IV Seite Dr. Hugo Andresen, Maistre Wace's Roman de Rou et des ducs de Normandie, Dr. Friedrich Müller, Grundriss der Sprachwissenschaft, I. Bd., I. Abth.: Corrado Avolis, Canti popolari di Noto, studii e raccolta Französische Sprachlehre für den formal bildenden Unterricht. Mit vergleichender Berücksichtigung des deutschen Sprachunterrichts. Von Dr. Alb. Wittstock Einführung in die englische Sprache. Von Dr. Alb. Wittstock Encyclopädie des philologischen Studiums der neueren Sprachen von Bernhard Schmitz. Anhang. Systematisches Verzeichniss der auf die neueren Sprachen, hauptsächlich die französische und englische, sowie die Sprachwissenschaft überhaupt bezüglichen Programmabhandlungen, Dissertationen und Habilitationsschriften. Von Hermann Varnhagen. (Dr. David Asher) 455 455 456 457 457 458 459 460 461 461 462 Die siebente Ausgabe des Wörterbuchs der französischen Akademie (Dr. Voelkel) 463 Programmenschau. Das deutsche Lesebuch auf höheren Schulen. Programm des Progymnasiums zu Trarbach . 466 Ueber den deutschen Unterricht in der Secunda des Gymnasiums. Vom Dir. Das Ludwigslied. Von Ed. Samhaber. Programm des Gymnasiums zu Frauen- 469 470 . . 470 Himmel und Hölle, das Schlusslied der vier Evangelia nach Ezzo's Redaction. Philander von Sittewald. I. Thl. Vom Oberlehrer Dr. Christian Achmed 472 Von Th. Kessemeyer. 472 Das Siegwartfieber. Von Prof. Edmund Kamprath. Programm des Gymnasiums zu Wiener - Neustadt 473 V Von Ferd. Hölzel. Programm Zum Sprachgebrauch Goethe's. Von Dir. E. Albrecht. Programm der Abel Mathieu Deuis de la langue françoise, Paris 1572. Abhandlung im Miscellen. Seite 115-128. Bibliographischer Anzeiger. Seite 239-240, 476–478. Verzeichniss der Vorlesungen an der Berliner Akademie für moderne Philo Seite 473 474 475 475 479 August Friedrich Ursinus. Die historischen Volkslieder, mit welchen die deutsche Literatur des scheidenden Mittelalters bereichert worden ist, dürfen vermöge ihres lyrisch-epischen Charakters mit Recht den Anspruch darauf erheben, Romanzen oder Balladen genannt zu werden, wenn sie auch unter diesem Namen nicht auftreten. Der Dichter, der die Romanze erst in die deutsche Literatur eingeführt hat, ist Gleim, dessen Romanzen 1756 erschienen. Ihre Bedeutung war nur gering. Erst die Percy'sche Sammlung altenglischer Balladen gewann durch ihre echt volksthümliche Auffassung einen entschiedenen Einfluss auf die Entwickelung dieser eigenthümlichen Gattung der Literatur. Bald nach der vom Bischof Thomas Percy 1765 veranstalteten Sammlung (Reliques of ancient English poetry) berichtete die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften über dieselbe und bewirkte durch eine günstige Beurtheilung ihre Einführung in Deutschland. Die Percy'sche Sammlung regte Bürger zu seinen grossartigen Schöpfungen auf dem Gebiete der Ballade an, auf welchem er in seiner Leonore die vollendete Meisterschaft erreichte; sie rief Herder's epochemachende Schriften hervor. Besonders hatten die von diesem im Jahre 1773 herausgegebenen „Fliegenden Blätter von deutscher Art und Kunst", an denen auch Goethe durch die den Manen Erwin's von Steinbach geweihte Abhandlung von deutscher Baukunst einen hervorragenden Antheil hatte, auf Ossian und Shakespeare als die Muster volksthümlicher Liederdichtung hingewiesen und in den deutschen Dichtern einen begeisterten Wiederhall hervorgerufen. Und so Archiv f. n. Sprachen. LIX. 1 finden wir fast alle Mitglieder des Göttinger Dichterbundes in Uebersetzungen aus dem Englischen thätig. In dieser Zeit beschäftigte sich August Friedrich Ursinus mit der Balladendichtung; im Jahre 1777 erschienen seine „Balladen und Lieder altenglischer und altschottischer Dichtart". Die Literaturgeschichte nennt sie unter den Erscheinungen jener Zeit *), aber sie weiss nichts Näheres von den Lebensumständen, von dem Wirken dieses Mannes **). Freilich ist sein Leben geräuschlos dahin geflossen, Ursinus gehört nicht zu den Koryphäen unserer Literatur, aber er hat doch in der Geschichte der Ballade eine geachtete Stellung errungen und er gehört einer Familie an, die in der Geschichte Preussens oft genannt wird. Betrachten wir zuerst die Geschichte seiner Familie. Auf jenen Theologen Zacharias Ursinus, der 1562 in Verbindung mit Caspar Olevianus im Auftrage des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz den Heidelberger Katechismus, das Hauptsymbol der deutsch-reformirten Kirche, verfasste, können wir die Familie unseres Ursinus nicht zurückführen, wohl aber auf jenen Benjamin Ursinus, der bei der ersten preussischen Königskrönung in der Schlosskirche zu Königsberg mit dem lutherischen Oberhofprediger Bernhard von Sandra die Salbung des hohen Königspaares vollzog. Benjamin Ursinus, der Sohn des schwedischen Obristlieutenant Hans von Bär und der Maria von Blankenheim, einer Tochter des hessischen Obrist Christian von Blankenheim, war am 2. Februar 1646 geboren. Von seinem Vater wurde er aus Schweden nach Lissa geschickt, um das dortige Gymnasium zu besuchen. Hier kam er in das Haus eines reformirten Predigers, der ihn erzog. Da sein Vater frühzeitig starb, ohne ihm ein grosses Vermögen zu hinterlassen, so wandte er sich auf den Rath seines Erziehers dem Studium der Theologie zu. Nachdem er seinen Adel abgelegt und den Namen Ursinus angenommen hatte, begab er sich auf die Universität zu Frankfurt a. d. O. und wurde nach *) Koberstein, Grundriss, 4. Ausg. S. 1471. H. Kurz, Geschichte der deutschen Literatur III, 295 b. Julian Schmidt, Gesch. d. geist. Lebens in Deutschland II, 728. **) Nur Meusel giebt einige zusammenhangslose Notizen. |