(wie bark in barkmäster, korn in kornfchreiwer), oder durch zufammenziehung eines zweifilbigen auf erfter filbe betonten wortes entftanden, wie z. b. ång.
Derartige verfe haben einen würdevollen, faft pathetischen gang, und die fæhigkeit, folche zu bilden, ist ein großer vorzug des oberharzifchen vor dem gemeindeutschen. Es find in neuerer zeit von gelehrten dichtern verfuche gemacht, folche verfe ins gemeindeutsche wieder einzuführen, aber diefe find auch nur sprachgelehrten und germanisten von fach genießbar gewefen. Selbst das prächtige blücherlied von E. M. Arndt lieft kein ungelehrter fo wie es deffen verfaßer gelesen haben will, nämlich:
Was bláfen die trompétèn? husárèn heraús.
oder der antiken verskunft analog:
Was blafen die trompētēn? hŭfarēn hēraūs.
Alle welt lieft vielmehr:
Was blafen die trompeten? hufären hĕraūs.
Oder beffere bezeichnung:
Was bláfen die trompéten? hufáren heraus.
Der Oberharzer aber, der jene gemeindeutfchen verfe auch nicht richtig lefen kann, lieft harzifche verse wie
hots doch än reing mäfter fugar än korb gegân.
ohne alle anweifung ganz richtig.
Im mhd. und im gmd. älterer periode kommen folche verse in menge vor, z. b. im mhd.: der júncfroùwen túgende (Nib. nôt, nach Lachmann, 3, 4), mit ftólzlichen êren (e. d. 9, 2).
Auch Luther wuffte wohl, warum er schrieb
der ált bos féind,
mit érnft èrs mei'nt. grò mácht und viel líft sein graúfam rü'stung ist.
verfe, welche die verwäfferer unferer alten hymnen ohne zweifel mit großer felbftgefälligkeit zu verbessern meinten, als fie schrieben:
der alte boese feind
mit ernste ers jetzt meint.
groß macht und viele lift u. f. f.
Und das muß man ihnen laßen: fie haben alles ihnen moegliche getan, Luthers prachtverfe nach modernem gefchmack zu verhunzen, fein mächtiges fchlachtfchwert zu einem eleganten courdegen umzuhämmern und feine wuchtigen keulenfchlæge in die zarten klappfe eines weichen patschhändchens mit ballglacéhandschuhen zu verwandeln. Aber leider wuchert das gefchlecht noch immer fort, welches Luthers und der Nibelungen verfe wie knittelverfe nach art der Jobfiade lieft und fie auch dafür hält.
Zweiter teil. Wortregister. Vorbemerkungen.
1) Die aufzeichnung solcher wörter, welche der leser selbst aufs gmd. zurückführen kann, wenn er fie nach den im ersten teile gegebenen regeln analysirt, ist meist unterblieben.
2) In diesem wortregister bedient man sich auch für das ohz. einer der gmd. analogen schreibweise, wie im texte, nach welcher die länge in offener silbe unbezeichnet bleibt, sonst aber durch vokalgemination oder durch e (nach i), oder durch lautloses h bezeichnet wird. Doch wird für lang ä immer æ, für lang å immer aa verwandt.
3) Die ordnung betreffend ist zu merken, daß der einfache vokal dem diphthonge, der reine der trübung, die kürze der länge, das å dem a, das e dem ë vorangeht.
achzen, fchw. II. ahd. achizôn, ächzen.
adlawang, ft. neutr. frz. eau de lavende, lavendelwasser.
after, ahd. aftar. Was nach aus- sonderung des metallhaltigen aus dem fchliege (erzmehl) übrig bleibt (Kerl, Oberharz. 36. 37).
akkefiet, lat. aqua vitae, ft. I. aquavit, füfser gewürzter branntwein. akfedens, fchw. II. neutr. lat. accidens; zufällige nebeneinnahme.
alfanserig (lies ålfanserig), ahd. elevenz, v. ali, d. h. anderswo, und vanz, junger fchalk, alfo elevenz, hergelaufener schalk oder fehelm, alfanserig von befremdlichem
ahnfank, msc. ft II. anfang. (sich) ahnhusen, fchw. II. d. hosen anzielin.
ahnlog, fem. fchw. II. modifi- ciert nach § 104. anlage. Techni- scher ausdruck für unbrauchbar ge- wordenes gezaehe, dessen trümmer der arbeiter abliefert, um ein neues dafür zu bekommen. Metaph. alt geworden, abgeschwächt, fchwach.
ahnfchlohk, msc. ft. III. um- lautend nach § 54, 4, b, modificiert nach § 102, a, anfchlag.
ahnticken, fchw. II. berühren. ape, fem. fchw. II. affectirte frauensperson, fiehe ahpsch.
(fich) apen, fchw. II. affectirt fein. vgl. ahplch.
ahpfch (vgl. mhd. ebech, ebich, ahd. apuh, apah, d. h. verkehrt), was fich apt.
arefieren, fchw. II. f. § 38, er- eignen.
artlich, ahd. artlih, eig. von guter, edler art, gmd. artig.
awer, msc. ft. VI. etwas beson- deres, wichtiger nebenumftand, be- sondere meinung, aberglaube, vgl. gth. afar, ahd. afar, mhd. aber. (oder ift engl. awe, furcht, befürchtung, zu vergleichen?).
ænghols, neutr. eichenholz. ængklich, eigentlich.
ærz, neutr. ft. I. der anlaut ur- fprünglich in offener filbe, daher deflen länge. ahd. aruzi, aruz, arizi, ariz, êrizi, mhd. erize, eriz; gmd. erz. vgl. gr. όρύττω.
(fich) afsen, fchw. II. fich æsen (vom gewilde gebraucht), ahd. âzen.
aufhehm, ft. VII. § 68.
aufhitzen, fchw. II. aufhetzen. (fich) aufrappeln, fehw. II. fich fchnell aufrichten, eig. fich aufschnel- len, vgl. anr. rapr. d. i. fchnell.
auftempeln, fchw. II. pyrami- denförmig auf häufen.
aufrichts, aufrecht, das i steht im gth. raihts, d. h. gerade.
auffetzen, fehw. II. technischer ausdruck, f. v. als die maschinen in ftillftand fetzen. aufgesetzt! der ruf, mit welchem der beginn der læseftunde (f lieschtunne) ange- kündigt wird, fo wie auch das auf- hören der arbeit, die fchicht, wie es der oberharzer nennt.
auftrecken, fchw. II. klingt nd., ist aus auftrægen verderbt und be- deutet den fchliech in einem troge (mulde) hinauftragen, an einen hö- hern ort bringen.
aufwarten, fchw. II. vom hunde gesagt bedeutet es in zuwartender stellung mit erhobenen vorderbeinen auf den hinterbeinen sitzen.
aufen und aufsen, f. § 134.
bärr, fem. fchw. II. pl. nach $88, 7. birne, eig. was der baum trägt. mhd. bir, ahd. pira, von ohz. beren, nnd. bæren, mhd. bern, ahd. përan, gth. baíran.
bæn, neutr. ft. I., d. plur. nach $ 87 und 116, bein.
bære, bæra, msc. reiches w. ft. nach I. und VI. über den plur. f. $ 87, wenn nach I. f. § 87, 3. eig. heber, träger, von ohz. beren, mhd. bern u. f w. (f. z. bärr), aber nur in der bedeutung bohrer gebraucht.
becker, msc. ft. reiches w., näm- lich nach I und § 87, 4 und nach VI. backer.
begahn, ft. III. 2, § 64. 30, be- geben.
begana, fchw. II. vgl. aber § 25,
bebohng, fchw. II. behagen.
beffefe, f. § 123-125.
benetist, msc. gem. I. pietift. beortern, fchw. II. anordnen, befeblen; aus dem franz. ordre ge- bildet.
berchkalm, fchw. II. das reh- kalb verleiden, entführen. besalm, msc. ft. I. pfalm. besahn, f. fabn. befohch, f. fahn.
befchnuppern, fchw. II. be-
schnobern, beriechen.
befchte wern, fchw. II. bestœ- bern, mit fchneeflocken bewerfen. beschtiften, schw. II. erfahren,
betappeln, verbum, überraschen, gebraucht von unerwarteten, meist unangenehmen ereignissen.
bewagung, fem. fchw. II. mit modification nach § 91, c, der äussern form nach alfo ft. nach I. bewegung. behng, fchw. II. beugen. ft. VII. biegen.
behren, f. bärr u. bæra; vgl. mhd. erboren.
bewern, fchw. II. frequentativ v. behm, beben.
beifellig, beifällig.
biffeln, piffeln, frequent. v. puffen, d. h. ftofsen, davon meta- phorisch grobheiten ausüben.
bihn, fem. fchw. II., modif. nach $91, b. bühne.
bies, base; dr Biefe Teufel. blaa, cf. § 38, mhd. blâ, ahd. plâ. blau.
borsch, bursche, unverheirateter mann. for borsch lahm als un- verheirateter menfch kostgänger fein. das wort ift fchw. I.
brawweln, nnd. babbeln, schnell und wirr durcheinander reden.
Bramer Heh, Bremer Höhe, eine Hochebene bei Clausthal. de Bra- mer heh fcheiern meffen, fcherz- und fpottweile von mædchen gesagt, welche unvermæhlt bleiben.
davon bramerheher, adj. bränga. f. 80, 3. bringen. brättefe, f. § 60, 5; 123, und bræten, fchw. 1, 1, a. breiten. braune Lillich, braune Lilie, eine grube bei Clausthal.
breiting, ft. VI. bräutigam.
briefe trahn, eig. briefe tragen; als hohnwort gegen einen, der sich vergeblich bemühen muss und feinen zweck nie erreicht.
brochta, f. bränga.
brullerts. msc. ft. I. gebrüll. bucht, fem. fchw. II. als techni- sches wort bezeichnets das gebäude über dem fchacht, auch das zimmer- chen, welches dem fchützer zum auf- enthalt dient.
buckelwefch, fem. fchw. II. rückenwäfche.
butterhex, fem. fchw. II. bun- ter fchmetterling.
dafter, f. § 39, d. mhd. defter, auch bei Luther, z. b. folten die übrigen defter bitterer wagen (Heer- pred. wider die Türken).
dahl, fem. fchw. II. hausflur. nl. deel; mhd. dil, dille, anr. þil.
dar, die. dos, es, f. § 133. darde, f. § 130. darekleing, dergleichen. darmofsen, dermafsen, in der art und weife.
darfche, f. § 122; 124, 11.
dæng, msc. reiches wort, nemlich gem. nach I, modificirt nach § 92 und ft. nach VI. degen.
der da -. derfen (nicht dërfen), dürfen. $ 79, 2.
dermank, darunter, eig. darunter gemengt.
dernohcher, darnach, nachher.
drim, 1) darum. 2) drüben. drieftig, dreist.
droht, msc. ft. III., mit umlaut $ 54, 4. b.
druff, aus dem nnd. entlehnt = drauf.
drunten, da unten.
drufchel (mit û), fem. II drol- sel (turdus merula), ahd. drosca, throscela.
dummelskopp, msc. ft. III., uml. nach § 54, 3. dummkopf.
dunnersch, dem man den tod durch den donner wünscht.
dustern, fchw. II. flüftern (frz. parler doux).
duhm, msc. ft. I. dom. lat. domus. dufa, leife, frz. doux.
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