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Das ursprüngliche Vorwort sagt über die Einrichtung des Buches folgendes:

„Es ist eine berechtigte Forderung, daß der Unterricht sich zu beschränken lernt, und daß totes Einlernen mehr und mehr durch sorgfältige Übung nicht nur ergänzt, sondern erseht wird. Aber verkehrt wäre es, wenn die Schulgrammatik selbst aus dieser von dem Lehrer zu erfüllenden Pflicht das Recht herleiten wollte, sich auf eine Summe rezeptartig zugeschnittener Regeln zu beschränken und dem selbständigen Urteil des Unterrichtenden vorzugreifen. Im Gegenteil halte ich es für die Aufgabe der Schulgrammatik, nicht bloß den grammatischen Lernstoff in einer Weise vorzuführen, daß eines das andere ergänzt und rundet und daß die Einzelheiten zur festeren Aneignung der Hauptsachen beitragen, sondern auch die mannigfachen Andeutungen über Sprachgebrauch, welche unumgänglich dem Schüler im Laufe des Unterrichts in zerstreuter und darum oft wirkungsloser Form zugeführt werden müssen, an einer passenden Stelle in Zusammenhang mit Verwandtem zu bringen. Mit diesem Bestreben im Einklange steht es, wenn auch die Beispiele und Mustersäße vielfach absichtlich gewählt sind, um das französische Wissen nach anderer Richtung zu fördern oder aufzufrischen.

Durch verschiedenen Druck wurde dem Auge deutlich erkennbar gemacht, was als wirklicher Lernstoff zu betrachten ist, und was lediglich zur Erläuterung oder Begründung, zur weiteren Ausführung oder schärferen Begrenzung der Hauptregeln beizufügen war. In der Syntar besonders ist weiter das eigentliche Grundwerk dadurch kenntlich gemacht, daß die Beispiele in Kursivschrift der Regel voranstehen. Etwaige Ziffern entsprechen den Ziffern der nachfolgenden Regel. Zugleich wurde darauf gesehen, daß die Ziffern der Anmerkung in engem Anschluß an die der Regel stehen: wo das nicht angängig war, wurde es auf irgend welche Weise angedeutet, meist durch Wiederholung des Vermerks Anm. in jedem einzelnen Falle. In den beigegebenen Listen wurde das Wesentlichste durch den gesperrten Druck bezeichnet.“

Es ist der Fachkritik nicht entgangen, daß das Buch nicht auf einer Kompilation fremder Arbeiten, sei es französischen oder deutschen Ursprungs, beruht, sondern überall seine eigenen Wege zu wandeln bestrebt ist. Ich habe mich bemüht, die Sprache so darzustellen, wie sie sich in der modernen französischen Literatur findet, und das der Darstellung zugrunde liegende Material beruht auf jett 25jährigen Sammlungen, die noch täglich erweitert werden. Unscheinbare Zusäße oder Einschränkungen, kaum bemerkliche Sireichungen stüßen sich oft auf eine sorgfältige Vergleichung von hundert und mehr Beispielen, die nebeneinander gestellt werden mußten, um die leitende Regel zu finden oder festzustellen, daß der Sprachgebrauch eine solche Regel nicht kennt. Und wenn ich bestrebt war, keine sprachliche Vorschrift aus dem alten Bestand der französischen Grammatik zu übernehmen, ohne sie auf ihre Richtigkeit und in unserer Zeit fortdauernde Geseßeskraft zu prüfen, so war ich noch mehr bemüht, alle jene Vorschriften fern zu halten, welche nicht in dem allgemeinen

Sprachgebrauch, sondern zumeist in dem die Sprache meisternden Belieben der Puristen und Sprachkünstler ihre Quelle haben. Die Grammatik ist eine Wissenschaft von naturwissenschaftlicher Disziplin und Methode; sie hat in den Spracherscheinungen die Geseße aufzusuchen, welchen die Sprache folgt, darf aber nicht der Sprache Geseze vorschreiben.

Da das Buch für Studienzwecke bestimmt war und für Schulen, wenigstens für einzelne Schulen, brauchbar bleiben sollte, durfte der Umfang nicht ein bestimmtes Maß überschreiten. Vieles konnte daher in diesen 30 Bogen keine Aufnahme finden. Dagegen soll eine Reihe von Ergänzungsheften, die sich dem Gange des Buches genau anschließen werden, alles dasjenige bieten, was für den Lehrer oder dem Studierenden weiter als wissenswert erscheint und den zweiten Teil des Ganzen bilden.

Das erste dieser Hefte enthält weitere Angaben für die Aussprache und Orthographie, und zwar in alphabetischer Anordnung. Das Manuskript wurde während eines Aufenthaltes in den Ländern französischer Sprache, besonders in Paris, Genf und Brüffel nochmals durchgesehen und vielfach abgeändert oder vermehrt. Die Aussprachebezeichnungen werden in einer phonetischen Umschrift gegeben, was ich in dem Hauptwerke nur in gewissen Grenzen für angängig betrachtete.

Möge das Buch in der neuen Gestalt sich die alten Freunde erhalten und neue hinzu erwerben.

Paris, im August 1898.

Der Verfasser.

Vorwort zur zweiten Auflage.

Die neue Auflage kann als unverändert bezeichnet werden, da alle Zusäße den Ergänzungsheften, überwiesen wurden. Diese Hefte sind mittlerweile sämtlich erschienen. Was sie sein und was sie bringen sollen, ist oben klar bezeichnet, es erschien daher unnötig, ihnen ein Vor- oder Begleitwort mitzugeben. Die Ergänzungshefte sollen sein, was ihr Name besagt, eine bloße Erweiterung der Grammatik. Sie besprechen die zahlreichen Einzelfragen, die sich bei jedem Kapitel ergeben, liefern das Beweismaterial, nehmen auf die gesprochene Sprache, auch die der Mundarten, sowie auf die vulgäre Sprache, d. h. die Ausdrucksform der Ungebildeten, größere Rücksicht

und bringen hin und wieder offenbar Unrichtiges oder Unzulässiges zur Anschauung, soweit es in der Schriftsprache zum Ausdruck gelangt. Es ist für den Nichtfranzosen interessant, zu wissen, welche Fehler unter Umständen auch von Franzosen begangen werden können. Da die Ergänzungshefte im Anschluß an die Grammatik, aber selbstverständlich nach erlangter gründlicher Kenntnis der Grammatik zu gebrauchen sind, kann darin keine Gefahr liegen, um so mehr, da die stets gegebenen Hinweise auf gemeinüblichen, literarischen, familiären, volkstümlichen und vulgären Gebrauch hinreichenden Schuß gewähren und die Namen der Autoren den Beispielen folgen. Unter diesen Autoren sind selbstverständlich manche, die nicht der Akademie angehören und nie den Ehrgeiz besessen haben, sich um einen der vierzig Size zu bewerben; zahlreiche Beispiele stammen aus Zeitungen, und wenn in der Tagespresse infolge des hastigen Arbeitens leicht unkorrekte Ausdrucksweisen mit unterlaufen, so darf man anderseits nicht vergessen, daß es auf allen Gebieten sehr tüchtige und sogar hervorragende Leute gibt, die troßdem in der Redaktion einer Pariser Zeitung keine Aufnahme finden würden. Übrigens läßt sich das Material für die Volkssprache der Hauptsache nach nur aus Zeitungen oder ähnlichen Erscheinungen entnehmen. Die ältesten Beispiele stammen aus Mme de Sévigné, deren familiäre Ausdrucksweise in weit geringerem Grade veraltet ist als die Sprache ihrer Zeitgenossen Corneille, Racine, Molière u. a. Die große Mehrzahl der Zitate aber gehört der neueren Zeit (seit etwa 1800) und der neuesten Literatur an.

Castagnola (Tessin), im Oktober 1906.

Der Verfasser.

Inhalt.

Die Zahlen weisen auf die Paragraphen.

Erster Teil: Lautlehre und Rechtschreibung.

Zweiter Teil: Formenlehre.

Die Wortarten, 52. Lautregeln, 53. Schriftregeln, 54.

I. Verb: Genus, Modus, Tempus, Numerus und Person, 55. Einteilung der Verben nach der Bedeutung, 56. Einteilung der Verben nach der Tätigkeit, 57. Einteilung der Verben nach der Formenbildung, 58. Die Konjugation, 59 ff. Stamm 59. Endung, 60. Übersicht der Endungen, 61. Formenbildung, 62. Einfache Zeiten des Aktivs: Indikativ, 63. Einfache Zeiten des Aktivs: Konjunktiv und Imperativ, 64. Umschreibende Zeiten des Aktivs, 65. Einfache und umschreibende Mittelformen des Aktivs, 66. Bildung des Passivs, 67. Indikativ der Hilfsverben, 68. Konjunktiv und Imperativ der Hilfsverben, 69. Einfache und umschreibende Mittelformen, 70. Umschreibende Zeiten der Hilfsverben, 71. Eigentliche und uneigentliche Hilfsverben, 72. Intransitive mit être, 73. Intransitive mit avoir und être, 74. Reflexive 75. Reflexiver und reziproker Sinn, 76. Wegfall des Reflerivpronomens, 77. Verschiebung des Reflexivpronomens, 78. Französisches Reflexiv für deutsches Intransitiv oder Transitiv, 79. Französisches Intransitiv oder Transitiv für deutsches Reflexiv, 80. Verben, welches intransitiven (transitiven) und reflexiven Gebrauch zugleich haben, 81. Unregel= mäßigkeiten einzelner Verben der beiden Hauptkonjugationen, 82 ff. Orthographische Eigentümlichkeiten der Verben auf -cer, -ger, -guer, -quer, 82. Einfluß der folgenden Silbe auf die e-Laute, 83. Behandlung des e in vorletter Silbe bei Verben der I. Konjugation, 84. Die Verben auf -ayer, -oyer, -uyer, 85. Aller, 86. S'en aller, 87. Envoyer, 88. Einzelnes zur zweiten Hauptkonjugation: haïr, fleurir, bénir, 89. Gebiet der gleichförmigen Konjugationen, 90. Die ungleichförmigen Konjugationen, 91 ff. Gebiet der selben, 91. Formenbildung, 92. Ungleichförmige Verben auf -ir, 93 ff. Übergangsformen: ouvrir, cueillir, saillir, bouillir, faillir, 93. Ohne Lautverstärkung: vêtir, courir, fuir, 94. Mit Lautverstärkung in der Tonsilbe: acquérir, mourir, tenir, 95. Ungleichförmige Verben auf -re, 96 ff. Orthographische Verschiedenheiten: vendre, battre, mettre, vaincre, 96. Najal- und v-Stämme: prendre, craindre, vivre, suivre, écrire, boire, coudre, moudre, résoudre, 97. S-Stämme: conduire, lire, plaire, connaître, naître, croître, dire, faire, 98. Vokalische Stämme: rire, conclure, croire, 99. Ungleichförmige Verben auf -oir, 100 ff. Stämme auf -ev- und -al(l)-: recevoir, valoir, falloir, 100. Sonstige v- und 1-Stämme: vouloir, pouvoir, savoir, 101. Vokalische Stämme: asseoir, voir, 102. Defektive Verben, 103. Unpersönliche Verben, 104. Im Deutschen unpersönliche Ausdrücke, welche es im Französischen nicht sind, 105.

II. Artikel: Bestimmter und unbestimmter Artikel, 106. Der sog. Teilungsartikel, 107.

III. Substantiv: Die Pluralbildung, 108 ff. Regelmäßiger Plural, 108. Fehlen des Pluralzeichens, 109. Plural auf x, 110. Doppelte Plural

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