Oberon sagt: certain stars shot madly from their spheres, meint er damit so wenig die Grafen Northumberland und Westmoreland, wie etwa die Kunstleistungen eines Feuerwerkers, sondern leibhaftige Sterne, die aber durch den verführerischen Gesang der Sirene von Liebe bethört aus ihren Bahnen gelockt worden sind. Unter a fair vestal throned by the west und the imperial votaress versteht Oberon dagegen nicht eine im Westen Europa's als Herrscherin eines Reiches thronende sterbliche Jungfrau, die das Gelübde der Keuschheit abgelegt hat, sondern die so eben im Westen aufgehende Luna." Wenn der Mond im Westen aufgeht, zeigt er sich uns in Gestalt einer ganz schmalen Sichel und hat wenig Anspruch auf das Epitheton throned; dies ist indess noch nicht das gewichtigste Bedenken gegen Delius' Auslegung. Cupido flog zwischen dem kalten Monde und der Erde; er zielte, auf wen? auf den Mond? Dann musste Oberon sagen: auf jene holde Vestalin. Er sagt aber: auf eine holde Vestalin. Ferner: sein feuriger Pfeil wurde gelöscht von den keuschen Strahlen des wässerigen Mondes, und die der Keuschheit geweihte Herrscherin ging in jungfräulicher Beschaulichkeit und liebefrei ihres Weges weiter. Die holde Vestalin hiesse nun wieder der wässerige Mond? Mich dünkt, wenn der Dichter Delius' Auffassung geflissentlich vorbeugen wollte, konnte er es gar nicht deutlicher thun. Die Rolle, die der Mond in dem geschilderten Vorgange spielt, besteht offenbar lediglich darin, dass er die jungfräuliche Herrscherin gegen Cupido's Pfeil beschützt, und in diesem Sinne darf man annehmen, dass unter the moon die Göttin des Mondes, die Göttin der Keuschheit selbst, zu verstehen ist. Wir werden daher fortfahren dürfen, bei der jungfräulichen Herrscherin, auf die der Schaft mit solcher Gewalt abgeschnellt wurde, als sollte er hunderttausend Herzen durchbohren, an die Königin Elisabeth, bei den hunderttausend Herzen an die Herzen ihrer Unterthanen zu denken. Selbst Halpin's Erklärung mag unter all ihren Abgeschmackt

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