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Gewiß! tiefe Armuth und die Nothwendigkeit, vom Erbarmen mildthätiger Herzen zu leben, thut in der Jugend oft unbeschreiblich weh; weit eher, als Erwachsene sich einbilden mögen! Zumal wenn man unaufhörlich Gelegenheit findet, Vergleichungen zwischen seinem eigenen Loose und dem der glücklicheren Jugendfreunde anzustellen. Doch dann richtet dieses Gefühl auch wieder frühzeitig auf das Ernste hin und schützt gegen viele verführerische Leichtfertigkeiten. Mosenzeil.

Armuth ist die einzige Last, die schwerer wird, je mehrere

daran tragen.

Jean Paul.

Besser trocken Brod gegeffen,
Im geflicten Rock gesessen
Und sich an der Armuth weiden,
Als der Leute Vorwurf leiden.

*

Arm zwar bin ich, doch wohnt bei der Armuth heilige Freiheit,

Und ich verachte das Glück, welches die Armuth verhöhnt.

Unter allen Lagen bleibet

Stolze Armuth stets die schlimmste.

Calderon.

Reichthum heißt nicht Gold erlangen,
Reichthum heißt nicht Schätze graben,
Reichthum heißt: als sein umfangen,
Was wir lieb von Herzen haben.

Armuth heißt nicht, Schäße wissen,
Armuth heißt nicht Geld verfehlen,
Armuth heißt: entbehren müssen,
Was wir tief im Herzen hehlen.

*

Alter.

Wenn ums das Alter mit den Silberflügeln
Bedeckt, dann hebt allmälig sich das Auge
Hinauf zur stillen, sternbefä'ten Wohnung

Dort schau'n wir hin, als nach der wahren Heimath,
Wo nach der Pilgerfahrt wir hingelangen.

Oehlenschläger.

Wenn man älter wird, muß man mit Bewußtsein auf einer gewissen Stufe stehen bleiben.

Goethe.

Das Leben wird, wie Träume gegen Morgen, immer klarer und geordneter, und rückt weiter auseinander, je länger es währt, und je näher sein Ende ist. Im Alter kann es wohl keine Täuschungen mehr geben, es müßten denn traurige sein.

Jean Paul.

In der Jugend ist jung sein leicht,

Schwerer und schöner, wenn's Haar sich bleicht.

Wie schön ist's, wenn von alten Zungen
Der Jugend muntres Feuer spricht!
So reizend, männlich, ungezwungen
Ergötzt der Jugend Lachen nicht.
Erfahrung giebt hier die Gedanken,
Und muntrer Witz den Ausdruck her;
Als ob in Einer Laufbahn Schranken
Das Alter und die Jugend wär'.

Horn.

Schlegel.

Die meisten Erinnerungen sind Wasserpflanzen, die nur von Thränen leben.

Jean Paul.

Alles, was wir treiben und thun, ist ein Abmühen; wohl dem, der nicht müd wird.

Goethe.

Die wiederkehrende Unschuld der ersten Kindheit ist der seligste Lohn eines gut verlebten Lebens; nun schweigen alle aufrührerischen Leidenschaften, der Stachel der ge= fährlichen Begierden ist gebrochen, ungestört herrscht der Verstand, und der aus den Stürmen des Lebens ge= rettete. Geist sieht in das Vergangene, wie in einen dunkeln Traum seiner Jugend, lächelt dem Grabe zu und schlummert unter dem sanften Zulispeln eines guten Gewissens ein, wie der Säugling unter dem Wiegengefange der Amme.

Klinger.

Unter die Menschen vertheilt, nicht unter die Zeiten, das Schicksal

Seine Geschenke; dem Greis blüht wie dem Jüngling

die Welt.

Dem nur welket im einsamen Herbst auch die Blume des Herzens,

Welchem der Frühling nie Reife des Geistes verhieß.

selig der,

Brinckmann.

Dem aus dem sanften Nachklang gold'ner Tage
Die Tröstung blühet für die Gegenwart.

Gubig.

Schwer zu ertragen ist's, das greise Alter; indeß geht's
Leise vorüber und löscht leise die Sinnen uns aus:
Kommt unsichtbar und macht, was jetzt wir sehen
unsichtbar;

Ungesehenes kommt, Morgen für Morgen an's Licht.
O des Menschenlebens in Wogen zerfließende Wogen!
Tage nach Tagen, sie gehn sanft in das Bette der Nacht.

Herder.

Laß es kommen, das Alter, und fürchte die traurige Hand nicht,

Die von der Wange die Rosen und Lilien raubte; Grazien altern nicht; nie welkt die Rose der Anmuth; Die die Unsterblichen selbst dir in die Seele gepflanzt.

Herder.

Man sollte jedes Mädchen darauf hinweisen, daß es viel

länger alt als jung sein wird.

Louise Büchner.

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