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Im Allgemeinen ist die Treue der Ueberseßung und die Gewandtheit, mit welcher große Schwierigkeiten überwunden sind, sehr zu loben und wir haben deshalb das Büchlein recht aufrichtig begrüßt; aber wir können doch nicht umhin, andrerseits unser Bedauern darüber auszusprechen, daß einzelne der Gedichte an Fehlern leiden, welche ihnen troß aller ihrer Vorzüge die Strenge der franz. Critik wohl nicht zu Gute halten dürfte. Dahin rechnen wir vor Allem schlechte Reime als z. B. (p. 1) dort und d'or, (p. 5) ici und ainsi, (p. 9) rougissent und gisent, (p. 60) bourg und tambour; ferner auch Hiatus z. B. p. 4. nid à ramier (das d in nid wird bekanntlich nie ausgesprochen.) p. 7. qu'est-ce? allons; (da man doch nach einem Fragezeichen nicht elidiren darf.) p. 10. est hantée u. s. w.; auch finden sich einige Male übel angebrachte Enjambemens z. B. p. 1. d'en doute p. 2. qu'après la messe dite p. 5. de t'appeler u. s. w. Und da wir denn einmal bei dem Aufzeichnen des Sündenregisters sind, wollen wir auch nicht verhehlen, daß sich der Verf. in Beziehung auf die Caesur oft zu große Freiheiten genommen, und die Regeln Boileau's verlegt hat. Der Ausdruck ist im Ganzen sehr gewählt und dem Originale entsprechend, nur für Einzelnes z. B. sein vigoureux (p. 3.), énormes cuisses (p. 8.), mollets (p. 8.), panse (p. 9.), brûle gueule (p. 17.), hätten sich wohl ohne große Mühe edlere Bezeichnungen finden lassen. In sprachlicher Hinsicht möchten wir bei einer zweiten Auflage, welche gewiß bald kommen wird, noch Einiges gefeilt sehen, z. B. p. 6. heißt es laver la lessive (statt fair 1. 1.) offenbarer Pleonasmus; ebendaselbst gebraucht Serr B. das Verb aider mit à (helfen) was doch nur in dem Sinne geht von secourir un homme trop chargé; p. 48. heißt es le canon hurle man sagt statt dessen wohl il tonne oder il gronde; ebenso sagt man im Franz. auch nicht, wie Hr. B. le chamois brame sondern vielmehr le chamois siffle, il n'y a que le cerf qui brame.

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Ungeachtet aller dieser kleinen Ausstellungen, in deren Aufstellung wir um so sorgfältiger gewesen, als sie Ref. bei der sonstigen Vortrefflichkeit des Werkchens sehr überraschten, ungeachtet mancher kleiner Härten, die bei einer zweiten Bearbeitung gewiß ganz schwinden werden, müssen wir die Uebersehung für sehr gelungen erklären, und wünschen ihr recht weite Verbreitung, Um zugleich dem Leser ein Bild von dem Verfahren des Verf. zu geben, lassen wir hier 2 kleinere Stücke von Seine folgen, deren deutscher Tert weit verbreitet ist.

I.

Lorsque tu seras morte, ô ma blanche colombe!
Je me ferai descendre avec toi dans la tombe;
Et ne penserai plus, hélas! dès ce moment,
Qu'à me serrer un peu, contre toi, doucement.
Et je t'embrasserai dès lors, comme je t'aime,
Toi, si tranquille enfin, et si froide, et si blême;
En attendant, avec un indicible émoi,
Que le dernier moment arrive aussi pour moi.
A minuit, tous les morts déposent leurs suaires,
Pour se mettre à danser autour des ossuaires;
Nous seuls, nous resterons dans la tombe endormis,
L'un sur l'autre appuyés, comme deux bons amis.

Au jour du jugement la fatale trompette
Retentira, pareille au bruit de la tempête,
De partout surgiront alors les trépassés;
Nous seuls, nous resterons dans la tombe enlacés.

II.

Quand je vois tes beaux yeux, tout chagrin m'abandonne;
Pour un petit baiser que ta bouche me donne,

Me voilà, de tous maux guéri complètement,

Quand je t'ai dans mes bras, je me crois au ciel même ;

Puisqu'il en est ainsi! quand tu me dis!

je t'aime!

Pourquoi donc aussitôt pleuré-je amèrement?

Französische Grammatik.

I. Französische Sprachlehre von Dr. E. Otto, desselben Sprachkunst, Sprachbuch und Lesebuch. Seidelberg 1844.

Die Ansicht des Verfassers über den Unterricht in der französischen Sprache ist, daß Formenlehre und Syntax, ehr als gewöhnlich zu geschehen pflege, getrennt werden müsse. Jene ist bei ihm Gegenstand der Sprachlehre, diese der Sprachkunst. Erstere, als „Anleitung zum Verstehen der französischen Sprache," enthält die Lehre von der Aussprache (Lautlehre) die Formenlehre und Sazlehre leptere leitet zum Anwenden (Können) der Sprache, zum Schreiben an und zerfällt, analog dem ersten Theile, in die Rechtschreibelehre, angewandte Formenlehre und spezielle Syntar des Zeitwortes. Diesen „propädeutischen Lehrbüchern entsprechen als Uebungsbücher das Sprachbuch und das Lesebuch.

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Hat man sich einmal mit diesen etwas fremdklingenden und auf den ersten Blick verwirrenden Benennungen vertraut gemacht, so kann man der Ansicht des Verfassers über Anordnung des Stoffes nur beistimmen. Freilich ließ es sich bei dieser beabsichtigten stengen Trennung von Formenlehre und Syntar kaum vermeiden, daß einige Abschnitte in beiden Lehrbüchern fast ganz übereinstimmen und daß mitunter Syntaktisches vorkommt, was noch nicht erläutert ist. In beiden Büchern folgen auf die einzelnen Abschnitte Uebungsbeispiele; im zweiten Cursus sind sie deutsch, im ersten französisch, nach der richtigen Ansicht, daß auf der ersten Stufe der Schüler den Saß nur anschaut, ohne sich über die Sazverhältnisse Rechenschaft zu geben. Nur scheint der Verfasser zu viel gethan zu haben, indem er Interlinearübersegungen beigegeben hat. Ebenso möchte es zu tadeln sein, daß im Sprachbuch außer der Erklärung der Wörter unter dem Texte zum Schluß noch die deutsche Uebertragung sämmtlicher französischen Stücke beigefügt ist. Liztere scheint überflüssig, insofern beim Memoriren welches der Verfasser dabei besonders im Auge hatte die Erklärung den Schüler in Stand seßen kann und muß, sowohl die deutsch gestellten Fragen des Lehrers in's Französische zu übertragen, als auch umgekehrt die fremden Beispiele wenig stens richtig und dies möchte wol für's erste genügen in die Muttersprache zu übertragen, während jeßt der Lernende mehr zum Auswendiglernen als zum Denken veranlaßt wird.

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Uebrigens ist es ein Vorzug des Büchleins, daß nicht abgerissene Säße sondern vollständige Sprachstücke dem Schüler geboten werden. Auch das Leses buch (für die zweite Stufe) ist mit vieler Umsicht zusammengestellt. Der Stoff ist sprachrein, mannichfaltig und der Fassungskraft so wie dem Interesse der Jugend durchaus angemessen.

Ueberhaupt möchte wol das Verdienst dieser Schriften, wie der Verfaffer selbst meint, in der einfachen, faßlichen Darstellung und Entwicklung der Sprachformen, sowie in der planmäßigen Anordnung zu suchen sein. Leider wird aber der Gebrauch derselben durch andere Mängel verkümmert, welche beim Unterricht große Vorsicht von Seiten des Lehrers nöthig machen. Denn wenn auch nicht verlangt werden kann, daß eine Grammatik gleich einem Compendium Alles und Jedes enthalte, so kann man doch billig die Anforderung stellen, daß die sachlichen Angaben durchaus richtig und relativ vollständig seien. Was in beiden Beziehungen als verfehlt erscheint, soll in Folgendem der Hauptsache nach angegeben werden.

1) Sprachlehre.

= a

In §. 6. fehlt die Aussprache des ai in faisant u. s. w. und Montaigne bei ay die von Mayence, Bayonne sowie des ao o in taon, Saône u. A., in paon, Laon, u. A.

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§. 13. ch ist stumm in almanach und lautet wie g in drachme; f ist stumm nicht nur in den Pluralen nerfs, cerfs, oeufs, boeufs sondern auch in boeuf gras, nerf de boeuf; desgleichen 1 außer in zwei- und mehrsylbigen Wörtern auf il, auch in allen Eigennamen vor d, r und t, und in einigen Städtenamen wie Toul und Vesoul. p wird gehört vor einem t in exemption, impromptu. Q(u) lautet nicht allein wie ein deutsches k, sondern sehr oft wie ku und kü; x wie ein weiches s in den Ableitungen von deux und six, wie gs in vielen Eigennamen und wenn ein Vokal folgt.

§. 44. heißt es „die Adjektiva auf al verwandeln diese Endsylbe im Plural der männlichen Form in aux," ohne daß von Wörtern wie fatal, final, frugal, nasal, théatral u. A. die Rede ist. Sehr richtig theilt der Verfasser die Beiwörter (adjectifs) in Bestimmungswörter, (adj. déterminatifs), und Eigenschaftswörter, adjectifs qualificatifs. Zur ersten Klasse gehören die adjectifs démonstratifs (ce, ce- ci u. s. w.) Die adjectifs possessifs (mon, ton . . .) Die adjectifs interrogatifs (quel u. s. w.) und die adjectifs numéraux (Grund-, Ordnungs- und unbestimmte Zahlwörter) — zur zweiten die eigentlichen Eigenschaftswörter und Mittelwörter. Danach bleiben als eigentliche stellvertretende Pronomina" 1) die persönlichen (Dingfürwörter), 2) die Beifürwörter (Bestimmungsfürwörter) pronoms adjectifs, a. die pronoms démonstratifs celui (ci), b. die pronoms possessifs, le mien u. f. w., c. die pronoms interrogatifs lequel u. s. w., d. die pronoms relatifs und e. die pronoms indéfinis.

"

Ein Irrthum ist es, wenn §. 93. das faut in Säßen wie „il me faut du pain« u. s. w. von faillir hergeleitet wird, „dessen Particip nicht existire“. Beide Behauptungen sind falsch; bildet doch der Verfasser selbst: il lui a fallu de l'argent. Das Participium failli steht in jedem Wörterbuch. Eben so wenig stimmt damit, wenn §. 133. der „Sprachkunst“ nach il faut que l'homme travaille angeführt wird, — il me faut un couteau, „ich brauche ein Messer." - Es war

statt dessen einfach zu sagen

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faillir ist persönlich (le coeur me faut) und

falloir unpersönlich (il me faut de l'argent, nicht l'argent me faut).

§. 93. Nr. 3. (Sprachkunsi §. 132.) war zu den Beispielen il manqua un élève u. s. w. Die Beschränkung hinzuzufügen, daß das Substantiv bei dieser Inversion nicht den bestimmten Artikel vor sich haben darf.

Sprachkunst.

§. 26. waren die Beispiele der männlichen Ländernamen auf e durch le Bengale, le Mexique und le Péloponnèse zu vermehren.

§. 28. ist la héroine ein Irrthum; das Kapitel über die Mehrzahl der zusammengesezten Hauptwörter §. 36-37. ist sehr unvollständig; man vergleiche damit S. 47 und 48. der Franz. Gramm. von Müller, sowie mit §. 38. die Beispiele §. 46. dieses Buches.

Der §. 48. über die Auslassung des Artikels abweichend vom Deutschen, ist übersichtlich und bestimmt gefaßt; nur fehlen die Angaben über den entgegengesezten Fall — entendre la raillerie, savoir la latin, avoir le temps u. f. w. Unvollständig ist §. 53., welcher von dem Gebrauch des Genitivs de handelt, es fehlen Fälle wie quelque chose de grand, il y avait cent hommes de tués, un habit de soie, le nom d'Alba, le titre de professeur, douze pieds de hauteur, cest un drôlo d'homme. Ausnahme ist le mont Vesuve. Als Beispiel gegen die sonst allgemeine Regel, daß die Namen der Flüsse den bestimmten Artikel bei sich haben, läßt sich anführen Buffon (histoire des animaux quadrupedes) „le fleuve Niger."

§. 59. die Regel „bei Ländernamen auf die Frage wohin und wo heißt nach und in en ohne Artikel,“ ist in dieser Allgemeinheit unrichtig. Man sagt ebensogut dans la France, wie dans Paris, ale en France nur mit etwas verändertem Sinne. Vergl. Müller §. 882. Auch heißt es il est allé aux Indes, il est resté au Brésil.

Die Beispiele §. 64. 3 waren zu vermehren durch augmenter, diminuer, hausser u. A.

S. 67. Als vor einem Zahlwort heißt auch que, wenn nämlich das folgende Substantiv Subjekt eines unterdrückten Saßes ist, il travaille plus que cinq

autres.

Der Abschnitt über die Stellung der Adjektiva §. 72–76. bedarf vieler Zusäße und Beschränkungen, wie solche ausführliche Grammatiken angeben. Wie wenig bei dieser schwierigen Frage allgemeine Regeln ausreichen, zeigen folgende Beispiele: il n'était pas jusqu'à sa haute stature, à son imperative et brusque démarche et à ses yeux toujours pleins d'une rouge et ardente flamme, qui, ne complétassent l'ensemble de sa supériorité; und car d'abord il faudrait établir en quoi la science est absolument une chose bonne.

Die Regel S. 84., daß beim Imperativ die Pronomina nach demselben stehen, ist auf den einmal gesezten Imperativ zu beschränken: achetez-les, aber achetez-les et les payez.

§. 88. fehlt der Gebrauch des celui abweichend vom Deutschen vor dem Particip und Adjektiv, und dessen Auslassung wie im Lateinischen.

§. 95. Der Genitiv en wird als Casus vom Demonstrativum ce hingestellt; besser möchte er wol als Genitiv des Pronomen personale 3ter Person zu fassen sein.

Beim Abschnitt über die relativen Fürwörter §. 102. folgd. vermißt Referent die Angabe von qui- qui, voilà qui est beau, qui pis est u. s. w. In Betreff der Zeitwörter ist der Verfasser der vielfach vertretenen Ansicht, daß nur 3 regelmäßige Conjugationen zu statuiren seien (er, ir, re.) Wenn auch Ref. der Meinung ist, daß man diese drei auf zwei reduziren kann, fann er doch die angenommene Eintheilung aus praktischen Rücksichten nur billigen.

Der Abschnitt über die regelmäßigen Verba §. 122-425 ist übersichtlich und klar. Bei Gelegenheit der passiven Zeitwörter konnte bemerkt werden, daß besonders im Präsens die Verwandlung in die aktive oder reflexive Construktion vorzuziehen ist.

§. 145. die Regel, daß pas und point nach cesser, oser, pouvoir, savoir ausgelassen wird, wenn ein Infinitiv folgt, ist nicht unbedingt richtig. Dahin gehört auch n'avoir garde.

§. 144. (über ne nach plus und moins) enthält nur die Hälfte der Regel; es heißt il n'agit pas autrement qu'il pense u. s. w. Unter den Präpositionen §. 146. fehlt bei chez: de chez, bei dans: boire dans la main bei de vor mourir de froid, mit couvrir de bras, auf d'une étrange manière. Die Angabe über en ist ungenauer. Es heißt nicht „in der Eigenschaft als" sondern nach Art, wie; jenes ist comme. Auch findet sich nichts über den Unterschied zwischen parmi und entre.

§. 112. du côté heißt bald „auf der Seite," bald „nach der Seite hin“. §. 150. si mit dem Plusqueparf. Subj. und die Inversion vient Ciceron; restent quelques chapitres und a. scheint dem Verfasser nicht bekannt zu sein.

§. 163. erkennt der Verfasser nur je lui ai fait raconter cette histoire an und schreibt vor zu sagen, je l'ai entendu raconter cette histoire. Von laisser und voir in diesen Verbindungen finden wir kein Wort, so wie überhaupt keine erschöpfende Behandlung der Frage. Es war überflüssig unter die Zeitwörter, deren régime vom Deutschen abweicht, se rappeler qc. aufzunehmen, dagegen fehlt il fut obéi, il fut conseillé, parler (raison, politique u. s. m.) prétendre, tenir, user, échapper, taxer u. A.

§. 193. ist die Regel über den Gebrauch des subjonctif nach den Verbis des Beschließens, Entscheidens dahin zu vervollständigen, daß wenn diese im Präsens stehen, der abhängige Saß das Futurum hat. Ebenso ist §. 195. unvollständig; Säße wie: „j'admets qu'il y ait conséquence," "beaucoup d'hommes ne croient pas que l'âme est immortelle finden darin keine Erledigung.

§. 198. 2. Das verneinte nier hat auch nach Umständen den Indikativ nach sich man sagt eben so richtig je ne nie pas, que cela n'a causé beaucoup de chagrin, wie je ne nie pas qu'il n'ait fait cela!

§. 199. ist nicht ganz deutlich; es kommt bei der Frage über die Wahl des modus nach dem Superlativ nicht sowohl auf die historische als auf die subjective Gewißheit an. Ich sage "c'est le plus beau jardin que je connaisse," wenn ich mein Urtheil zurückhaltend ausspreche, als nicht unbedingt für mich feststehend; nicht, wie der Verfasser meint weil es noch schönere geben Archiv IV. 30

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