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Es ist nichts gefährlicher, als ein allzufreies Gespräch, das einen strafbaren oder halbstrafbaren Zustand als einen gewöhnlichen, gemeinen, ja löblichen behandelt. Goethe.

Der Irrthum verhält sich gegen das Wahre, wie der Schlaf gegen das Wachen; ich habe bemerkt, daß man aus dem Irren sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwende. Goethe.

Des Menschen Sünde ist allein sein Fluch,

Drum kennt ihn nur der Mensch, Gott kennt ihn nicht. Wenn das Bewußtsein tiefe Wunden schlug,

Der glaubt, der Herr geh' mit ihm in's Gericht.

Er aber ist die Liebe und Geduld,

Er sendet Jedem Sonnenschein und Regen.
Sei du nur rein und frei von aller Schuld,
Dann bringt dir Menschenfluch doch Gottes Segen.

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Houwald.

Wir belohnen eine That nach ihren Folgen. Was ihr Ursprung war gehört nicht vor den Richterstuhl einer Gottheit. Und so kommt es, daß der Bösewicht oft ein Held ist und der Tugendhafte ein Schurke.

Dha-Na-Sore.

Denn Krieg ist immer zwischen List und Argwohn;
Nur zwischen Glauben und Vertrau'n ist Friede.
Wer das Vertrau'n vergiftet, o der mordet
Das werdende Geschlecht im Leib der Mutter.

Schiller.

Aber der wahnsinnige Sterbliche begeht seine Sünden so fühn, blos weil sie ihm ihre mörderischen Folgen verhüllen; er fettet die in seiner Brust eingesperrten reißenden Thiere los, und lässet sie in der Nacht unter die Menschen dringen, aber er sieht es nicht, wie viele Menschen das losgebundene Unthier ergreife und würge. Leichtsinnig wirft der wilde Mensch die glimmenden Kohlen seiner Sünden umher, und erst, wenn er im Grabe liegt, brennen hinter ihm die Hütten auf von seinen eingelegten Funken, und die Rauchsäule zieht als eine Schandsäule auf sein Grab und steht ewig darauf. Jean Paul.

Das ist das Eigenthümliche des Lasters, daß es sein Unheil über die Unschuld verbreitet, wie die. Tugend ihren Segen über Viele, die ihn nicht verdienen, indem doch häufig die Urheber beider, so weit wir sehen können, weder bestraft noch belohnt werden.

Rache für Beleidigungen fleuch!
Rache reißt zu neuen Freveln hin!
Rache macht dich deinem Feinde gleich;
Doch Verzeihung hebt dich über ihn.

Goethe.

Nein, mit dem Rechte soll der Mensch nicht dingen:
Es giebt nur einen hellen Punkt des Rechts,
Und ringsum liegt die Finsterniß der Sünde.

Raupach.

Wahrhaftig, der Mensch hat sich fast eben so viel vorzuwerfen, wenn er mißvergnügt, als wenn er lasterhaft ist; und da es auf seinen Gedankenozean ankommt, ob er aus ihm die unterste Hölle oder den dritten Himmel als Insel haben will, so verdient er Alles, was er erschafft. Jean Paul.

Wo ist denn Unkraut? Nirgends! Nur dann ist Etwas Unkraut, wenn es nicht an der rechten Stelle steht, wenn es nicht gebraucht, sondern gemißbraucht wird. Dem Thoren ist Alles Unkraut, dem Weisen ist Alles Kraut, Alles ist ihm gut, was in der Welt ist.

Nichts unterhält so gut

Die Sinne mit der Pflicht im Frieden,
Als fleißig sie durch Arbeit zu ermüden;
Nichts bringt sie leichter aus dem Geleis,
Als müßige Träumerei.

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Hippel.

Wieland.

So wie das Gute, auch der Sinn des Bösen.
Ich mag des Menschen Bosheit, seine Tücke
Und Selbstsucht sehn, oder seh'n des Geiers
Blutdurst'ge Mordlust und des Wolfes Gier,
Des Affen Hinterlist, — mich kränkt der eine
Nicht mehr, nicht minder, als der and're.

Molière.

Zur Ehre der menschlichen Natur läßt sich annehmen, daß kein Mensch so`tief sinken kann, um das Böse deswegen blos, weil es böse ist, vorzuziehen; sondern, daß Burow, Denksprüche.

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Jeder ohne Unterschied das Gute vorziehen würde, weil es das Gute ist, wenn es nicht zufälligerweise das Angenehme ausschlöffe, oder das Unangenehme nach sich zöge. Alle Unmoralität in der Wirklichkeit scheint also aus der Collission des Guten mit dem Angenehmen, oder, was auf Eins hinausläuft, der Begierde mit der Vernunft zu entspringen, und einerseits die Stärke der sinnlichen Antriebe, andererseits die Schwäche der moralischen Willenskraft zur Folge haben.

Schiller.

Reue.

Sei gutes Muthes; trockne deine Augen. Oft ist der Fall ein Mittel, desto glücklicher wieder aufzustehen.

Shakespeare.

Verzage nicht, wenn du einmal fehltest, und deine ganze Neue sei eine schönere That.

Thränen der Rene! der Verirrten Zierde!

Jean Paul.

Thränen, Thränen, ihr stammt von oben! wenn ihr
Fließet, winken Engel dem Edlen Trauer
Sanfte Versöhnung.

Heydenreich.

Rene ist in den meisten Fällen nur Quittung über vergangene, oder Vorausbezahlung auf künftige Thorheit. Dabei behandeln die Menschen sie gerne wie die Armuth: beider unverjährbare Rechte fühlend, finden sie beide mit einem kleinen Almosen ab, um sich so schnell als möglich wieder in Selbsttäuschung einwiegen zu können.

Benzel-Sternau.

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