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Grammatik.

C. Ebler, die deutsche Sprachbildung, nach ihrem gegenwärtigen Standpunkte. I. Thl. Die Begriffe und ihre Formen. 2 Thlr.

Hülfsbücher.

Kleine theoretisch-praktische Grammatik der deutschen Sprache für Volksschulen von L. Hibeau. 8 Sgr.

A. Lübben, der nibelunge not. In fortlaufendem Auszuge zunächst für die Schule zusammengestellt. 1⁄2 Thlr.

\W. Wackernagel deutsches Lesebuch. Neue durch e. Handb. der Literat. Geschichte verm. Ausgabe in 27 Heften. 1.-4. Heft à Thlr.

2. Kellner, Prakt. Lehrgang für den deutschen Sprachunterricht. 3⁄4 Thlr. H. E. Apel, deutsches Lesebuch für untere und mittlere Klassen. 11⁄2 Thlr. Bormann, methodische Anweisung zum Unterricht in den deutschen Stylübungen. 4te verbesserte Auflage. (Berlin 1847.) 171⁄2 Sgr.

E. Lenz, Elementarbuch der franz. Sprache für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten. 3⁄41⁄2 Thlr.

F. M. Trögel, der kleine Franzose. Neues praktisches franz. Elementarbuch für Schule und Haus. 71⁄2 Sgr.

Trögel, französisches Lesebuch. 2. Aufl. (Leipzig 1847.) 25 gr.

Fr. Schubart, franz. Lesebuch mit Vorgrammatik und schriftl. Aufgaben zum Schulgebrauch. I. Curs. 12 Sgr.

Une chaîne c. p. E. Scribe, herausgegeben mit gram. und erkl. Anmerkungen von F. Strathmann. 6 Sgr.

Neuer Deutsch-Franzos; enthält kurze Gespräche, Redensarten, Germanismen und Synonymen von A. Albrecht. 10 Sgr.

G. E. A. Wahlert, Anleitung zum Sprechen des Englischen. 1. Bändchen.
Enth.: Emma, die kleine Lügerinn, Lustsp. in 3 Abth. 71⁄2 Sgr.
Newmann-Sherwood, Engl. Lesebuch nach dem Natursystem des Sprach-
Unterrichts. 1 Thlr.

G. F. Graham, English or the art of composition (Longman). 7 s.
C. Munde, Erster Unterricht im Englischen. 3. Aufl. 11⁄2 Thlr.

L. A. Spearmann, Englische Sprachlehre für Deutsche. 4. Aufl. 1 Thlr. W. Ross. An elementary etymological manual of the english language for the use of schools; to which are prefixed practical observations on teaching etymology. (Longmann.) 6 d.

Alfred Baskerville, Prakt. Lehrbuch der engl. Sprache. 10 Sgr.

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Die ungeheure Erschütterung aller Verhältnisse in Folge der mit

dämonischer Titanengewalt alle Leidenschaften entfesselnden französischen Revolution mußte Goethe's weiches, den übermächtigen Eindrücken wilder Naturkräfte erliegendes Gemüth aller Fassung be= rauben und ihm vorerst jede vorurtheilsfreie Betrachtung dieses cine neue Ordnung der Dinge begründenden Weltereignisses unmöglich machen. Erst allmählig sammelte er sich wieder von der schrecklichen Bestürzung, die sein innerstes Wesen ergriffen hatte, und gewann Muth und Kraft zu gerechterer Beurtheilung, indem er die natürliche Nothwendigkeit dieses vulkanischen Ausbruchs anerkannte und die Grundlage des einzig wahren Staats- und Völkerglückes im Gegensaße zu den zerstörenden Mächten der Verneinung darstellte. Diese ruhigere Betrachtung suchte er zunächst in der, wie es scheint, bereits 1791, gleich nach dem Großcophta unternommenen Reise der Söhne Megaprazon's" darzulegen, deren Anfänge er auf dem Zuge nach der Champagne mit sich führte und auf der Rückreise in Pempelfort (Nov. 1792) zu geringer Erbauung seinen ganz andere Erwartungen hegenden Freunden mittheilte. Ich hatte seit der Revolution, mich von dem wilden Wesen einigermaßen zu zerstreuen, ein wunderbares Werk begonnen, eine Reise von sieben (?) Brüdern verschiedener Art, jeder nach seiner Weise dem Bunde dienend, durchaus abenteuerlich und märchenhaft verworren. Aussicht und Absicht verbergend, ein Gleichniß unsers eigenen Zustandes. Man verlangte eine Vorlesung, ich ließ mich nicht viel bitten und rückte mit meinen Heften hervor; aber ich bedurfte auch nur wenig Zeit, um zu bemerken, daß Nies Archiv IV.

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mand davon erbaut sei. Ich ließ daher meine wandernde Familie in irgend einem Hafen und mein weiteres Manuscript auf sich selbst beruhen" (B. 25, 155). Nur ein Stück des Planes und ein paar ausgeführte Kapitel dieses an den Pantagruel" von Rabelais anlehnenden Romans sind erhalten, aber bisher fast ganz unbeachtet geblieben, obgleich sie in Bezug auf Goethe's politische Ansicht, so wie wegen ihres Verhältnisses zur natürlichen Tochter“ sehr wichtig sind und zu einer genauern Analyse und Ergänzung jeden Freund des Dichters einzuladen scheinen.

Megaprazon verehrt im Pantagruel seinen Urgroßvater, der unter andern die Inseln der Papimanen und der von ihnen unterjochten Pavesiguen 1), die Laterneninsel 2) und das Orakel der heiligen Flasche 3) entdeckt hat. Der Name Megaprazon, d. h. ,,der Großes vollbringt" (sollte eigentlich Megaprasson, μéɣa μέγα #ędʊʊov, lauten), deutet auf den Gedanken hin, welcher dem gan= zen Romane zu Grunde liegt, daß Großes nur dann geschehen könne, wenn Jeder den ihm verliehenen Kräften und Anlagen ge= mäß zum Besten des Ganzen wirkt, wie dies in den Söhnen Megaprazon's ausgeführt wird. Diese haben alle griechische Namen, von denen zwei, Panurg und Epistemon, schon bei Rabelais vorkommen, der meist seine Benennungen von Ländern und Personen aus dem Griechischen nimmt. Gleich im ersten Kapitel lesen wir: Epistemon saß an dem Steuerruder und betrachtete mit Aufmerk

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1) Pantagr. IV, 45: Ung iour de feste annuelle a bastons, les bourguemestre, syndicz et groz rabiz Guaillardetz estoyent allez passer tempz et veóir la feste en Papimanie, isle prochaine. Lung deulx, voyant le pourtraict papal (comme estoyt de louable coustume publicquement le monstrer es iours de feste a doubles bastons) luy feit la figue. (Vgl. meine Bemerkung zu der Ueberseßung der römischen Satiriker S. 348). Qui est, en ycelluy pays, signe de contemnement et derision manifeste. Pour ycelle vanger, les Papimanes, quelques iours apres, sans dire guare, se meirent tous en armes, surpreindrent, saccagearent et ruynarent toute lisle des Guaillardetz, taillarent a file despec tout homme pourtant barbe. Es femmes et couvenceaulx pardonnarent. Feurent faictz esclaves et tributaires, et leur feut impousé nom de Papefigues, parceque ou pourtraict papal avoyent faict la figue.

2) Le pays de Lanternois. Pantagr. IV, 5. V, 32. 33.

3) Das Orakel der heiligen Flasche (L'oracle de la dive bouteille oder Bacbuc) war das eigentliche Ziel der Fahrt Pantagruel's. Vgl. Pantagr. IV, 1. V, 34 ff.

famkeit die Windrose und die Charten; Panurg strickte Neze, mit denen er schmackhafte Fische aus dem Meere hervorzuziehen hoffte; Euphemon hielt seine Schreibtafel und schrieb, wahrscheinlich eine Rede, die er bei der ersten Landung zu halten gedachte; Alkides lauerte am Vordertheil, mit dem Wurfspieß in der Hand, Del= phinen auf, die das Schiff von Zeit zu Zeit begleiteten; Alciphron trocknete Meerpflanzen und Eutyches, der jüngste, lag auf einer Matte in fanftem Schlafe." Epistemon, der älteste der Söhne, ist seinem Namen nach der Wissende, der Weise; Panurg der Listige, Schlaue, woher wir ihn Fische fangen, wie Epistemon am Steuer sehen. Euphemon, wofür man die richtige Form Euphemus oder Euphem erwartete, bezeichnet den Beredten; Alfides den Starken; Alciphron (warum nicht Alfiphron, wie Alkides) den Muthigen, Ausdauernden; Eutyches den Glücklichen. Der Leßtere, den der Dichter als einen schönen Jüngling mit blauen Augen, blonden Locken und scharfen Sinnen bezeichnet, soll offenbar durch seine sinnlichen Reize Glück machen, wie es so Vielen, welche durch Körperschönheit sich auszeichnen, gelungen ist. Somit wären also in den Söhnen des Megaprazon Weisheit, Schlauheit, Beredtsamkeit, Stärke, Muth und Schönheit vertreten. Sechs Söhne finden wir hier und im Plane, während Göthe in der oben angeführten Stelle von sieben spricht. Wir erinnern hierbei gelegentlich an seinen in frühester Jugend ersonnenen Roman „von sechs bis sicben Geschwistern, die von einander entfernt und in der Welt zerstreut sich wechselseitig Nachricht von ihren Zuständen und Empfindungen geben" (B. 20, 146).

Der Plan beginnt mit den Worten: „Megaprazon erwacht und ruft Epistemon. Nachricht von den Söhnen. Sie kommen an. Anrede. Sie haben sich proviantirt. Lobrede auf die Häuslichen. Es wird Alles eingeschifft. Man geht zu Schiffe. Golfo von Neapel. Weitere Reise. Fäßchen und Rede des Megaprazon. Gedanken der sechs Brüder. Megaprazon wirft das Fäßchen in's Meer. Entseßen. Weitere Reise. Der Steuermann behauptet, sie seien bei der Insel Papimanic. Streit darüber. Entscheidung.' Die in mehreren Punkten vom Plane abweichende Ausführung dieses Theiles bilden die zwei ersten Kapitel, von denen aber das zweite nicht ganz vollendet ist. Der Roman beginnt nicht mit dem Erwachen des Megaprazon und den Vorbereitungen zur Reise, sondern führt uns gleich in die Mitte des Meeres, wo die Brüder, nachdem sie den langweiligsten Theil der Fahrt überstanden haben,

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bald Land zu sehen hoffen. Ferner fährt Megaprazon nach dem Plane mit seinen Söhnen, er redet sie auf der Fahrt an und wirft das vermuthlich mit Geld gefüllte Fäßchen in's Meer, während er nach der Ausführung dem Epistemon einen Brief übergeben hat, den dieser auf einer von ihm bestimmten Höhe des Meeres öffnen und seinen Brüdern mittheilen soll. In diesem Briefe schreibt er, ihnen sei es vorbehalten, die Ehre seines Aeltervaters Panta= gruel, dessen Unermüdlichkeit so viele Inseln entdeckt habe, wieder aufzufrischen und sich selbst unsterblichen Ruhm zu erwerben. „Jeder von euch hat, durch den Einfluß eines eigenen günstigen Gestirns, eigne Gaben von der Natur erhalten. Ich habe Jeden nach seiner Art von Jugend auf gepflegt, ich habe es euch an nichts fehlen lassen, ich habe den (dem?) ältesten zur rechten Zeit eine Frau gegeben, ihr seid wackere und brave Leute geworden. - Euer kleines künstlich gebautes Schiff ist mit Allem ausgerüstet, und euch selbst kann es an nichts fehleu; denn vor eurer Abreise gab ich einem Jeden zu bedenken, daß man sich auf mancherlei Art in der Fremde angenehm machen, daß man sich die Gunst der Menschen auf verschiedenen Wegen erwerben könne. Ich rath' euch daher, wohl zu bedenken, womit ihr außer dem Proviánt, ver Munition, den Schiffsgeräthschaften euer Fahrzeug beladen, was für Waaren ihr mitnehmen, mit was für Hülfsmitteln ihr euch versehen wolltet. Ihr habt nachgedacht, ihr habt mehr als eine Kiste auf das Schiff getragen, ich habe nicht gefragt, was sie enthalten." Nur mit dem Gelde hat er sie getäuscht, da die sechs Fäßchen, die er ihnen gegeben, kein Geld enthalten. Die Absicht Megaprazon's ist schwer zu verkennen. Seine Söhne sollen sich allein auf die von der Natur ihnen verliehenen Fähigkeiten und Anlagen angewiesen und zur zweckmäßigen Benußung derselben veranlaßt sehen. Dies ist auch bestimmt genug in den Worten angedcutet: „Die Vorlesung war noch nicht geendigt, als schon die Absicht des Vaters erfüllt war; Jeder hatte schon bei sich die Schäße gemustert, womit ihn die Natur ausgerüstet, Jeder fand sich reich genug, Einige glaubten, sich mit Waaren und anderen Hülfsmitteln wohl versehen, man bestimmte schon den Gebrauch voraus.“

Am andern Morgen sieht Eutyches im Nordosten zwei Inseln, von denen die eine rechts, lang und flach, in der Mitte gebirgig zu sein scheint, die andere links sich schmäler zeigt und höhere Berge hat. Epistemon hält nach seiner Karte die eine rechts für

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