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da eine Wiederaufnahme des eben erst vorangegangenen Nominativs se doch auch hart sein würde.

Ein anderes Beispiel führt dann Kölbing an, in welchem das fragliche Pronomen nicht für sich allein auf der Grenze zwischen zwei Satzgliedern steht, sondern mit einem Superlativ verbunden ist und deshalb nothwendig als Demonstrativ aufgefasst werden muss: pis is angelicnes engeleynna þäs bremestan, mid pâm burgvarum in þære ceastre is. Doch auch bei diesem Beispiele ist der Einwurf möglich, dass in dem zweiten Satze ein Demonstrativ im Nominativ zu ergänzen ist. Es kann nämlich nicht schwer fallen, aus einem obliquen Casus des Hauptsatzes ein Demonstrativpronomen im Nominativ zu supplieren. Das Deutsche bietet eine ganze Menge analoger Beispiele. Bei Boner heisst die Ueberschrift der Fabel 45: Von einer wisel, wart gevangen; und 71: Von einem slangen, was gebunden. In diesen Beispielen muss aus dem obliquen Casus ein Nominativ ergänzt werden, und doch wohl ein Demonstrativ wegen der Wortstellung. Dieselbe Erscheinung haben wir auch in dem neuhochdeutschen Volksliede: „Was zog er aus seiner Taschen? Ein Messer, war scharf und spitz." Wir müssen deshalb den Schluss ziehen, dass ein Ausfall des Relativs im Angelsächsischen mit absoluter Gewissheit nicht nachgewiesen ist, obwohl zuzugeben ist, dass an vielen Stellen eine Auslassung des Relativs nicht ferner liegt, als irgend eine andere Art und Weise der Erklärung.

Sicherlich findet sich im Angelsächsischen die Auslassung des Demonstrativs oder Personale. Es sind dies solche Fälle, wo einem Substantiv des Hauptsatzes meist ein Verb des Heissens oder Seins beigegeben ist. Das Substantiv wirkt in Gedanken noch so mächtig, dass eine pronominale Wiederholung desselben für überflüssig gehalten wurde. Z. B. på væron cumene of Hibernia mid hëora heretogen, Reada hâtte (Bed. 1, 1); på Gôtan mid hëora cyningum, Rædgota and Eallorîca væron hâtene, Române burig abracon (Boeth. I). Dass ein Personal- oder Demonstrativpronomen zu ergänzen ist, geht daraus wohl hervor, dass in Sätzen derselben Art sich ein Personalpronomen findet. He sende tô þam pape, Agado hë væs hâten (Chron. Sax. 675).

Trotzdem scheint aus Sätzen dieser Art der elliptische Relativsatz entstanden zu sein. Alle diese Fälle sind nämlich so beschaffen, dass man auch ein Relativpronomen ergänzen und dadurch den Hauptsatz in einen Nebensatz verwandeln kann. Späterhin, nach weiterer Ent

wicklung des Relativs und häufigerem Gebrauch desselben, wird man diese Erscheinung auch in solcher Weise aufgefasst haben.

Im Deutschen ist diese Ellipse noch viel häufiger, und wir verweisen darüber auf die oben erwähnte Abhandlung von Grimm, der eine sehr grosse Anzahl hierher gehörender Beispiele gesammelt hat.

Im Halbsächsischen dauert im ganzen dieselbe Ausdrucksweise der Relation fort, wie im Angelsächsischen, aber der Gebrauch des indeclinabeln þe wird seltener, und die Interrogativen fangen an, als Relativa zu gelten. Bei dem geringen Umfange der Literatur dieser Uebergangsperiode lassen sich wesentlich neue Gesichtspunkte für den Gebrauch des elliptischen Relativsatzes nicht erwarten. Doch dieselbe

Ellipse des Personalpronomens vor einem Verbum des Heissens, welche wir im Angelsächsischen beobachtet haben, lässt sich auch hier durch Beispiele belegen. An preost wes on leoden, Layamon wes ihoten. (Lay. I, 1).

Ganz anders wird die Sache im Altenglischen. Hier finden wir die ersten Anfänge aller der Fälle, in welchen der elliptische Relativsatz im späteren Englisch gebraucht wird. Wenn er auch noch nicht in so grosser Ausdehnung vorkommt, wie zur Zeit der Elisabeth, so sehen wir ihn doch in fast eben so grosser Verschiedenheit auftreten. Eine Ellipse des Personalpronomens vor einem Verbum des Seins oder Heissens findet auch hier statt, und zwar kommt sie weit öfter vor, als im Angelsächsischen und Halbsächsischen. Zur Anschauung mögen die folgenden Beispiele dienen: He spousede anoper wif, Isabelle het. Rob. of. Gl. 10262. He had a cosyn, hight Egbriht. Peter Langtoft 217. In which she hadde a cok, highte Chauntecleere. Chaucer, Nonne Pr. T. 29 (Morris). His childre angred him among, Caym slo Abelle, was hym fulle dere. Town. M. p. 35. And had a wif, was queint and fair. Seven S. 2205. With him ther was a Ploughman, was his brother. Chaucer C. T. 529.

In all diesen Beispielen lässt sich eben so gut ein Relativpronomen ergänzen, und nach Analogie dieser Fälle hat man es dann auch da ausgelassen, wo es sich nicht mit dem Personale oder Demonstrativum vertauschen lässt. Es versteht sich von selbst, dass dies nur in solchen Fällen geschehen ist, wo man eine enge Verbindung zwischen dem Beziehungsworte und dem Nebensatze herstellen wollte, oder wo das Beziehungswort den Nebensatz in der Weise attrahierte, dass das Bindeglied überflüssig schien. Am häufigsten findet sich die Ellipse, wenn

das Beziehungswort mit dem Verbum to be verbunden ist, sei es um nur seine Existenz anzudeuten, oder dasselbe hervorzuheben. In diesen Fällen ist der Hauptsatz so unemphatisch, ohne eigenen Inhalt, und weist mit solcher Nothwendigkeit auf einen folgenden Inhaltssatz hin, dass es leicht erklärlich ist, weshalb das Relativpronomen als unnöthig, oder die enge Verbindung zwischen Haupt- und Nebensatz störend, weggelassen wurde. Das Substantivum wirkt gleichsam asyndetisch fort. Dies ist der Fall in den folgenden Beispielen, welche alle aus Chaucer genommen sind: Ther was non auditour cowde on him wynne. C. T. 594. Ther was no man for peril dorst him touche. 3930. Ther is no man could bring her to that prikke. 5449. Ther is no win bereveth me my might. 7641.

In all diesen Beispielen ist das Beziehungswort durch eine Negation verstärkt, wodurch das von vornherein tonlose Relativum noch tonloser wird und um so leichter ausfallen konnte. So wird man auch an den folgenden Beispielen sehen, dass der elliptische Relativsatz dann hauptsächlich eintritt, wenn das Beziehungswort durch ein Pronomen, einen Superlativ, eine Vergleichung und einen Quantitätsbegriff verstärkt ist, oder wenn es selber ein Adverb der Quantität ist. Besonders häufig ist die Auslassung nach all. Es liegt das in der Natur der Sache; denn durch die genannten Verstärkungen wird die Hinweisung auf das Folgende so kräftig, dass das Relativ ausgestossen wird. Eine Anzahl übersichtlich geordneter Beispiele mögen nun zur Begründung des Gesagten dienen.

a. Auslassung des Nominativs: Thou schalt drinken of another tonne schal savour worse than ale. Ch. C. T. 5753. Ye faren like a man has lost his wit. ebds. 6677. As doth maid were new spoused. ebds. 7879. Therfor me and my fry schal with me falle, Save from velany and bryng to thi halle In heven. Townl. M. pg. 21. (Mätz. Altengl. Sp. 361, 66). Was none in tente ne toun behind him durst be, P. L. 3982. Vgl. auch noch Ch. C. T. 10630. 7641. P. L. 4908.

b. Auslassung des Accusativs: Of Northfolk was this reeve of which I telle, Beside a toun men callen Baldeswelle. Ch. C. T. 620. He schal pay for all we spenden by the way. ebds. 808. (Doch die Ausgabe von Morris hat: schall paye al that we spenden by the weye.) For at the firste look he on hire sette. ebds. 5473. Thy wo, and any wo man may sustene. ebds. 5267. Gret was the wo the knight had in his thought. ebds. 6665. The leste drope I for the blod Myght

clens the soyn.

Town. M. pg. 261. Thus he gettes many fees of

theyme he begeyles. ebds. pg. 128.

c. Auslassung des Relativpronomens, welches von einer Praeposition regiert wird. The place thou standest in there Forsoth is hallowed welle. Town. M. pg. 58.

d. Auslassung des Relativ pronomens nebst der Praeposition: The body let us take, And, wyth alle the worshepe we may, ley it in the grave. Cov. Myst. pg. 397. This January is ravished in a trance At every time he loketh in hire face. Ch. C. T. 9625. In the beste wise he can. ebds. 4766.

Vielleicht ist es richtiger in den beiden letzteren Fällen, nach einem Substantiv der Weise oder Zeit, die Conjunction that zu ergänzen. (Vgl. In such a wyse that thou ne wante noon espye. Mätz. Altengl. Spr. 2, 379, 19).

Diese Beispiele zeigen, wie der elliptische Relativsatz im Altenglischen schon bedeutenden Umfang gewonnen hat. In ausgedehntester Weise gebrauchen dann die Schriftsteller des Zeitalters der Königin Elisabeth diese Ellipse. Man kann wohl behaupten, dass Shakespeare und seine Zeitgenossen sich gegen keine Art des elliptischen Relativsatzes sträuben, wenn überhaupt eine Ergänzung nur möglich ist. Nach jener Zeit nimmt sein Gebrauch wieder ab, und seltsamer Weise findet heute vorwiegend die Auslassung des Accusativs statt, während früher die Auslassung des Nominativs überwog. Es ist deshalb durchaus inconsequent, wenn deutsche Bearbeiter der englischen Grammatik behaupten, dass das Relativum nur im Accusativ ausgelassen wird, und zur Begründung dieser Regel Beispiele aus Shakespeare beibringen. Bei Shakespeare ist die Auslassung des Nominativs noch fast ebenso häufig als die des Accusativs. Wenn die spätere Sprache von der Auslassung des Nominativs mehr und mehr zurückgekommen ist, so ist das wohl nur aus einem Streben nach Klarheit zu erklären; denn ein obliquer Casus lässt sich leichter ergänzen als ein Casus rectus. Ganz verschwunden ist die Auslassung des Nominativs auch in der heutigen Sprache noch nicht; sie findet sich vielmehr unter gewissen Bedingungen bei den besten Schriftstellern.

In der Zeit nach Shakespeare machen die englischen Schriftsteller einen ganz verschiedenen Gebrauch von dem elliptischen Relativsatze. Bei manchen findet er sich gar nicht, während andere ihn mit grosser

Vorliebe anwenden. Bei Milton und Johnson scheint er nur selten vorzukommen, und in den Geschichtswerken von Hume, Gibbon, Lingard, Hallam und Grote gar nicht. Auch die gefeilte und glatte Prosasprache Macaulay's scheint ihn absichtlich zu vermeiden; wenigstens finden sich in seinem Geschichtswerke und seinen Essays nur ganz wenige zerstreute Beispiele. Dagegen liebt die rauhe, kräftige, deutschangehauchte Sprache Carlyle's ihn sehr. Es ist nicht schwierig, ihn auf einzelnen Seiten drei- bis viermal anzutreffen. Auch Dickens scheint eine grosse Vorliebe für ihn zu besitzen; wenigstens findet er sich oft in seinen Romanen und Sketches. Unter den neueren Schriftstellern macht aber unstreitig Byron den ausgedehntesten und mannigfaltigsten Gebrauch von dem elliptischen Relativsatze. Man glaubt sich in dieser Beziehung ganz in das Zeitalter der Elisabeth zurückversetzt.

Es ist noch bemerkens werrth, dass der elliptische Relativsatz sich in der englischen Bibelübersetzung nicht findet, obgleich er im Hebräischen häufig genug ist. Doch ist an Stellen, wo das Relativum im Hebräischen fehlt, dasselbe in der englischen Uebersetzung mit Cursivschrift gedruckt. Auslassung des Nominativs findet sich: Genes. 15, 13: D = in a land that is not theirs. Auslassung des Accusativs: Ps. 7, 15: by na ben He is fallen into the ditch which he made. Auslassung des Dativs: Ps. 32, 2:11 15 mg NS =(Blessed is the man) unto whom the Lord imputeth not iniquity. Auslassung des Relativs und des Demonstrativs: Jes. 41, 24:

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= an abomination is he that chooseth you. Auslassung des Relativs oder der Conjunction nach einer Zeitbestimmung: Ps. 4, 8: in the time that their corn and their wine in

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creased.

Wenn indessen die englischen Grammatiker den elliptischen Relativsatz so darstellen, als ob er ein Eindringling wäre, vor dem sich jede edle Sprache zu hüten hätte (z. B. Goold Brown, The grammar of English Grammars, pg. 532. Obs. 22: In familiar language, the relative of the objective case is frequently understood. This ellipsis seems allowable only in the familiar style. In grave writing, or deliberate discourse, it is much better to express the relative), so ist das durchaus nicht richtig. Er ist vielmehr mit der ganzen Entwicklung der englischen Sprache eng verwachsen, und auch die edelste Prosa erlaubt sich bis auf den heutigen Tag einen gewissen Gebrauch. Freilich hat im Vergleich zu dem Zeitalter der Elisabeth die Mannigfaltig

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