Gewiß! tiefe Armuth und die Nothwendigkeit, vom Erbarmen mildthätiger Herzen zu leben, thut in der Jugend oft unbeschreiblich weh; weit eher, als Erwachsene sich einbilden mögen! Zumal wenn man unaufhörlich Gelegenheit findet, Vergleichungen zwischen seinem eigenen Loose und dem der glücklicheren Jugendfreunde anzustellen. Doch dann richtet dieses Gefühl auch wieder frühzeitig auf das Ernste hin und schützt gegen viele verführerische Leichtfertigkeiten. Mosenzeil. Armuth ist die einzige Last, die schwerer wird, je mehrere daran tragen. Jean Paul. Besser trocken Brod gegeffen, * Arm zwar bin ich, doch wohnt bei der Armuth heilige Freiheit, Und ich verachte das Glück, welches die Armuth verhöhnt. Unter allen Lagen bleibet Stolze Armuth stets die schlimmste. Calderon. Reichthum heißt nicht Gold erlangen, Armuth heißt nicht, Schäße wissen, * Alter. Wenn ums das Alter mit den Silberflügeln Dort schau'n wir hin, als nach der wahren Heimath, Oehlenschläger. Wenn man älter wird, muß man mit Bewußtsein auf einer gewissen Stufe stehen bleiben. Goethe. Das Leben wird, wie Träume gegen Morgen, immer klarer und geordneter, und rückt weiter auseinander, je länger es währt, und je näher sein Ende ist. Im Alter kann es wohl keine Täuschungen mehr geben, es müßten denn traurige sein. Jean Paul. In der Jugend ist jung sein leicht, Schwerer und schöner, wenn's Haar sich bleicht. Wie schön ist's, wenn von alten Zungen Horn. Schlegel. Die meisten Erinnerungen sind Wasserpflanzen, die nur von Thränen leben. Jean Paul. Alles, was wir treiben und thun, ist ein Abmühen; wohl dem, der nicht müd wird. Goethe. Die wiederkehrende Unschuld der ersten Kindheit ist der seligste Lohn eines gut verlebten Lebens; nun schweigen alle aufrührerischen Leidenschaften, der Stachel der ge= fährlichen Begierden ist gebrochen, ungestört herrscht der Verstand, und der aus den Stürmen des Lebens ge= rettete. Geist sieht in das Vergangene, wie in einen dunkeln Traum seiner Jugend, lächelt dem Grabe zu und schlummert unter dem sanften Zulispeln eines guten Gewissens ein, wie der Säugling unter dem Wiegengefange der Amme. Klinger. Unter die Menschen vertheilt, nicht unter die Zeiten, das Schicksal Seine Geschenke; dem Greis blüht wie dem Jüngling die Welt. Dem nur welket im einsamen Herbst auch die Blume des Herzens, Welchem der Frühling nie Reife des Geistes verhieß. selig der, Brinckmann. Dem aus dem sanften Nachklang gold'ner Tage Gubig. Schwer zu ertragen ist's, das greise Alter; indeß geht's Ungesehenes kommt, Morgen für Morgen an's Licht. Herder. Laß es kommen, das Alter, und fürchte die traurige Hand nicht, Die von der Wange die Rosen und Lilien raubte; Grazien altern nicht; nie welkt die Rose der Anmuth; Die die Unsterblichen selbst dir in die Seele gepflanzt. Herder. Man sollte jedes Mädchen darauf hinweisen, daß es viel länger alt als jung sein wird. Louise Büchner. |