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zur zweiten Sylbe zieht und das e mit dem Laute des e in he, ne bezeichnet. Dagegen theilt Spiers solche Wörter orthographisch und orthoepisch ganz gleich, oder theilt sie vielmehr gar nicht ab (ein Verfahren, das schon an sich jedes tiefere Eindringen in den Geist der Lautgeseße der englischen Sprache ausschließt), und be= zeichnet das e der ersten Sylbe mit dem Laute des e in hen, men. Zwar könnte sich Hr. Spiers zur Rechtfertigung dieses Verfahrens auf die Autorität Sheridan's berufen, so wie auf James Knowles, der, wie in vielen anderen Punkten, so auch in diesem zur Bezeichnungsweise Sheridan's zurückgekehrt ist, sei es, um die vielleicht von ihm erkannte Halbheit, in die Walker offenbar hierbei verfallen ist (f. Princ. of Pronunc. Nr. 21. u. 26), nicht zu theilen; sei es, was wahrscheinlicher ist, um den schrecklichen Consequenzen zu entgehen, welche die nothwendige Folge dieser Halbheit sein müssen, wenn diese eben etwas Ganzes werden und so zu dem allein richtigen Verständniß der Lautgeseze der Sprache führen soll. Aber so und so viel Buchstaben aus der Sprache zu verlieren, schien ja schon Walker ein so entseßlicher Gedanke, daß er, wie eben gesagt, von der vollen Consequenz des von ihm eingeschlagenen, allein richtigen Verfahrens zurückgewichen ist, weßs. halb es uns denn auch nicht Wunder nehmen darf, wenn James Knowles vorgezogen zu haben scheint, sich auf solche Fährlichkeiten lieber gar nicht einzulassen. Dürfte man arnehmen, daß ähnliche Rücksichten vielleicht auch Hrn. Spiers geleitet hätten was jedoch noch sehr zu bezweifeln steht, so wäre in Bezug auf unseren Verf. vor Allem zweierlei einzuwenden. Einmal bleiben sich auch ihrerseits weder Sheridan noch Knowles in diesem Punkte consequent; denn wenn in der Anfangssylbe z. B. von es-cape, es-tate, das e geschlossen gesprochen werden soll, wie in hen, men, wie Sheridan und Knowles es allerdings bezeichnen, so läßt sich daraus kein Grund geltend machen, warum nicht auch das e 3. B. in des-patch, des-pair, mit demselben geschlossenen Laut des e gesprochen werden soll und muß. Und doch bezeichnen sowohl Sheridan als Knowles das e dieser letteren Wörter vielmehr mit dem geschlossenen Laute des i in pin, bit als dis-patch, dis-pair etc. Darin liegt offenbar ein Widerspruch und zugleich eine Ungenauigkeit, so daß ohne allen Zweifel Walker allein hier den richtigen Weg betreten hat, indem er Wörter wie es-cape, es-tate, des-patch, des-pair etc. orthoepisch e-scape, e-state, de-spatch, de-spair etc. abtheilt, und so in beiden

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Fällen dem e seinen offenen Laut erhält, wie ihn das Leben, selbst der tägliche Gebrauch, gebieterisch verlangt. Denn obschon Johnson die früher übliche Schreibung dispatch verbessert und das Wort in gleiche Kategorie mit des-pair, es-cape etc. gesezt hat, so bewirkte doch diese orthographische Verbesserung in der Aussprache desselben nicht die allergeringste Veränderung *) Sodann und das ist das Zweite geht ja aber bei dieser Behandlungsweise der englischen Orthoepie für die Sprache selbst durchaus nichts verloren; denn wenn auch, wird dabei mit voller Konsequenz verfahren, in unaccentuirten Sylben allerdings gar mancher Doppelconsonant durch Vereinfachung verloren geht und verloren gehen muß, wie in af-fect, ap-pear, es-sential, efface, of-fend etc. etc., so wird dieser Verlust, wenn es einer ist, in accentuirten Sylben durch Verdoppelung eben so vieler einfacher Consonanten reichlich wieder eingebracht (f. Princ. of Pronunc. Nr. 24). Die Sprache an sich, die Schriftsprache, wird also dadurch auf keinerlei Weise beeinträchtigt, vielmehr aber für sie, als gesprochene Sprache, jenes feine dem Ohre so wohlthuende, obschon dem Auge widersprechende phonetische Gegenspiel und nothwendige lautliche Gleichgewicht gewonnen, wodurch sie erst ihre volle Schönheit und ihr volles Verständniß erhält. (Vergl. im Archiv meine Abhandlung über den euphonischen Moment in der englischen Sprache. **) Wenn nun aber Hr. Spiers,

*) The word despatch

sagt Walker till Dr. Johnson corrected it, was always written with an i; and now it is corrected, we do not find the bast difference in the pronunciation. Diese Neigung der geschlossenen Vocallaute unbetonter Sylben zu den offenen erkennt ja auch Sheridan unwillkührlich selbst an, indem er z. B. Wörter wie en-dow, em-balm etc. mit in-dow, im-balm bezeichnet.

**) Ich kann nicht umhin, den Leser hierbei auf einen Passus hinzuweisen, ben unser Archiv Band 1, S. 463 als Bruchstück aus einem der Briefe Richard Caren's (im 16. Jahrh.) mittheilt, wo derselbe sich über die Sweetness der englischen Sprache ausläßt. Diese Sweetness ist der englischen Sprache sicherlich nicht abzusprechen, ja ist ihr in hohem Grade eigen, wird aber durch das richtige Verständniß des Accents und eine richtige Analyse der Aussprache überhaupt wesentlich mitbedingt. Denn nach den Aussprachsystemen von Sheridan und Walker verlieren eben so gewiß Tausende von Wörtern jede Art Sweetness und machen vielmehr einer oft recht handgreiflichen Harshness Plag, wie ich es in der genannten Abhandlung nachgewiesen zu haben glaube. Schade, daß wir von der Aussprache des Englischen früherer Zeiten keine sicheren Nachrichten haben.

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um auf ihn zurückzukommen, in jedenfalls völlig mißverstandener Consequenz, neben es-cape, es-tate etc. auch Wörter wie despatch, des-pair etc. mit dem geschlossenen Laut des e in hen, men bezeichnet, so steht er hiermit unter allen Orthoepisten nicht nur als völlig vereinzelt da, sondern kann auch unmöglich dem Vorwurf entgehen, den Franzosen die richtige Einsicht in die Lautgeseße der englischen Sprache nunmehr vollends völlig verschlossen zu haben, so daß von ihnen das Rechte, in diesem Punkte wenig= stens, weit eher in jedem andern Werke über englische Aussprache wird erkannt werden können, als in dem seinigen, was von der Kritik nothwendig als ein Rückschritt bezeichnet werden muß. Eins jedoch hat Spiers unstreitig vor Walker voraus, eine bessere Schematisirung der Vocallaute; die Laute z. B. des a in fate, fat, far erscheinen bei ihm nicht als 1, 4, 2; noch die von o in note, not, nor als 1, 4, 3, sondern ganz folgerecht als 1, 2, 3, so wie ja auch Walker die Laute des i und u in pine, pin; tube tub mit 1 und 2 bezeichnet, aber bei diesen lezteren die durch r veranlaßte Modifikation der zweiten (kurzen) Laute unberücksichtigt gelassen hat, welche Modifikation Spiers durch alle Vocale hinburch sehr passend mit 3 bezeichnet hat. Nur scheint Spiers dieses gewiß ganz richtige Verhältniß der einzelnen englischen Vocallaute zu einander fast nur durch Zufall oder einen glücklichen Griff so bestimmt und gestellt zu haben, denn einen innern Grund dafür gibt er nicht nur nicht, sondern beweist zugleich durch die That, daß ihm das tiefere und eigentliche Verständniß der Sache wirklich abgeht. So z. B. bezeichnet er auf seiner Lauttabelle (Vorr. XVI.) den Lautunterschied des e in met und her, wofür Walker bekanntlich nur Ein Lautzeichen gibt, nämlich sein zweites øder kurzes e, gar nicht unpassend durch "mett" und "heur, indem er das e in met mit 2, das von her in 3 bezeichnet. Schlägt man aber im Wörterbuche selbst nach, so findet man bei her wiederum nur diese eine, auf der Tabelle gegebene, Bezeichnung, was aber hier als ein großer Irrthum zu rügen ist. Denn so (heur) kann das Wort nur lauten, wenn ein Nachdruck darauf gelegt wird, aber ohne Nachdruck ausgesprochen, wie es ja doch bei weitem am häufigsten gesprochen wird, fällt der Vocallaut dieses Pronomens ganz mit dem Laute des unbetonten e in hider, highlander, higgler etc. zusammen, von dem auch der flüchtigste Beobachter bemerken muß, daß er ein ganz anderer ist, als der des e in her, wenn das Wörtchen mit Nachdruck oder Accent gesprochen wird. Sieht man

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nun aber Hrn. Spiers das e in her, und das tonlose e in higher, higgler etc. als völlig gleich bezeichnen, so möchte fast Zweifel entstehen, ob ihm das Warum des Lautunterschieds zwischen dem e in met und her wirklich klar gewesen ist (f. Princ of Pron. 100.); gewiß geht aber aus dem Ganzen hervor, daß. ihm auch hier das richtige Verständniß des Accents durchaus unklar und verschlossen geblieben ist, ohne welches nun aber einmal die Lautverhältnisse per Sprache überhaupt nicht verstanden werden können. Die Franzosen müßte man aber über diesen Punkt um so mehr in's Klare sczen, als sie so sehr geneigt sind, die Endsylben der Wörter merklich zu betonen. · Sehr seltsam ist auch, daß Hr. Spiers von den kurz-offenen Lauten der englischen Vocale (Princ. of Pron. 10) nur Einen als wirklich kurz und offen behandelt, nämlich den Laut des i in vanity, fidelity etc., den er als ein 4tes i aufführt; die vier anderen Laute gleichen Charakters aber entweder mit dem kurzen (geschlossenen) Laut, wie a, oder mit dem langen bezeichnet, wie e, o, u, so daß er für die Laute des a in fat und about, des e in be und behaviour, des o in no und notation, des u in cube und particular immer nur Ein Lautzeichen gibt, während doch zur Erreichung einiger Genauigkeit in der Bezeichnung der Aussprache dieser Vocale durchaus zwei besondere Lautzeichen nöthig sind. Dagegen fallen die Laute des e in behaviour øder des zweiten e in elegant und des i in-vanity in Einen gemeinsamen Laut zusammen, wie sie auch Walker mit Recht völlig gleich bezeichnet; allein Hr. Spiers gibt dafür zwei besondere Lautzeichen, sein 4tes i, zur Bezeichnung des kurzeffenen Lautes von i, und sein 1stes e, zur Bezeichnung des gleichen Charakters dieses leztern Vocals, wodurch er denn gleich von vornherein das richtige Berhältniß der Laute zu einander Serrückt, während er doch hier nur Walker zu folgen brauchte, um wenigstens consequent zu sein. Aber so ist es leider bei der Behandlung der englischen Orthoepie von jeher gegangen. Gleich Walker glaubte an seinem Vorgänger Sheridan deuteln, ja ihn förmlich umformen zu müssen; und das Resultat war, daß er, nach meiner Einsicht und Ueberzeugung, die Sprache an den Rand des Verderbens gebracht hat, wiewohl gar nicht zu leugnen, daß er gar Manches auch richtig gesehen. Gerade an diesem Lepteren aber haben seine eigenen Nachfolger wieder am meisten zu deuteln gefunden; jeder Einzelne von ihnen glaubte daran bessern und von dem Seinigen etwas hinzuthun zu müssen, bis zulezt das bischen

Licht und Wahrheit wieder verloren und das angebahnte richtige Verständniß der Sache in die finstere Nacht zurückgezogen worden ist, von der wir die englische Orthoepie ganz besonders auch in dem Werke des Hrn. Spiers umgezogen finden und deren dichten Schleier wir eben durch diesen ersten Theil unserer Kritik in etwas zu lüften bemüht gewesen sind. Wir gehen nunmehr zur Besprechung des lexikalischen Theils des Buches über.

Hier haben wir weniger, oder, wenn man will, noch mehr gegen Hrn. Spiers einzuwenden. Es kömmt eben darauf an, wie man die Sache ansieht. Soll ein Wörterbuch nichts als eine bloße Wörtersammlung sein, ein Vocalbularium, oder eine Art Wechsels buch, wo die Wörter nur für willkührliche Zeichen stehen, wie wenn man mit Mager sagte: „hier ist ein deutscher Gulden hier ist dafür ein Zweifrankenstück und zwei Sous" — so möchte des Verfs. Arbeit im Ganzen befriedigend und brauchbar genug sein. Sagt aber schon Leibniz, „daß die Worte nicht eben so willkührs lich oder von ungefähr herfürkommen, als einige vermeinen, wie dann nichts ungefähr in der Welt, als nach unserer Unwissenheit, wenn uns die Ursachen verborgen“ und hat er damit Recht, so dürfte Hrn. Spiers Arbeit ihrer ganzen Anlage nach, als eine noch schr unvollkommene, ja dürftige erscheinen. Denn von einer genetischen Deduction, von einem tiefern geistigen Zusammenhang der Wörter und der in ihnen verkörperten Begriffe und Anschaus ungen, kurz von Lexikographie im höhern Sinn müssen wir abstras hiren, wenn uns die Arbeit des Hrn. Spiers genügen soll. Ich greife, ohne vieles Suchen, ein Paar Wörter aus seinem Werke heraus um das Gesagte daran klar zu machen oder zu beweisen. Von dem Worte, Burden, Burthen" . B. führt Spiers folgende Bedeutungen und in folgender Reihe und Weise auf, als 1) (au figuré) *) fardeau; 2) (au figuré) charge, (impôt); 3) refrain; 4) (commerce maritime) contenance, capacité; 5) (marine) port." Zuerst begreift man hierbei nicht, warum die erste und zweite Bedeutung dieses Worts eine figürliche sein soll; denn burden, Bürde, Last, ist eben das, was getragen wird (als Passivform von përan tragen), in eigentlicher wie übertragener Bedeu

*) Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, daß dafür in dem Buche de sondere Zeichen und Abkürzungen gebraucht sind.

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